Es gelte das Motto: "Alles wird gut, aber derzeit ist nix besser." Das Problem sei dabei nicht das gelegentliche Unterstützen der Kinder, meinte die Leiterin der AK-Abteilung Bildungspolitik, Gabriele Schmid. "Ab und zu Vokabel Lernen macht vielleicht sogar Spaß." Es könne aber nicht sein, dass die Verantwortung für den Lernerfolg der Kinder in die Wohnzimmer der Familien abgewälzt werde, so Kaske.
Am häufigsten lernen die Eltern von Volksschülern mit ihren Kindern: 56 Prozent tun dies täglich, 19 Prozent zwei- bis dreimal und zehn Prozent einmal pro Woche. Besser sieht es an den Ganztags-Volksschulen aus: Aber auch hier helfen 23 Prozent der Eltern jeden Tag. "Das ist immer noch viel zu viel", so Schmid. Der Bund sollte die Mittelvergabe an die Länder deshalb stärker mit Qualitätskontrollen verknüpfen.
In der AHS-Unterstufe, den Haupt- und Neuen Mittelschulen sind jeweils rund 30 Prozent der Eltern täglich mit den Kindern am Lernen, der gleiche Prozentsatz unterstützt die Kinder zwei- bis dreimal pro Woche. In den Oberstufen reduziert sich dieser Prozentsatz dann deutlich - jeweils ein Viertel ist aber auch hier mindestens einmal pro Woche als Nachhilfelehrer aktiv. "Die elterliche Unterstützung wendet sich da schon ins Finanzielle", so Schmid. Rechnet man die elterliche Lernhilfe in Vollzeitäquivalente um, kommt man auf rund 48.000 Beschäftigte.
Bezahlte Nachhilfe nehmen zwölf Prozent der Familien in Anspruch. Am höchsten ist der Prozentsatz hier bei AHS-Oberstufenschülern (26 Prozent), gefolgt von den Jugendlichen an berufsbildenden höheren Schulen (BHS) mit 19 Prozent und den AHS-Unterstufenschülern mit 16 Prozent. Die Ausgaben belaufen sich dabei über alle Schularten gerechnet auf durchschnittlich 666 Euro im Jahr: Die höchste finanzielle Belastung gibt es auch hier bei den AHS-Oberstufenschülern (865 Euro), gefolgt von den BHS (701 Euro) und den AHS-Unterstufen (695 Euro). Besonders stark nachgefragt wird Nachhilfe in der Mathematik (60 Prozent), gefolgt von den Fremdsprachen (44 Prozent).
Doppelt benachteiligt sind laut Kaske Kinder von Eltern, die selbst nur geringe Schulabschlüsse haben: Diese könnten einerseits den Kindern nicht helfen, sich aber umgekehrt auch bezahlte Nachhilfe seltener leisten.
Lösungsansätze sieht die AK etwa im Ausbau des Förderunterrichts an den Schulen. Dieser werde aufgrund komplizierter und bürokratischer Vorgaben zu selten angeboten. So müsse etwa an den AHS eine gewisse Gruppengröße erreicht werden, dazu müssten dafür auch noch ausreichend Lehrer-Unterrichtsstunden und ein Raum zur Verfügung stehen, so Schmid.
Bildungsministerin Heinisch-Hosek setzt im Kampf gegen den hohen Nachhilfeaufwand auf die Ganztagsschule. Eine ganztägige Betreuung verringere Aufwand und die Kosten für Nachhilfe beträchtlich, so die Ministerin. "Ich will Ganztagsschulen ohne Hausübungen. Die Eltern sollen mit den Kindern den Rest des Tages in Ruhe, mit Freizeit verbringen und nicht mit Hausübung Schreiben und Nachhilfe bezahlen", so Heinisch-Hosek. Die Regierung investiere daher bis 2018 insgesamt 400 Millionen Euro in den Ausbau der Ganztagsschule.
Die FPÖ stößt sich dagegen an den "Ganztagsschulfanatikern" in der SPÖ. Die Vizepräsidentin des Kärntner Landesschulrats, Elisabeth Dieringer-Granza (FPÖ), appellierte an die Arbeiterkammer, "auch hier reinen Wein einzuschenken, denn die Ganztagsbetreuung ist auch nicht kostenlos". Die Wahlfreiheit zwischen halb- und ganztägigem Unterricht müsse in Österreich unbedingt erhalten bleiben und die finanzielle Belastung für Eltern reduziert werden.
(Quelle: salzburg24)