Bei einer weiteren Verhandlungsrunde an diesem Freitag soll eine Eskalation noch abgewendet werden. Oettinger präsentierte nach mehrstündigen Gesprächen, an denen auch der russische Gazprom-Chef Alexej Miller teilnahm, einen Kompromissvorschlag. Danach muss sich die Ukraine bis Mittwochabend entscheiden, ob sie zur Begleichung ihrer Gasschulden am Donnerstag eine Anzahlung von zwei Milliarden US-Dollar (1,47 Mrd. Euro) an Gazprom überweist. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin müsse dieser Lösung zuvor zustimmen, erläuterte Oettinger. Geplant sei eine weitere Zahlung des ukrainischen Versorgers Naftogas an Gazprom am 7. Juni von 500 Millionen Dollar.
Zu einer gemeinsamen Pressekonferenz kam es in der Vertretung der EU-Kommission nahe des Brandenburger Tores nicht. Oettinger sowie die Minister beider Länder informierten nacheinander über ihre Sicht der Verhandlungen. Gazprom-Chef Miller nahm zwischen Journalisten Platz, gab aber demonstrativ dem ukrainischen Energieminister Juri Prodan die Hand.
Gazprom droht damit, ab Anfang nächster Woche kein Gas mehr in die Ukraine zu pumpen, wenn Kiew nicht Altschulden von 3,5 Milliarden US-Dollar (rund 2,6 Mrd. Euro) bezahlt. Dies könnte auch den Westen treffen, denn die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine ist wichtiges Transitland für russisches Gas.
Prodan ließ offen, ob Kiew sich auf den Kompromiss einlässt. Es gebe keine Beschlüsse dazu. Er verlangte von Gazprom einen "gerechten Gaspreis" von 300 US-Dollar je 1000 Kubikmeter, der Marktpreisen entspreche. Dann sei die Ukraine bereit, alle Schulden zu bezahlen. Sollte es keine Einigung geben, müsse letztlich ein Stockholmer Schiedsgericht über Änderungen am Gasvertrag entscheiden, meinte Prodan. Gazprom verlangt bisher für April und Mai einen Preis von rund 480 Dollar.
Der russische Energieminister Alexander Nowak sprach von "wesentlichen Fortschritten". Leiste der ukrainische Staatskonzern Naftogas die Milliarden-Anzahlungen, sei Russland bereit, am Freitag weiter zu verhandeln. Die Versorgungssicherheit der europäischen Kunden liege Moskau am Herzen: "Wir waren und sind ein zuverlässiger Lieferant." Allerdings hätten die Außenstände der Ukraine mittlerweile eine "astronomische Größe" angenommen. Kiew habe über 10 Milliarden Kubikmeter Gas nicht bezahlt.
(Quelle: salzburg24)