Richterin Denise Lind sprach den 25-jährigen Obergefreiten insgesamt in 19 von 21 Anklagepunkten schuldig. Manning hatte während seiner Stationierung im Irak zwischen November 2009 und Mai 2010 hunderttausende Geheimdokumente von Militärrechnern heruntergeladen und der Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. In dem seit Juni laufenden Prozess in Fort Meade bei Washington bekannte sich Manning in zehn von 22 Punkten schuldig, darunter Spionage und Computerbetrug.
Den Vorwurf der Unterstützung des Feindes wies er zurück. Dieser hätte ihm allein lebenslange Haft einbringen können. Mit dem Richterspruch vom Dienstag droht Manning mehr als 100 Jahren Gefängnis - laut der Enthüllungsplattform Wikileaks eine Höchststrafe von 136 Jahren. Eine Mindeststrafe für die Anklagepunkte gibt es nicht.
Für die Staatsanwaltschaft sowie Teile von Politik, Medien und Öffentlichkeit ist Manning ein Verräter, der mit den Enthüllungen sensibler Dokumente bewusst seinem Land schaden wollte. Für seine Unterstützer dagegen ist der junge Soldat ein mutiger Kämpfer für Transparenz, der mit seinen Enthüllungen über Kriegsverbrechen im Irak und Afghanistan zur öffentlichen Debatte über die Kriegseinsätze beitragen wollte. Seine Verteidigung schilderte ihn zuletzt als "jungen, naiven und wohlmeinenden Bürger".
Wikileaks verurteilte am Dienstag den Schuldspruch von Manning. Dies zeige den "gefährlichen, nationalen Sicherheitsextremismus der Regierung" von Präsident Barack Obama, schrieb die Organisation auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Rund 20 Demonstranten protestierten am Mittwoch vor dem Gerichtsgebäude und forderten auf Schildern "Freiheit für Bradley Manning".
Das Verfahren in Fort Meade bei Washington ist der erste große Prozess gegen einen sogenannten Whistleblower in den USA und könnte als Präzedenzfall für weitere bekannte Enthüller dienen, darunter Wikileaks-Chef Julian Assange und den von den USA als Geheimnisverräter gejagten Computerspezialisten Edward Snowden. Der Schuldspruch sei auch "ein sehr ernstzunehmender Musterfall über die Weitergabe von Informationen an die Medien", teilte Wikileaks mit.
(Quelle: salzburg24)