Auf der Web-Seite der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien tauchte Dienstagabend eine beschwichtigende Stellungnahme sowie ein Link zum gelöschten Artikel auf.
Raiffeisen verlinkt auf gelöschten News.at-Artikel
"Mit Interesse haben wir die Diskussion um ein Interview mit den Buchautoren Lutz Holzinger und Clemens Staudinger auf NEWS.at verfolgt. Es gehört zur Qualität einer Demokratie, dass öffentlich auch kontrovers diskutiert werden kann. Deshalb bieten wir eine Woche lang ganz bewusst den Link zu dem Artikel an", hieß es in vorbildhafter Krisen-PR-Formulierung.
Kobuk: "News beugt sich Machtfaktor Raiffeisen"
Zuvor hatte der Medienblog kobuk.at publiziert, dass ein Bericht über das kürzlich erschienene "Schwarzbuch Raiffeisen" inklusive Interview mit den Autoren nach einer Intervention der Leitung des News-Verlags, an dem Raiffeisen mit rund 25 Prozent beteiligt ist, von der Internet-Seite der Mediengruppe entfernt worden war. "News beugt sich dem Machtfaktor Raiffeisen", schlussfolgerte kobuk.at.
Das Projekt von Helge Fahrnberger und Studenten des Publizistik-Instituts Wien stellte daraufhin eine gerettete Version des Beitrags zur Verfügung.
"Entspricht journalistischen Standards nicht"
News-Geschäftsführer Axel Bogocz erklärte hingegen, dass der Artikel nicht den "journalistischen Standards" des Verlags entsprochen habe und von der Chefredaktion auch nicht freigegeben war. "Wenn man den Autoren von 'Schwarzbuch Raiffeisen' so viel Platz für ihre Thesen zum Unternehmen Raiffeisen einräumt, gebietet es die journalistische Fairness, auch einmal die Standpunkte der Raiffeisen dazu zu hören", so Bogocz gegenüber der APA. Der Chefredakteur des Falters, Florian Klenk, dazu auf Twitter: "Axel Bogocz ist jetzt offenbar Chefredakteur von News.at. Er enstcheidet, was berichtet wird. Früher hätte da ein Medienkonzern gestreikt".
In sozialen Netzwerken wie Twitter wurden die Vorgänge im Allgemeinen aufgegriffen, heftig diskutiert und kritisiert:
Tweets über "Schwarzbuch Raiffeisen"
Beim Internet-Buchhändler Amazon stiegen die Verkaufszahlen des "Schwarzbuch Raiffeisen" und das Werk landete unter den "Aufsteigern des Tages".
Der sogenannte Streisand-Effekt
Medienexperten sprachen vom sogenannten Streisand-Effekt. Damit wird das Phänomen bezeichnet, dass der Versuch, unliebsame Informationen zu unterdrücken, erst recht öffentliche Aufmerksamkeit nach sich zieht und dadurch das Gegenteil erreicht wird: Die Information wird einem noch größeren Personenkreis bekannt.
Krisen-PR bei Raiffeisen
Bei Raiffeisen zog man schließlich die Bremse. "Raiffeisen kann so leicht nichts erschüttern. Auch nicht die Thesen und Aussagen der Autoren, die teilweise nicht fundiert oder gänzlich falsch sind", hieß es auf der Internet-Seite des Unternehmens.
(APA; red.)
(Quelle: salzburg24)