Das Geisterschiff mit etwa 450 Migranten an Bord sollte in den Hafen der kalabrischen Küstenstadt Crotone geschleppt werden. Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass ein Flüchtlingsschiff ohne Besatzung vor der Küste des Landes im Mittelmeer entdeckt wurde. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex bezeichnete das Phänomen dieser Schiffe, auf denen Flüchtlinge ohne Besatzung ihrem Schicksal überlassen werden, als "neuen Grad der Grausamkeit" der Schlepper
"Das ist eine neue Erscheinung dieses Winters", sagte Frontex-Sprecherin Ewa Moncure in Warschau. Der Schmuggel von Flüchtlingen sei ein "Multimillionengeschäft". Für die Schmuggler lohne sich die Rechnung, wenn ein bereits ausgemustertes Schiff ohne Crew und Treibstoff auf dem Meer zurückgelassen werde.
Manövrierunfähig und ohne Sprit
Die "Ezadeen" sollte laut Nachrichtenagentur Ansa von einem isländischen Schiff der EU-Grenzschutzmission "Triton" abgeschleppt werden. Der Frachter trieb manövrierunfähig auf die Küste Italiens zu, nachdem ihm der Sprit ausgegangen war. Den Flüchtlingen sei es gelungen, einen Notruf abzusetzen, woraufhin Italiens Küstenwache am Donnerstagabend einen Rettungseinsatz startete.
Ein Hubschrauber der Küstenwache brachte mehrere Einsatzkräfte an Bord des Schiffes, darunter auch einige Ärzte. Der 1966 gebaute Frachter ist normalerweise für Viehtransporte vorgesehen und sollte den französischen Mittelmeerhafen Sete ansteuern. Nach Angaben des Schiffsinformationsdienstes MarineTraffic war der letzte bekannte Hafen, in dem der Frachter Mitte Dezember angelegt hatte, Famagusta in Nordzypern. Als vorheriger Hafen wurde Tartus in Syrien angegeben.
Ähnlicher Fall vor wenigen Tagen
Erst in der Nacht auf Mittwoch waren fast 800 Bootsflüchtlinge auf einem führerlosem Frachter vor Süditalien nur knapp einer Katastrophe entgangen. Das Schiff "Blue Sky M" hatte 796 Migranten an Bord, wie die Küstenwache zuletzt mitteilte und damit die ursprüngliche Zahl von 768 Menschen nach oben korrigierte. Der Frachter war auf die Küste zugesteuert, konnte jedoch unter Kontrolle gebracht werden.
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(Quelle: salzburg24)