Der Austausch war durch die Regierung in Katar vermittelt worden, nachdem US-Vertreter 2010 begonnen hatten, mit den Taliban über die Freilassung ihres einzigen Kriegsgefangenen zu verhandeln. Nach Angaben eines hohen US-Regierungsbeamten ergab sich vor kurzem eine Gelegenheit, die unterbrochenen Gespräche wieder aufzunehmen, und die USA hätten diese Chance genutzt. Die US-Regierung sei die ganze Zeit über "auf den höchsten Ebenen" eingeschaltet gewesen.
Bergdahl war im Juni 2009 aus seiner Einheit in Afghanistan verschwunden. Die Taliban teilten dann mit, sie hätten den Soldaten gefangen genommen und verbreiteten mehrere Propaganda-Videos, in denen Bergdahl die USA aufrief, seine Freilassung zu erreichen.
CNN zufolge erfolgte die Übergabe Samstag früh an der östlichen Grenze Afghanistans. Mitglieder eines US-Spezialkommandos hätten eine Gruppe von Taliban getroffen, den Soldaten in Empfang genommen und dann per Helikopter in Sicherheit gebracht. Die Übergabe sei völlig friedlich verlaufen. Bergdahl werde jetzt in einem Hospital in Afghanistan gründlich medizinisch untersucht und dann wahrscheinlich zunächst zur weiteren Betreuung in das US-Militärkrankenhaus von Landstuhl im deutschen Nundeland Rheinland-Pfalz geflogen. Sein Gesundheitszustand scheine aber gut zu sein.
Die Guantanamo-Gefangenen wurden dem US-Regierungsbeamten zufolge am Samstag nach Doha geflogen. Sie befänden sich "im Gewahrsam und unter der Kontrolle" Katars. Ihre Bewegungsfreiheit sei eingeschränkt. Nach Angaben der "Washington Post" ist unter den fünf Männern Mullah Mohammed Fazl, ein ehemaliger Vizeverteidigungsminister der Taliban. Er befand sich seit der Einrichtung des Lagers im Januar 2002 in Guantanamo Bay.
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel teilte mit, dass die USA sich eng mit der Führung Katars über die Sicherheitsmaßnahmen abgestimmt hätten, "um zu gewährleisten, dass die nationale Sicherheit der USA nicht gefährdet wird". Der prominente republikanische US-Senator und ehemalige Vietnamkriegsgefangene John McCain forderte unterdessen konkretere Angaben über die vereinbarten Maßnahmen.
Bowes Vater Robert Bergdahl deutete bei einem Treffen mit Obama an, dass sein Sohn, der am Samstag zunächst in einem Krankenhaus in Afghanistan betreut wurde, kein Englisch mehr verstehen könne. Er sprach ihn daher im afghanischen Dialekt Dari an und sagte (auf Deutsch übersetzt): "Ich bin Dein Vater, Bowe."
Taliban-Anführer Mullah Omar hat unterdessen den Austausch des entführten US-Soldaten gegen fünf radikale Islamisten als "großen Sieg" bezeichnet. Er gratuliere dem gesamten afghanischen Volk, allen Mujaheddin und den Familien der befreiten Taliban-Kämpfer, erklärte Omar am Sonntag in einer seiner seltenen Stellungnahmen. Er dankte dem Emir von Katar für seine Vermittlungsbemühungen in dem Fall.
(Quelle: salzburg24)