Dies sind zentrale Kritikpunkte des Rechnungshofs an den Festspielen, die in einem aktuellen Rohbericht formuliert werden, wie die "Salzburger Nachrichten" (Dienstagsausgabe) berichten. Empfohlen wird deshalb eine Novellierung des Festspielfondsgesetzes. Vor der Formulierung des eigentlichen Endberichts haben nun Festspielleitung sowie die Subventionsgeber Gelegenheit, auf die Kritikpunkte zu antworten. Die RH-Prüfung war nach dem Betrugsskandal um den einstigen Technischen Direktor der Salzburger Festspiele, Klaus Kretschmer, und den ehemaligen Geschäftsführer der Osterfestspiele, Michael Dewitte, im März 2010 in Auftrag gegeben worden.
Für klarere kaufmännische Strukturen sei eine Novelle des Gesetzes nötig. Derzeit fehle ein Organ, das einer Eigentümerversammlung vergleichbar wäre. Auch sei unklar, ob Präsidentin Helga Rabl-Stadler oder Landeshauptfrau Gabi Burgstaller die Festspiele nach außen vertrete. Insgesamt verstoße die Konstruktion laut Fondsgesetz gegen die Grundregeln der guten Unternehmensführung, vor allem fehle ein "unabhängiges, von der Geschäftsführung getrennt eingerichtetes Aufsichtsorgan", heißt es laut SN im Rohbericht.
Auch habe laut Bundesgesetz der Festspielfonds die Aufgabe, Festspiele in der Landeshauptstadt Salzburg zu veranstalten. Die Spielstätte Halleiner Pernerinsel liegt aber außerhalb der Stadt, was auch für Gastspiele in Ingolstadt, Berlin und Weimar zutreffe, was gegen das Gesetz verstoße, so der RH.
Die Aufgaben der internen Revision wie Belegprüfungen oder Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten seien offenbar gar nicht oder mangelhaft wahrgenommen worden, heißt es weiter. Was bei den Festspielen interne Revision genannt wird, erfülle Aufgaben des Controllings, also der Kontrolle der Umsetzung von kurz- und mittelfristiger Finanzplanung.
Darüber hinaus ortete der RH Schlampigkeiten wie den Fall, dass dreimal Studien über interne Organisation, Mitarbeitergespräche sowie Vermietung der Häuser in Auftrag gegeben wurden, deren Empfehlungen jedoch nie umgesetzt wurden. In der Kostümabteilung sei seit 19 Jahren keine Inventur erfolgt, die Lohnverrechnung werde teilweise noch mit handschriftlichen Karteikarten geführt. Den Osterfestspielen wurden nicht alle ihnen zuzuordnenden Aufwendungen verrechnet.
Finanziell geht es den Festspielen laut RH-Rohbericht aber durchaus gut. Demnach sind in den vergangenen sechs Jahren die Einnahmen stärker gewachsen als die Betriebsausgaben. Auch die Sponsorengelder lagen 2009/10 um 65,9 Prozent höher als 2004/05. Der Eigendeckungsanteil wurde im gleichen Zeitraum von 70,8 auf 74,6 Prozent ausgebaut und die Zahl der Besucher um 13,6 Prozent auf 250.817 gesteigert. Der Anteil der unentgeltlichen Karten an der Gesamtzahl der Tickets ist von 5 auf 4,1 Prozent gesunken. Pressekarten wurden ebenso zurückgefahren wie die vom Land und der Stadt Salzburg beanspruchten Logen- und Dienstsitze.
Allein die Zahl der Repräsentationskarten stieg von 1.975 Karten im Wert von 326.000 Euro auf 2.401 Karten um 470.000 Euro. Dass die Vertreter von Bauamt, Stadtfeuerwehr, Polizeidirektion und Rotem Kreuz sowie der Arzt pro Vorstellung je zwei unentgeltliche Karten erhalten, stört den RH ebenfalls. Diese Regelung sollte durch eine Karte mit allenfalls Vorzugsrecht auf eine Kaufkarte ersetzt werden. (APA)
(Quelle: salzburg24)