Die Menschenkette reichte über eine Strecke von 400 Kilometer von den Pyrenäen durch die Städte Gerona, Barcelona und Tarragona hindurch bis an die Grenze zur Nachbarregion Valencia. Zunächst war nicht bekannt, ob es den Demonstranten gelang, die Kette vollständig zu schließen. Die Organisatoren teilten im Vorfeld der Veranstaltung mit, dass sie auf etwa 400.000 Teilnehmer hofften.
Die spektakuläre Aktion war von der separatistischen Initiative Katalanische Nationalversammlung (ANC) organisiert worden. ANC-Präsidentin Carme Forcadell verlangte, dass die Katalanen im kommenden Jahr über ihre Unabhängigkeit abstimmen dürfen. "Dazu ist jedes friedliche und demokratische Mittel recht", sagte sie.
Auf Grundlage einer Resolution des Regionalparlaments hatte Kataloniens Regierungschef Artur Mas für das kommende Jahr ein Referendum über die Unabhängigkeit versprochen. Die spanische Regierung ist jedoch strikt gegen eine Abspaltung. Sie beruft sich auf die Verfassung, welche die "Einheit" Spaniens garantiert.
Katalonien zählt mit etwa 7,5 Millionen Einwohnern wirtschaftlich zu den stärksten Regionen Spaniens. Trotz hoher Schulden und zuletzt einer Arbeitslosenquote von knapp 24 Prozent erwirtschaftet die Region rund ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsprodukts. Die Katalanen, die stolz auf ihre eigene Sprache und ihre Kultur sind, beklagen seit langem hohe Zahlungen an Madrid bei vergleichsweise geringen Rückflüssen. Viele befürworten daher, dass Barcelona selbst Steuern erheben darf.
"Das ist ein sehr wichtiger Schritt, damit Katalonien unabhängig wird", sagte der 14-jährige Albert Sole am Mittwoch über die Menschenkette. Deswegen nehme er zusammen mit seinen Eltern, Geschwistern und Großeltern daran teil. "Es war Zeit, dass wir so etwas machen", sagte auch der 81 Jahre alte Joan Sabate. "Ich habe nie geglaubt, dass ich die Unabhängigkeit noch erleben werde, aber inzwischen hoffe ich, dass es dazu kommt", fügte er hinzu.
Das Geläut von Kirchenglocken markierte um 17.14 Uhr das Zeichen zum Schließen der Menschenkette. Mit dieser Uhrzeit sollte an das Jahr 1714 erinnert werden, in dem Barcelona am 11. September nach einer 14-monatigen Belagerung von den Truppen des spanischen Königs Philipp V. eingenommen wurde. Der Monarch nahm den Katalanen später ihre Selbstverwaltungsrechte. Zum Gedenken der Einnahme Barcelonas erklärte das katalanische Parlament den 11. September im Jahr 1980 zum "Nationalfeiertag" ("Diada Nacional de Catalunya").
(Quelle: salzburg24)