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Lindner spricht offen über ORF und Politik

Lindner nun als "wilde" Abgeordnete im Nationalrat
Veröffentlicht: 31. Oktober 2013 16:17 Uhr
Die Nationalratsabgeordnete und Ex-ORF-Chefin Monika Lindner spricht in einem demnächst erscheinenden Buch offen über ihre ORF-Karriere im Dunstkreis der Politik. Wolfgang Schüssel und Willhelm Molterer hätten ihre Wiederwahl im Jahr 2006 "verbockt", die "Flugrichtung des Heiligen Geistes" in Niederösterreich bestimme Erwin Pröll, und Werner Faymann hatte "Angst" vor Gerhard Zeiler, so Lindner.

In dem im Haymon Verlag von der "Tiroler Tageszeitung, dem ORF Tirol und den Casinos Austria herausgegebenen Band "Tirol lebendig erinnert - Zeitzeugen im Gespräch" lässt Lindner jedenfalls keinen Zweifel darüber aufkommen, dass ihr berufliches Schicksal von der Politik, insbesondere der ÖVP, bestimmt war. Am Anfang ihres Aufstiegs stand der Name Erwin Pröll.

Dabei hatte der niederösterreichische Landeshauptmann Lindner zunächst als Landesdirektorin abgelehnt, als diese vom damaligen ORF-Generalintendanten Gerhard Zeiler für die Position ins Spiel gebracht worden war. "Viele haben gegen mich intrigiert, das war nicht unflott", so Lindner. Und Pröll habe jedes Mal Nein gesagt, wenn Zeiler ihren Namen genannt hatte. Ein Mittagessen mit dem mächtigen Landeschef und ÖVP-Politiker drehte schließlich die Stimmung. "Der Pröll erzählt heute noch gern, dass er danach seinen engsten Mitarbeiter angerufen und ihm gesagt hat, er sei der schlimmsten Intrige aufgesessen: Rufen's den Zeiler an und sagen Sie ihm, ich will jetzt die Lindner."

1998 wurde die Nationalratsabgeordnete Landesdirektorin von Niederösterreich. Schon bald danach gab es den ersten Krach mit Pröll. Anlass war ein Interview mit dem damaligen Innenminister Karl Schlögl, laut Lindner ein "Intimfeind" Prölls. Nach der Geschichte "wurden wir vom Landeshauptmann und der Landesregierung geächtet", erzählt Lindner.

Im Herbst 2001 wartete dann der Posten des ORF-Generaldirektors auf Lindner. Der Anruf von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel kam laut Lindner knapp vor der Wahl im ORF-Stiftungsrat. "Ich habe ja gesagt. Und am nächsten Tag wurde ich über Hintertreppen ins Bundeskanzleramt eingeschleust. Damit mich ja niemand sieht, sonst wäre das gleich in der Zeitung gestanden."

Die Amtszeit Lindners von 2001 bis 2006 war von Vorwürfen der ÖVP-Nähe und der Willfährigkeit gegenüber der schwarz-blauen Regierung begleitet. Sinnbild des Wechselspiels zwischen Politik und ORF waren damals ÖVP-Klubchef Wilhelm Molterer und das legendäre "Moltofon" sowie Fernseh-Chefredakteur Werner Mück.

In der Nachbetrachtung räumt Lindner ein, dass viele Vorwürfe gegen Mück berechtigt gewesen seien. Die ÖVP-Führung sei aber nicht bereit gewesen, auf ihn zu verzichten. Sie und andere hätten Schüssel und Molterer auch darauf hingewiesen, dass Mück nicht zu halten sei. "Aber da waren taube Ohren." Dass ihre Wiederwahl 2006 scheiterte und ihr Kaufmännischer Direktor Alexander Wrabetz das Ruder im ORF übernahm, schreibt Lindner denn auch Mück, Schüssel und Molterer zu. "Wolfgang Schüssel und Willi Molterer haben es verbockt. Und sie haben sich selbst am meisten damit geschadet. Ich habe immer gesagt, wir bekommen die Stimmen, aber wir müssen auf den Mück verzichten. Und wie sie kapiert haben, dass es wirklich am Mück liegt, war es zu spät."

(Quelle: salzburg24)

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