Veröffentlicht: 19. Juli 2012 09:41 Uhr
Die Salzburger Festspiele waren und sind das größte Klassikfestival der Welt. Und heuer sind sie noch einmal kräftig gewachsen.
Renner sind der „Jedermann“ und Opern
APA: Welche Vorstellungen sind ausverkauft oder besonders gut gebucht? Rabl-Stadler: "La Boheme", "Die Zauberflöte", "Carmen", "Jedermann" und "Prinz Friedrich von Homburg" sind beispielsweise längst ausverkauft. Der Run auf "Jedermann", der heuer 13 Mal aufgeführt wird, ist dieses Jahr besonders groß - sowohl die Inszenierung als auch die Besetzung, allen voran Nicholas Ofczarek und Birgit Minichmayr, sind ein besonders glückhaftes Ereignis. Auch "Carmen" ist mehrfach überbucht. Wenn Claudio Abbado dirigiert, ist die Vorstellung ebenfalls ausverkauft. Für "Giulio Cesare in Egitto" gibt es fast keine Karten mehr. Bei "Das Labyrinth" sagten wir zuerst, wir sind froh, wenn wir 70 Prozent verkaufen - jetzt sind es schon über 80 Prozent. Was mich sehr freut ist, dass die "Ouverture spirituelle" gut angenommen wird. Ich war anfangs nicht so optimistisch, als Kaufmännische Verantwortliche bin ich von Berufs wegen zur vorsichtigen Schätzung verpflichtet. APA: Jedes Jahr verkünden Kritiker, dass die Festspielkarten sehr teuer und für das "normale Volk" unerschwinglich seien. Rabl-Stadler: Heuer werden so viele Karten zum Preis bis zu 100 Euro angeboten wie noch nie zuvor. 58 Prozent der 260.000 Karten kosten bis zu 100 Euro, in den Prozentsatz sind Kinderprogramm und die Benefizveranstaltungen miteingerechnet. Natürlich sind diese Karten am frühesten weg. Und der Verdacht, dass die Sponsoren den Großteil der Karten den "normal Sterblichen" wegkaufen ist doppelt absurd. Nur zwei Prozent des Kartenangebots werden von Sponsoren gebucht, und das sind sicher nicht die billigen Karten. Noch ein unausrottbares Gerücht: Es gibt keine reservierten Kontingente. Für niemanden.„Salzburger Festspiele haben Maximalgröße erreicht"
APA: Die Festspiele scheinen Karten ohne Ende verkaufen zu können. Heuer dauern die Salzburger Festspiele um zehn Tage länger, und es gibt die neuerliche Rekordzahl von 260.000 Karten. Kann dieses Festival grenzenlos wachsen? Rabl-Stadler: Ich freue mich, dass die Ausdehnung um eine Woche so gut ankommt. Die "Ouverture spirituelle" ist ein sinnliches, nachdenkliches Hineingleiten in die Festspiele. Man wird darüber in den Zeitungen lesen und nicht darüber, ob Hetti, Putzi oder Katzi oder irgendein gekröntes Haupt da sind. Auch das Verlängern der Festspiele bis einschließlich zum ersten Septemberwochenende ist geschickt. Aber das ist dann schon die Maximalausdehnung. Auch die Pfingstfestspiele wollen wir auf die Tage Freitag bis Pfingstmontag beschränken, so erfolgreich wir mit Bartoli auch sind. Was die Zahl der aufgelegten Karten betrifft, möchte ich mich nicht apodiktisch festlegen. Wirtschaftlich muss man festhalten, dass die Knappheit an Karten unser bestes Marketingtool ist. Genau wie bei den Krautfleckerl der Tante Jolesch. Erstrebenswert ist, was es nicht im Überfluss gibt. Auch deswegen machen wir den "Jedermann" nicht 20 Mal, obwohl wir ihn natürlich verkaufen könnten. Ein weiterer Effekt des begrenzten Angebots ist, dass sich die Leute früh zum Kauf von Festspielkarten entscheiden müssen. Das wiederum führt für die Festspiele zu finanzieller Planungssicherheit. Die Grenzen des Angebots sind also wirtschaftlich und für mich auch philosophisch richtig. APA: Es wird wohl auch im nächsten Jahr dabei bleiben, dass die Festspiele eine Woche länger dauern werden. Rabl-Stadler: Die Verlängerung scheint geglückt, das wollen wir auch weiter machen. Die "Ouverture spirituelle" stößt offensichtlich auf ein breites Echo bei an geistlicher Musik Interessierten. Das Publikum ist dieses Jahr noch internationaler geworden. Das französische Element kommt durch Cecilia Bartoli. Sehr viele Leute kommen aus dem asiatischen Raum. Es ist auch eine Delegation aus China da, Intendant Alexander Pereira hat einen chinesischen Sponsor für die Bühnenausstattung von "La Boheme" gefunden. Die Produktion wird am 18. Oktober in Shanghai gezeigt - mit deren Sängern und Orchester, also ohne Wiener Philharmoniker und Anna Netrebko. APA: Sie arbeiten jetzt bereits mit dem fünften Festspielintendanten zusammen. Der neue, Alexander Pereira, ist vielleicht jener, der am ehesten in Ihrem Teich fischt. Wie kommen Sie mit ihm klar? Rabl-Stadler: Wir sind beide gewöhnt, alleine verantwortlich für das Sponsoring zu sein. Wir mussten also schnell lernen, unsere Stärken zu bündeln. Und jetzt kann ich mit Freude sagen, "eins und eins sind drei". Gemeinsam sind wir erfolgreicher als jeder alleine. Natürlich könnte so eine Konstellation auch zum Crash führen. Aber es ist ein offenes Geheimnis, dass ich in Sachen Größe und Ausdehnung die Zurückhaltende bin. APA: Ihr Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf will das Theater in Salzburg internationalisieren. Das heißt, er will auch fremdsprachiges Theater. Wie denken Sie darüber? Rabl-Stadler: Das ist ein steiniger Weg. Denn wir sind eine Kleinstadt. Trotzdem halte ich es in der heutigen Zeit für spannend und richtig, auch Theater in anderen Sprachen, vor allem in Englisch anzubieten. "Peer Gynt" etwa, den wir heuer auf der Halleiner Pernerinsel zeigen werden, ist hinreißend. Es gibt Übertitel auf Deutsch, aber man versteht auch ohne diese den Sinn. Alles in allem sehe ich im fremdsprachigen Theater eine Chance. Denn bisher hat das nicht deutschsprachige Publikum kein Theater in Salzburg besucht. Das kann sich dadurch ändern. Gerade für unser zunehmend internationales Publikum ist das ideal. (APA)Links zu diesem Artikel:
(Quelle: salzburg24)