Nach der jüngsten Eskalation der Gewalt im Irak ziehen die Vereinten Nationen 58 Mitarbeiter aus Bagdad ab. Für weitere der insgesamt 200 Mitarbeiter gebe es ebenfalls Pläne, sie demnächst abzuziehen und vorübergehend an sicherere Orte zu bringen, sagte ein UN-Sprecher am Montag in New York.
Grundsätzlich befürworte die US-Regierung "jeden konstruktiven Prozess, der die Gewalt verringert, den Irak zusammenhält (...) und die Präsenz von ausländischen terroristischen Kräften beendet", sagte Kerry in einem Interview mit der Nachrichtenseite "Yahoo News". Zunächst müsse aber klar sein, "wozu der Iran bereit oder nicht bereit wäre". Der iranische Präsident Hassan Rohani hatte am Wochenende überraschend eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die sunnitischen ISIL-Extremisten im Irak angeregt.
Das "Wall Street Journal" berichtete, Vertreter der USA und des Iran wollten noch in dieser Woche zu ersten Beratungen über die Irak-Krise zusammentreffen. Kerrys Stellvertreter Bill Burns hielt sich am Montag ebenso wie der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif zu Gesprächen über das iranische Atomprogramm in Wien auf, die am Nachmittag begannen. Ein US-Regierungsvertreter sagte, es könne "sein, dass es am Rande einige Unterredungen" zur Irak-Krise geben werde.
Das US-Verteidigungsministerium stellte nach Kerrys Äußerungen aber klar, dass es keine militärische Zusammenarbeit mit dem Iran geben werde. "Es gibt absolut keine Absicht, keinen Plan, militärische Aktivitäten zwischen den USA und Iran zu koordinieren", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.
Auch Außenamtssprecherin Jen Psaki ruderte zurück: Die USA seien bereit für eine "politische Unterhaltung" mit Teheran, nicht aber für eine "militärische Kooperation". An die iranische Regierung appellierte Psaki, sich "in einer nicht-konfessionellen Weise" an der Lösung der Irak-Krise zu beteiligen. Teheran versteht sich traditionell als Schutzmacht der Schiiten im Nachbarland.
Kerry bekräftigte in dem Interview mit "Yahoo News", dass Washington über Drohnenangriffe gegen ISIL nachdenke. Präsident Barack Obama prüfe "jede verfügbare Option", sagte der US-Außenminister. Obama hatte am Freitag den Einsatz von Bodentruppen im Irak ausgeschlossen, sich die Möglichkeit von Luftangriffen aber offen gehalten. Washington entsandte bereits den Flugzeugträger "USS George H.W. Bush" in die Region, am Montag traf ein weiteres US-Kriegsschiff mit 550 Marineinfanteristen an Bord im Persischen Golf ein.
Kämpfer der Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in der Levante"(ISIL/ISIS) haben mehrere Städte und Regionen im Norden des Irak erobert. Am Montag übernahmen die Extremisten dann Teile der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadt Tal Afar im Norden des Landes. Verwaltungschef Abdulal Abbas berichtete, in der Stadt gebe es Tote, Verletzte, Chaos und Flüchtlinge. Rund 200.000 Menschen, fast die Hälfte der Bevölkerung, seien geflohen.
Die Gefechte zwischen ISIS und der irakischen Armee dauerten am Montag an. Unter anderem wurde in der Region Bakuba gekämpft, nur 60 Kilometer vor den Toren Bagdads. Auch im Kampf um die strategisch wichtige Stadt Tal Afar (Tell Afar) im Norden des Irak haben die Rebellen an Boden gewonnen. Die Sicherheitskräfte beharrten am Montag zwar darauf, weiter die Kontrolle über die schiitische Enklave in der mehrheitlich sunnitischen Provinz Ninive zu halten. Doch zahlreiche Einwohner und Behördenvertreter sagten, Rebellen hätten Teile der Stadt in ihre Gewalt gebracht.
(Quelle: salzburg24)