Die Aktion eines einzelnen Mannes in der Nacht fand sofort viele Nachahmer. Die Berichte über den Protest des stehenden Mannes (türkisch: duran adam), der stundenlang auf dem Taksim-Platz stand und in Richtung eines Porträts des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk starrte, hatten sich über den Kurznachrichtendienst Twitter (Hashtag #duranadam) verbreitet.
Die Regierung habe gemeinsam mit dem türkischen Volk ein "Komplott" aufgedeckt, sagte Erdogan am Dienstag. Dieses sei von "Verrätern" zusammen mit "ausländischen Komplizen" geschmiedet worden.
Nach wochenlangen Auseinandersetzungen zwischen regierungskritischen Demonstranten und der türkischen Polizei war die Nacht auf Dienstag in Istanbul vergleichsweise ruhig. Wie Aktivisten über soziale Netzwerke mitteilten, gab es auf dem zentralen Taksim-Platz lediglich Festnahmen, als sich Dutzende Gegner der islamisch-konservativen Regierung von Ministerpräsident Erdogan dem stillen Protest des einzelnen Demonstranten anschlossen. Andernorts in Istanbul habe die Polizei erneut Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt. Auch aus der Hauptstadt Ankara wurden wieder Zusammenstöße gemeldet.
Anti-Terror-Einheiten begannen in der Früh damit, Wohnungen in Istanbul, Ankara und der nordwestlichen Provinz Kocaeli zu durchsuchen. Den Festgenommenen wird vorgeworfen, in die Proteste gegen die Regierung verwickelt und für Gewalt gegen Polizisten verantwortlich zu sein, hieß es in Medienberichten.
Die österreichische Regierungsspitze forderte am Dienstag klare Worte der EU zur Lage in der Türkei. Bundeskanzler Faymann meinte nach dem Ministerrat, die gemeinsame Außenpolitik der EU müsse gerade in der Position zur Türkei "stärker greifen", die Vorgänge in dem Land seien klar zu verurteilen. Vizekanzler Spindelegger zeigte sich "besorgt", dass die Armee offenbar gegen die Bevölkerung eingesetzt werden könnte.
(Quelle: salzburg24)