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Kurz traf Erdogan zu "sehr emotionalem Gespräch"

Veröffentlicht: 20. Juni 2014 14:19 Uhr
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Freitagvormittag mit dem türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan zu einem nach eigenen Angaben "sehr klaren" und zugleich "sehr emotionalen Gespräch" zusammengetroffen. Kurz betonte nach der Unterredung vor Journalisten in Wien, es sei ihm ein Anliegen gewesen, Erdogan zu sagen, "was wir von solch einer Veranstaltung hier in Österreich halten".

Mit der Veranstaltung war die Rede des türkischen Premiers vor rund 13.500 Anhängern am Donnerstagnachmittag in der Kagraner Albert-Schultz-Eishalle gemeint. Bereits am Vortag hatte Kurz diese als "Wahlkampfrede" kritisiert, die "für Unruhe in unserem Land gesorgt hat". Von "einigen Provokationen" sprach der Außenminister am Freitag, die Erdogan so jedoch nicht gesehen habe. Man habe festgestellt, dass man in einigen Punkten "ganz eindeutig nicht einer Meinung" sei.

"Er hat das Identitätsthema, das ohnehin ein sehr schwieriges ist, uns noch einmal schwieriger gemacht", fügte Kurz hinzu. Viele junge Türken in Österreich und Österreicher mit türkischen Wurzeln täten sich oftmals schwer mit der Identitätsfrage. "Und diese Art der Einmischung aus der Türkei ist schädlich für die Integration in Österreich", so der Außenminister.

Zudem habe der türkische Premier den Wahlkampf nach Österreich getragen. "Das brauchen wir nicht, das wollen wir nicht und das lehnen wir auch ganz klar ab", sagte Kurz. Neben dem Inhalt, seien auch die Bilder entscheidend. Ein großer Polizeieinsatz sei notwendig gewesen. "Es hat Demonstrationen und Gegendemonstrationen gegeben - das ist nichts was in Österreich für den Integrationsprozess hilfreich ist", stellte der Außenminister fest.

Der türkische Premier hat sich laut Kurz während dem Treffen "in einer eher rechtfertigenden Rolle" befunden. Man habe Erdogan auf viele Inhalte seiner Rede angesprochen. Zudem habe man versucht, ihm den "Fortschritt" der Integrationspolitik in Österreich zu erläutern und "wie schwierig" dieser Prozess sei. So würde das Thema Integration heute "sachlicher diskutiert" und es sei gelungen "Emotionen aus dem Thema" rauszunehmen. "Daher war dieser Auftritt alles andere als hilfreich", so Kurz.

Kritik kam auch von der Klubobfrau der Grünen, Eva Glawischnig. Erdogan spiele "ein gefährliches Spiel mit Symbolen", so Glawischnig laut Aussendung am Freitag. Zudem trete er demokratische Freiheiten durch zunehmenden Autoritarismus "mit Füßen".

Erdogan habe durch seine Rede auch innertürkische Auseinandersetzungen nach Wien getragen, etwa als er Kritik an den anderen Parteien in der Türkei übte. "Alles in allem war der Auftritt zwar weniger polarisierend als befürchtet, schadete aber dem Zusammenleben in Österreich", resümierte Glawischnig.

Erdogans Polemik und historischer Zugang zur Ersten Türkenbelagerung Wiens ist für Glawischnig mit großer Vorsicht zu genießen: "Einerseits behauptete er (Erdogan, Anm.) zwar, er mische sich niemals in die Innenpolitik anderer Länder ein. Andererseits bezeichnete er die hier lebenden Türkeistämmigen wörtlich als 'die Enkel des Sultans Süleyman des Prächtigen', dessen Heer 1529 Wien vor den Toren Wiens stand", so die Grünen-Klubobfrau. "Das ist ein gefährliches Spiel mit Symbolen." Süleyman steht u.a. für eine erfolgreiche osmanische Expansionspolitik, eroberte Teile Osteuropas und stand plötzlich vor den Toren Wiens.

Den historischen Zugang Erdogans griff auch der FPÖ-Gemeinderat Manfred Hofbauer in einer Aussendung am Freitag auf. Allerdings verwechselte er Süleyman mit dem Anführer der fehlgeschlagenen Zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683: Erdogan habe die in Wien lebenden Türken "als Enkel Kara Mustafas" bezeichnet, behauptete Hofbauer. Nach der Niederlage an den Toren Wiens wurde Kara Mustafa nach seiner Heimkehr auf Befehl des damaligen Sultans erdrosselt.

Ein türkischer Verein distanzierte sich einer Aussendung vom Freitag klar und deutlich von Erdogan. Jener habe in seiner Rede gesagt: "Ihr könnt stolz sein auf die Türkei." Der Verein der "Türkischen Kulturgemeinde" (TKG) und dessen Mitglieder widersprach dem laut Generalsekretärin Melissa Günes. Der Verein sei nicht stolz auf das Regime, "das jeden Tag die Menschenrechte, Pressefreiheit und Redefreiheit brutal mit Füßen tritt".

"Wir lieben unser Heimatland Türkei sehr, genauso wie unsere neue Heimat Österreich. Wir wünschen uns eine starke Türkei, wo Menschen ihre Meinung ohne Angst äußern können, wo Presse- und Redefreiheit herrscht", hieß es. "Wir sind stolz auf unsere Eltern und Großeltern und von niemand anderen Söhne und Töchter oder Enkel. Wir wollen die Geschichte nicht politisch missbrauchen, sondern daraus lernen" hieß es weiters in Anspielung auf Sultan Süleyman.

(Quelle: salzburg24)

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