Obwohl der Präsident im Iran nur beschränkte Befugnisse hat, gleicht das deutliche Votum der Mehrheit der rund 51 Mio. Iraner einer deftigen Ohrfeige für den Obersten Geistlichen Führer Ayatollah Ali Khamenei, der in allen Fragen das letzte Wort hat. Denn gerade Rohani hat angekündigt, ''sehr vieles anders'' zu machen.
Die Iraner haben bei der Wahl sehr deutlich klargemacht, dass sie vom Konfrontationskurs der Hardliner und der Ultrakonservativen genug haben und einen Vermittler und Brückenbauer als Visitenkarte ihres Landes sehen wollen.
Da der in der Anfangsphase gewünschte und in allen Umfragen bestplatzierte Pragmatiker, Ex-Präsident Ali Akbar Hashemi-Rafsanjani nicht zugelassen wurde, quittierten sie ihren Unmut darüber mit einem klaren Wunsch nach Wandel und stimmten für dessen politischen Ziehsohn.
"Es gibt einen Gott, die Wahl Rohanis ist der beste Beweis dafür. Der Wächterrat und Khamenei stoppten Rafsanjani, obwohl er alles, was die Islamische Republik heute repräsentiert, aufgebaut hat und da hat Gott seine Rache gezeigt und dafür gesorgt, dass das Erbe des Revolutionsvaters Khomeini nicht beschädigt wird'', meinte einer der Anhänger Rohanis, Esfandiar T., im Gespräch mit der APA.
Glauben konnten es die jungen Menschen, die sich in allen Landesteilen versammelt hatten erst, als das Innenministerium das offizielle Endergebnis bekannt gab. ''Nachdem sie uns unsere Stimmen für (den unter Hausarrest gestellten Kandidaten Mir Hossein) Moussavi 2009 einfach so weggenommen und die Wahl so manipuliert hatten, dass Ahmadinejad als Sieger hervorgeht, grenzt es an ein Wunder, dass sie den Willen der Wähler diesmal akzeptieren'', ergänzte Esfandiar.
Eines ist jedenfalls klar: Der Machtkampf zwischen Khamenei und Rafsanjani wird nun auf höchster Ebene fortgesetzt. Denn Rohani hat schon angekündigt, sich ausführlich mit Rafsanjani austauschen zu wollen.
Im Westen glauben viele, dass der Präsident im Iran eine Marionette Khameneis ist, doch am Beispiel Ahmadinejad konnte man sehen, dass es auch ''abstruse Eigenwege'' abseits des Büros von Khamenei gibt. Rohani wird den Obersten Führer jedenfalls auf Trab halten. Denn er ist weder m?t der Zensur, noch mit dem Umgang mit der Jugend zufrieden.
Rafsanjani wird ihm hierbei als Chef des Schlichtungsrates tatkräftig helfen, denn er hat wegen seiner Ablehnung sowohl mit dem Wächterrat, über dem er steht, als auch mit Khamenei ein Hühnchen zu rupfen. Während der Chef des Wächterrates, Ahmad Jannati, und auch Khamenei alles andere als erfreut waren, dass Rohani solch einen Erdrutschsieg feierte, war es Rafsanjani, der Rohani heute als einer der ersten gratulierte und ihm seine volle Unterstützung zusagte. Irans "Kardinal Richelieu" wird also weiterhin im Hintergrund die Fäden ziehen.
(Quelle: salzburg24)