Rund 40.000 Menschen, vorwiegend Angehörige indigener Minderheiten würden Lebensraum und -grundlage verlieren, kritisierte Kräutler am Donnerstagabend im Wiener "RadioKulturhaus".
Bevölkerung müsse angehört werden
Der indigenen Bevölkerung Brasiliens steht laut Konstitution das Recht zu, bei Projekten, die ihren Lebensraum betreffen, angehört zu werden, erklärte der 74-Jährige, der für seinen Einsatz für die Menschenrechte der Indios und die Erhaltung des tropischen Regenwaldes im Amazonas-Gebiet mit dem alternativen Nobelpreis 2010 ausgezeichnet worden war. Allerdings sei dies nicht eingehalten worden, wodurch die Verfassungsgesetze verletzt worden seien
Umwelt: Viele Auflagen nicht erfüllt
Auch in Umweltfragen handle die brasilianische Regierung nicht gesetzeskonform, da viele der zahlreichen Auflagen schlicht nicht erfüllt worden seien. Derzeit sind bei Gericht noch Dutzende Verfahren anhängig, doch sind die Staatsgewalt und die Justiz in Brasilien nach Meinung Kräutlers so eng verflochten, dass höherrangige Instanzen oft Gerichtsurteile im Sinne der Regierung aufheben würden. Daher könne man Brasilien in diesem Zusammenhang nicht als "Rechtsstaat" sehen, meinte der Geistliche.
Das geplante Wasserkraftwerk habe mit "sauberer Energie" nichts zu tun, vielmehr wäre die indigene Bevölkerung bedroht, wenn sie aus ihrem Lebensraum etwa in Containersiedlungen umgesiedelt würden: "Das ist menschenunwürdig. Ihnen wird die Lebensgrundlage entzogen, sie haben keine Berufe erlernt, viele ergeben sich dem Suff."
Es sei im Zusammenhang mit den Indigenen auch ein Irrtum zu glauben, den Verlust ihres Lebensraums mit Geld- oder Sachentschädigungen wettmachen zu können. Die Menschen würden zwar mit Geld gefügig gemacht, letztlich aber doch untergehen.
Kräutler kritisiert Firma Andritz
Kritik übte Kräutler auch an der Firma Andritz, die für das Kraftwerk die Turbinen liefern soll. Diese berufe sich darauf, dass das Projekt nach brasilianischem Umweltrecht genehmigt sei und Arbeitsplätze biete. Es habe sich aber niemand die Mühe gemacht, sich die Umstände an Ort und Stelle anzuschauen.
(APA)
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(Quelle: salzburg24)