So umschrieb Peter Dolder, Intendant des Salzburger Landestheaters, die Theater-Realität in seinem Haus und präsentierte heute, Dienstag, sein letztes Jahresprogramm für Salzburg – die Saison 2008/2009.
Der Reigen im Großen Haus beginnt mit Ibsens “Peer Gynt”, und gleich darauf stürzt sich das Landestheater ins zentrale Experiment der Spielzeit: Christoph Klimke schreibt das Auftragswerk “Maestro” über Karajan, und Johann Kresnik – Enfant trerrible vergangener Theatertage – wird inszenieren, wobei keinesfalls an eine Demontage des Dirigenten gedacht sei, “aber wer weiß, lassen wir uns überraschen”, so Dolder verschmitzt. Die Posse “Pension Schöller” und Schnitzlers “Reigen” vervollständigen das Sprechtheater.
In den Kammerspielen, einem drückend unförmigen, für seriöses Theater eigentlich ungeeigneten Raum, wird das Yasmina Reza-Stück “Der Gott des Gemetzels” gegeben, das zur Zeit erfolgreich an der Burg in Wien läuft. Dazu kommt “Der Tag der Gnade” von Neil LaBute, in dem der Autor die 9/11-Katastrophe als Chance für den Aufbruch in ein neues Leben interpretiert. Weitere, kleinere Theaterformen hat das Landestheater in den Kunstraum im Salzburg Museum (“Alte Meister” von Thomas Bernhard) sowie ins Cafe Bazar ausgelagert. “Uns fehlt ein Raum, in dem wir modernes, innovatives Sprechtheater für zwei-, dreihundert Zuschauer aufführen können”, so Dolder. “Wenn wir aus dem ‘Alten-Oma-Theater’ rauskommen wollen, dann brauchen wir eine zusätzliche, attraktive Spielstätte.”
Das Musiktheater bleibt in der kommenden Saison im Großen Haus und verzichtet auf das Haus für Mozart. Die unvermeidliche Operette (Kalmans “Gräfin Mariza”), eine komische Oper (“Der Barbier von Sevilla”) und Mozarts “Entführung” (Intendant Dolder inszeniert selbst) treffen auf “Tod in Venedig” von Britten. Damit setzt das Landestheater die erfolgreiche Britten-Reihe zwar fort, aber Initiator Ivor Bolton wird die Produktion diesmal nicht leiten.
Dafür hat sich der Chefdirigent des Mozarteum Orchesters für eine Ballett-Produktion im Haus für Mozart verpflichtet. Dort wird Ballettchef Peter Breuer die mythisch verklärten Sibelius-Fantasien “Nordlichter” choreografieren und uraufführen. Vier Kinderstücke, zwei Wiederaufnahmen, ein Silvesterkonzert und “Gespräche zur Inszenierung” ergänzen das Programm 08/09.
14,6 Mio. Euro Gesamtbudget, davon 10,6 Mio. aus dem Subventionstopf, das ist die wirtschaftliche Realität im Salzburger Landestheater. Die kaufmännische Leiterin des Theaters, Susanne Scharnhorst, kündigte eine Subventionserhöhung an, “um wenigstens mit den Gehaltserhöhungen für die Mitarbeiter mithalten zu können.” Die Sanierung von Dach und Fassade wurde auf das Frühjahr 2009 verschoben, “weil sich die genehmigungstechnischen Schwierigkeiten größer als erwartet gestaltet haben”, so die Wirtschaftsdirektorin.
(Quelle: salzburg24)