Vor einer pinken Mauer steht Mlinar auf dem abschließenden großflächigen Plakat ihrer Bewegung, gesäumt ist sie dabei von Tellern, angeordnet wie die Sterne der EU-Flagge: "Dagegen sein ist zu wenig", lautet eine der Botschaften, "Daheim in Europa" und "Vereinigte Staaten von Europa" weitere. Auch auf den kleinflächigen Sujets geben sich die NEOS weiterhin Europa-begeistert. "Anpacken für Europa" heißt es dort, weiters "Transparente EU", "Europa enkelfit machen", "Freie Bahn für Start-ups" und "ERASMUS für alle".
"Wir wollen damit ausdrücken, dass wir eine liberale Bürgerinnen- und Bürgerbewegung sind", erläuterte NEOS-Bundesgeschäftsführer Feri Thierry die zweite Welle. Mlinar selbst gab sich euphorisch, ausgerechnet am Europatag die Plakate enthüllen zu dürfen. Sie wünscht sich, dass der 9. Mai zum gesamteuropäischen Feiertag wird.
Unterdessen will NEOS-Chef Matthias Strolz trotz anhaltender Angriffe auf seine Partei - vorwiegend von ÖVP und Grünen - nicht wehleidig werden. "Vor der Nationalratswahl hat sich keiner für uns interessiert. Wir hatten eine Karte für den Platz an der Sonne gelöst, die nun abgelaufen ist", meinte er bei einem Hintergrundgespräch.
"Das ist eine neue Etappe, die wir erlebt haben. Ein Gegenwind in einer Stärke, die wir bisher nicht gekannt haben", gab sich Strolz betont offen. "Wir müssen damit umgehen lernen, ohne wehleidig zu werden." Dennoch wollen sich die NEOS weiterhin eigene "Schmutzkübelkampagnen" im EU-Wahlkampf sparen: "Wir werden positiv bleiben und das Gemeinsame vor das Trennende stellen." Neben einem "inhaltlichen Mehrwert", so Strolz, müsse auch ein "stilistischer Mehrwert" in die Politik gebracht werden.
"Dirty Campaigning" gegen die NEOS sieht Strolz nicht gleich in jedem Angriff des politischen Gegners. Der von den Grünen verteilte Folder, der Unterschiede zwischen den beiden Parteien aufzählt, sei lediglich "cleveres Negative Campaigning". Die scheinbaren NEOS-Luftballons der ÖVP und gezielte Falschinformation über die Ziele der jungen Partei hingegen seien eine wirkliche "Schmutzkübelkampagne". "Unser Mitbewerber will uns auf die Nischenthemen verorten und dort kasernieren", so Strolz.
Zu kämpfen hatten die NEOS auch mit jüngsten Aussagen ihrer Spitzenkandidatin Mlinar zu Privatisierungen, etwa des Wassers. "Wir müssen hier noch klarer sein im Ausdruck, was wir wollen", gab sich Strolz ein wenig zerknirscht: "Ich will auch, dass wir nicht nur mitbedenken, was wir an Botschaften abgeben, sondern auch, was das beim Empfänger auslöst." Dass Mlinar mit ihren Aussagen zu Privatisierungen über das Ziel hinausgeschossen sein könnte, glaubt Strolz nicht. "Wir haben da keine Meinungsverschiedenheiten, sondern eine unterschiedliche Art, uns auszudrücken."
Einen "Ausverkauf des Wassers" werde es mit den NEOS jedenfalls nicht geben, betonte der Parteichef. Bereits jetzt gebe es aber bei der Wasserversorgung ein Miteinander von Öffentlicher Hand und etwa privaten Wassergenossenschaften. Solche Modelle müssten immer neu bewertet werden, wobei dies ohnehin auf kommunaler Ebene zu entscheiden sei. Ähnlich verhalte es sich bei der Gesundheit, wo eng beieinander liegende Spitäler gerade einmal durch die Bundeslandgrenze getrennt seien. "Das ist kein sinnvoller Einsatz von Steuergeldern", meint Strolz, "das wollen wir diskutieren".
(Quelle: salzburg24)