Auf einer gemeinsamen Sitzung von Senat und Abgeordnetenhaus schwor der 87-Jährige, sein Amt zum Wohl der Republik und mit Respekt für die Verfassung auszuüben. Der seit 2006 als Staatsoberhaupt amtierende Napolitano, der am Samstag als erster Präsident in der italienischen Republik für ein zweites siebenjähriges Mandat wiedergewählt worden war, erklärte, er hätte niemals mit einer weiteren Amtszeit gerechnet. Er habe lediglich aus Verantwortungsbewusstsein seinem Land gegenüber der Wiederwahl zugestimmt, zu der ihn die politischen Kräfte des Landes aufgerufen hatten.
Seine Wiederwahl sei eine ernsthafte Herausforderung für seine Kräfte, sagte Napolitano, der sich wegen seines hohen Alters ursprünglich aus der Politik zurückziehen wollte. Er habe einem zweiten Mandat zugestimmt, weil Italien dringendst eine tragfähige Regierung brauche. Der politische Stillstand habe dramatische Ausmaße angenommen.
Deshalb habe er sich dem Ruf nach seiner Wiederwahl nicht entziehen können, sagte der Ex-Kommunist. Er werde im Amt bleiben, bis es die politische Situation im Land erfordere und es seine Kräfte ihm erlauben werden. Während seiner Ansprache musste das Staatsoberhaupt mehrmals mit den Tränen kämpfen.
Es sei unannehmbar, dass 56 Tage nach den Parlamentswahlen Italien immer noch führungslos sei. Sollten die politischen Gruppierungen bei den bevorstehenden Konsultationen zur Regierungsbildung nicht Kooperationsbereitschaft beweisen, werde er daraus die Konsequenzen ziehen und zurücktreten, drohte Napolitano. Er drängte zu einer Großen Koalition aus Mitte-links-Allianz und Rechtsblock, die dringende Reformen verabschieden könne.
(Quelle: salzburg24)