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Israel kündigt sechsstündige Feuerpause an

Veröffentlicht: 16. Juli 2014 22:50 Uhr
Israel hat für Donnerstag eine sechsstündige Feuerpause im Gazastreifen angekündigt. Wie das israelische Militär am Mittwochabend erklärte, soll es zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr Ortszeit aus "humanitären" Gründen keine Angriffe auf Ziele in dem Palästinensergebiet geben. Am Mittwoch waren dort durch israelische Angriffe mehr als 20 Palästinenser getötet worden, darunter acht Kinder.

Auf einem Strand in der Stadt Gaza schlug am Nachmittag ein Geschoß ein: vier Kinder wurden getötet und mehrere weitere verletzt. Augenzeugen zufolge hatten die Kinder Fußball gespielt, als die Bombe oder Granate auf dem Strand einschlug. Palästinensische Stellen in Gaza sprachen von einem israelischen Luftangriff. Ein Sprecher der israelischen Streitkräfte erklärte am Abend, der Vorfall werde noch untersucht. Nach Schätzungen der Hilfsorganisation "Save the Children" sind mindestens 25.000 Kinder im Gazatreifen und dem südlichen Israel durch die Angriffe traumatisiert.

Die Zahl der Toten seit Beginn der israelischen Offensive gegen die militant-islamische Hamas am 8. Juli stieg nach palästinensischen Angaben auf 214. Mehr als 1.600 Palästinenser wurden verletzt. Auf israelischer Seite kam infolge des Raketenbeschusses ein Zivilist ums Leben. Die Hamas und mit ihr verbündete Milizen setzten ihre Angriffe auf Israel am Mittwoch gleichfalls fort. Nach Angaben der Armee feuerten sie 43 Raketen ab. Die meisten davon wurden vom Abwehrsystem "Eisenkuppel" abgefangen.

In der Metropole Tel Aviv heulten am Vormittag erneut die Sirenen. In der südlichen Stadt Ashkelon wurde der norwegische Außenminister Borge Brende von einem Raketenangriff überrascht, als er mit seinem israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman in einem Restaurant speiste. Personenschützer brachten den zu Gesprächen in Israel weilenden norwegischen Politiker und seinen Gastgeber in Sicherheit, meldete ein Reporter des norwegischen Senders NRK.

Bereits früh am Mittwoch hatten die israelischen Streitkräfte mindestens eine Viertelmillion Menschen im nördlichen Gazastreifen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Schon in der Nacht zuvor hatten sie die Wohnhäuser mehrerer Hamas-Führer in dem Palästinensergebiet bombardiert, darunter die Bleibe des Spitzenpolitikers Mahmoud Sahar. Automatisierte Telefonanrufe, Flugblätter und SMS-Kurznachrichten riefen die Palästinenser auf, die Gegenden um Beit Lahia, Sadschaija und Saitun zu verlassen. 

Das Hamas-geführte Innenministerium in Gaza warnte die Palästinenser nach Medienberichten jedoch, dem Aufruf Folge zu leisten. Die Nachricht der Israelis solle nur "Chaos und Verwirrung stiften", hieß es demnach in einer Mitteilung. Dennoch hatten bis zum Nachmittag rund 21 000 Menschen in Schulen des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) Schutz gesucht.

Ob Israel Bodentruppen in den Gazastreifen entsenden wird, war am Abend unklar. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte für Mittwoch eine Intensivierung der Angriffe gegen die radikal-islamische Hamas angekündigt. Eine zuvor von Ägypten vorgeschlagene Waffenruhe hatte am Vortag nur wenigen Stunden gehalten, lediglich Israel hatte sich daran gehalten.

Der Konflikt gefährdet auch die Stromversorgung der Bevölkerung in Gaza. Aus der Mittelmeer-Enklave abgefeuerte Raketen hätten eine Stromleitung beschädigt, berichtete der israelische Rundfunk. Damit sei bereits die zweite von insgesamt zehn Leitungen getroffen worden, die die Stromversorgung des Gazastreifens gewährleisteten. Nach der Beschädigung der ersten Leitung hieß es, 70 000 Palästinenser seien von der Stromversorgung abgeschnitten.

Inmitten des eskalierenden Gaza-Konflikts entließ Netanyahu den stellvertretenden Verteidigungsminister Danny Danon. Anlass war laut einem Bericht der "Jerusalem Post" die Kritik des Politikers der rechten Regierungspartei Likud an der einseitigen Feuerpause Israels. Danon hatte dies einen "Schlag ins Gesicht" für alle israelischen Bürger genannt.

Der ehemalige israelische Geheimdienstchef Efraim Halevy riet seiner Regierung zu Verhandlungen mit der in Gaza herrschenden Hamas. "Die Hamas ist zweifellos eine sehr schlechte Option", sagte er dem US-Sender CNN. "Aber es gibt schlimmere Optionen als Hamas", fügte der Ex-Mossad-Chef mit Blick auf die sunnitischen IS-Milizen hinzu. Die IS-Milizen, die derzeit in Syrien und im Irak auf dem Vormarsch sind, "strecken ihre Fühler nach dem Gazastreifen aus", warnte Halevy.

Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Buben. Eine 2012 vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die seit 2007 im Gazastreifen herrscht, wurde daraufhin endgültig Makulatur.

(Quelle: salzburg24)

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