Nach Bekanntwerden des voraussichtlichen Endergebnisses räumte Stoltenberg mit gewohnter Souveränität die klare Wahlniederlage ein und kündigte auch gleich seinen Rückzug von der Regierungsspitze nach dem Abschluss des Budgetvorschlags für 2014 im Parlament für Ende Oktober an. An einen Rückzug aus der Politik denkt der 54-Jährige keineswegs: Er kündigte vielmehr eine "aktive und konstruktive" Oppositionspolitik für die kommenden vier Jahre an.
Stoltenberg lag in Umfragen bei der Ministerpräsidentenfrage bis zuletzt vor seiner voraussichtlichen Nachfolgerin als Regierungschefin, Erna Solberg. In die Herzen der Norweger spielte sich Stoltenberg durch sein besonnenes Verhalten nach den Terroranschlägen vom 22. Juli 2011 in Oslo und Utöya, als er auf jegliche Racherhetorik verzichtete und stattdessen die Parole ausgab, sich von einem Täter wie Anders Behring Breivik nicht von der Hinwendung zu einer offenen, menschenorientierten Gesellschaft abbringen zu lassen.
Bald nach seinem Debüt als Abgeordneter im Jahr 1989 machte der schon damals für seine sympathische und ruhige Art bekannte Sohn des Diplomaten und zwischenzeitlichen Außenminister Thorvald Stoltenberg steile Karriere.
Unter Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland war er zunächst Umwelt-Staatssekretär (1990-1993), ein paar Jahre später Industrie- und Finanzminister (1996-1997). Im internen Machtkampf um die Brundtland-Nachfolge unterlag er zunächst Thorbjörn Jagland, der 1997 die Regierung an die Bürgerlichen unter dem evangelischen Pfarrer Kjell-Magne Bondevik von der Christlichen Volkspartei abgeben musste.
Seine erste Chance als Regierungschef erhielt Stoltenberg im Jahr 2000, als die Regierung Bondevik über den umstrittenen Ausbau von Gaskraftwerken gestolpert war. 2001 wurde die Arbeiterpartei allerdings vorerst wieder abgewählt. Seine Spitzenwerte an Popularität vom Sommer 2011 büßte Stoltenberg unter anderem in Folge kritischer Berichte über mutmaßliche Fehler im Vorgehen der Polizei bei den Terroranschlägen wieder ein.
(Quelle: salzburg24)