Die Staatsanwaltschaft wirft Wulff vor, sich 2008 als niedersächsischer Ministerpräsident korrupt verhalten zu haben, als er sich von dem Filmproduzenten David Groenewold zu einem Besuch beim Oktoberfest einladen ließ. Konkret geht es um eine Summe von rund 720 Euro, die der Unternehmer für Wulff und seine Frau Bettina bezahlte.
Der Ex-Bundespräsident betonte im Prozess, er habe erst Anfang 2012 erfahren, dass Groenewold für ihn diese Kosten übernommen habe. Der 40-jährige Unternehmer ist mit angeklagt, ihm wird Vorteilsgewährung vorgeworfen. Der Prozess gegen ein zurückgetretenes Staatsoberhaupt ist in Deutschland ein Novum.
Wulff räumte im Prozess ein, er habe zwar 2008 bei Siemens-Chef Peter Löscher für das Filmprojekt "John Rabe" geworben, das sein Freund finanziert habe. Das habe er aber getan, weil ihn das Thema beeindruckt habe und der heldenhafte Einsatz von John Rabe, der in China viele Menschen vor den japanischen Angreifern gerettet habe. Groenewold habe von seinem Verhalten keinen Vorteil gehabt.
Wulffs Verteidiger Michael Nagel erklärte, die Hypothese sei absurd, dass Wulff sich "für einen Freund wegen ein paar hundert Euro gefällig gezeigt" haben solle. Das Verfahren dürfe nicht weiter Gefahr laufen, zu einem Schauspiel zu werden.
Laut Strafgesetzbuch könnte Wulff bis zu drei Jahre Haft bekommen, wahrscheinlich ist aber höchstens eine Geld- oder Bewährungsstrafe. Die Verteidigung erwartet dagegen einen klaren Freispruch. Es dürfe nichts hängen bleiben, betonte Anwalt Bernd Müssig.
Das Landgericht Hannover hat für den Prozess weitere 21 Verhandlungstage bis Anfang April kommenden Jahres angesetzt. Richter Frank Rosenow beendete den ersten Prozesstag nach fast drei Stunden. Am nächsten Donnerstag wird das Verfahren mit der Vernehmung der ersten vier Zeugen fortgesetzt.
(Quelle: salzburg24)