- "Salzburger Nachrichten":
"Kein Zweifel: Der Abzug der österreichischen Soldaten vom Golan, den die Bundesregierung am Donnerstag beschloss, ist dem Wahlkampf geschuldet. (...) Österreichs Außenpolitik hat sich also wieder einmal der Innenpolitik und ihren kurzatmigen Notwendigkeiten untergeordnet. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es die richtige Entscheidung ist, die österreichischen Soldaten zurück in die Heimat zu holen. Die Blauhelme waren nicht zum Kriegführen auf den Golan gezogen, sondern zu einer Friedensmission."
- "Der Standard" (Wien):
"Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger dürfen sich nicht damit zufriedengeben, ein großes Risiko für den Nationalratswahlkampf eliminiert zu haben. (...) Sie müssen weiter auf eine Friedenslösung drängen und so wie zuletzt bei der Debatte um das Waffenembargo der Europäischen Union Flagge zeigen. Tun sie das nicht, dann müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie im Gegensatz zu den Militärs weiter auf Sonnenschein-Mission sind."
- "Die Presse" (Wien):
"Im Wettlauf zum Notausgang überholte Österreich nun sogar die Philippinen, deren Außenminister vor ein paar Wochen öffentlich über einen Abzug nachgedacht hatte. Jetzt wird sich wohl niemand mehr finden, der die Lücke füllt. Der Schaden ist groß. Die Vereinten Nationen sind ramponiert, ebenso das Ansehen Österreichs: Es ist kein Verlass auf sie, wenn es brenzlig wird. (...) Wer künftig Blauhelme vertreiben will, hat ein einfaches Rezept zur Hand."
- "Kurier" (Wien):
"Der Beschluss, unsere 380 Blauhelme vom Golan abzuziehen, ist die logische Folge und richtig. Denn der UNO-Mission ist schon seit geraumer Zeit jeder Boden entzogen. (...) Rebellengruppen haben sich festgesetzt und liefern sich schwere Gefechte mit den Assad-Truppen. Die Blauhelme können, wenn sie nicht gerade vorübergehend entführt werden, nur den Kopf einziehen und zuschauen. (...) Das Gegenteil der Feigheit ist wahr: Die Österreicher haben so lange wie möglich ausgehalten." (...) Der anlaufende heimische Wahlkampf hat die Entscheidung vielleicht erleichtert. Unvermeidlich war sie so und so."
- "Kleine Zeitung" (Graz):
"Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Bundesregierung die Österreicher vom Golan heimholt. Gewartet hat man nur noch auf den richtigen Zeitpunkt. Das Schreckensszenario war, dass zuvor einige Särge in die Heimat überführt werden müssen, ehe man die Reißleine zieht. Ob sich mit den gestrigen Scharmützeln am Grenzübergang die Gefährdungslage für die Blauhelme dramatisch verschärft hat, darf bezweifelt werden. Dass im Herbst gewählt wird, hat die Koalition nicht lange zaudern lassen und die Entscheidung beschleunigt."
- "Tiroler Tageszeitung" (Innsbruck):
"Die Nähe zur Wahl war für den Rückzug (...) ebenso wenig Zufall wie der Druck der Opposition, die seit Wochen den Abzug fordert und einen Zwischen- oder gar Todesfall im Wahlkampf ausgeschlachtet hätte. (...) Die Folgen des Abzugs für die Rolle Österreichs in der Welt werden aber erst mittel- bis langfristig sichtbar. (...) Den Ruf der Verlässlichkeit, den Faymann gestern so hervorgestrichen hat, wird sich Österreich erst wieder erarbeiten müssen."
- "Oberösterreichische Nachrichten" (Linz):
" Nach den gestrigen Kämpfen war aber klar, dass das Risiko in einer Weise steigen wird, die tödliche Zwischenfälle erwarten lässt. Das ist zwar für Soldaten, die sich bei guter Bezahlung für solche Einsätze melden, normal. Es sind aber für Regierungsparteien in einem Wahljahr zu viele Unwägbarkeiten. Die Bundesregierung nimmt dafür in Kauf, neben dem Lob im eigenen Land auch offenen oder versteckten Tadel auf internationaler Ebene zu ernten."
- "Wiener Zeitung":
"Zieht die UNO zur Gänze von dieser strategischen Hochebene ab, stehen sich die beiden verfeindeten Staaten Aug' in Aug' im wortwörtlichen Sinn gegenüber. (...) Tatsächlich deutet nichts auf ein Ende des Einsatzes hin. (...) Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung sich ihrer internationalen Verantwortung nicht gänzlich entledigt - zumal Österreich als Mitglied des UNO-Einsatzes im Libanon ohnehin in der Region bleibt. Ein vorübergehender Rückzug der Soldaten, etwa ins sichere Hinterland nach Israel, wäre auch ein 'Abzug vom Golan', allerdings einer mit der Lizenz zur Rückkehr."
(Quelle: salzburg24)