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Stiftungen: Erwartungen für Forschung gedämpft

Veröffentlicht: 14. April 2014 11:27 Uhr
Die Regierung hat sich in ihrem Programm eine "Mobilisierung des Stiftungsvermögens" für Forschung vorgenommen. Im Finanzministerium will man etwa Stiftungen dazu bringen, in einen "Österreich-Fonds" für "außergewöhnliche Forschungsprojekte" zu investieren, der auch aus ÖIAG-Privatisierungserlösen gespeist werden soll. Experten dämpfen jedoch generell die Hoffnung auf allzu hohe Zusatzmittel.

In Österreich gibt es mehr als 3.000 Privatstiftungen. Anders als international üblich können diese hierzulande einen rein privatnützigen Zweck aufweisen - Gemeinnützigkeit ist eher die Ausnahme, nicht die Regel: Nur rund 200 dieser Privatstiftungen sind rein gemeinnützig, mehr als ein Viertel davon hat als einen der Stiftungszwecke Bildung und Forschung. Dazu kommen noch 220 Bundes- und 240 Landesstiftungen, die per Gesetz in der ganzen Bandbreite gemeinnützig sind.

In Deutschland oder der Schweiz gibt es im Verhältnis zu Österreich deutlich mehr gemeinnützige Stiftungen. Doch auch dort machen die ausgeschütteten Mittel in Relation nur einen minimalen Teil der Staatsausgaben für Soziales, Bildung, Wissenschaft, Kultur oder Sport aus, schildert Reinhard Millner vom Non-Profit-Organisationen-Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Dazu macht der Forscher, der das österreichische Stiftungswesen mit Michael Meyer und Hanna Schneider in einer umfassenden Studie untersucht hat, eine weitere Einschränkung: "Stiftungen sind im gängigen internationalen Verständnis eine Form gemeinnützigen Engagements. Das kann ich nur befördern, aber nicht erzwingen."

In Deutschland stehen laut der Erhebung jährlich 17 Mrd. Euro Ausschüttungen aus Stiftungen staatliche Ausgaben von 660 Mrd. Euro gegenüber. "In Relation sind das etwa 2,5 Prozent, das ist in Wirklichkeit nicht so viel." In Wissenschaft, Forschung und Bildung geht rund ein Viertel der Stiftungsausschüttungen.

Legt man die 17 Mrd. Euro aus deutschen Stiftungen auf Österreich um, ergäbe sich - bei gleichem Engagement und gleicher Förderung - für alle gesellschaftlichen Bereiche ein Potenzial von etwas mehr als einer Mrd. Euro und damit mehr als 50 Mal so viel Mittel, wie gemeinnützige Stiftungen hierzulande derzeit pro Jahr für diese Bereiche ausschütten. "Das Problem ist nur: Österreich ist 20 Jahren hinten, was Anreizstrukturen betrifft. Um da hinzukommen, müsste man noch viel tun. Dazu kommt die unterschiedliche Kultur und Tradition."

Die rund 200 gemeinnützigen Privatstiftungen in Österreich schütten geschätzte 18 Mio. Euro pro Jahr aus - ein Betrag, der im Vergleich zu Spenden von Privatpersonen (rund 400 Mio. Euro) oder Unternehmen (104 Mio. Euro) sehr gering ist. Wie viel davon in Wissenschaft und Forschung fließt, ist nicht bekannt.

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) lässt derzeit in einer Studie von WU und Institut für Höhere Studien (IHS) erstmals erheben, welche Bedeutung Stiftungen und Fonds momentan in der Forschungsförderung in Österreich spielen. Ergebnisse sollen bis Herbst vorliegen. Außerdem sieht sich das Ministerium internationale Best-Practice-Modelle an. Neben rechtlichen Möglichkeiten für mehr private Forschungsfinanzierung, betont Mitterlehner, brauche es auch einen Kulturwandel in Österreich: "Es soll der Bevölkerung klar sein: Wenn jemand etwas Gutes für die Allgemeinheit tun möchte, dann ist er mit Spenden in die Forschung gut beraten."

IHS-Innovationsexperte Andreas Schibany vom IHS sieht hinter der Ankündigung der Regierung, mehr Stiftungsmittel in Wissenschaft und Forschung zu lenken, allerdings vor allem "Wunschdenken". "Grundsätzlich", so Schibany, sei es zwar etwas Gutes, philanthropisches Engagement zu fördern. "Die grundsätzliche Finanzierung von Hochschulen und Forschung ist aber eine ursächlich staatliche Aufgabe und das soll auch so bleiben", betont er gegenüber der APA. Außerdem seien in der Vergangenheit schon mehrere Minister an diesem Vorhaben gescheitert.

Auch Millner betont, dass Mittel aus Stiftungen "immer nur als zusätzliches Angebot zu etwas Bestehendem" verstanden werden dürften. Andernfalls drohe eine Zunahme von Projektfinanzierungen und damit prekär Beschäftigter. Viele Stiftungen würden den Anspruch stellen, Innovationen anzustoßen. "Selbst wenn Stiftungen durchaus mittel- und manchmal auch langfristig Dinge finanzieren, tun sie das nicht für die Ewigkeit. Sie können deshalb auch nie so etwas wie eine Basisfinanzierung sein."

(Quelle: salzburg24)

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