Die Demonstranten wandten sich gegen die jüngste Entlassung von Dutzenden Polizeichefs im ganzen Land als Reaktion auf Korruptionsermittlungen. Diese werden von Experten als Teil eines Machtkampfs gewertet, der inzwischen die Beziehungen zum NATO-Partner USA zu belasten droht.
Erdogan gerät wegen des massiven Korruptionsskandals immer stärker unter Druck. Nach einer Verhaftungswelle wurden am Samstag unter anderem Strafverfahren gegen die Söhne von zwei seiner wichtigsten Minister eröffnet, wie mehrere Medien berichteten. Offenbar im Zusammenhang mit dem Skandal drohte Erdogan ausländischen Botschaftern mit Ausweisung.
Die Opposition warf dem Regierungschef vor, inzwischen wie ein "Diktator" zu agieren. Die Staatsanwaltschaft hatte den Skandal am Dienstag mit der frühmorgendlichen Festnahme von dutzenden hohen Funktionsträgern und Familienmitgliedern von Erdogans Ministern ins Rollen gebracht.
Gegen die Söhne von Innenminister Muammer Güler und Wirtschaftsministers Zafer Caglayan ordneten Ermittlungsrichter in Istanbul Samstag früh Untersuchungshaft an, wie die Fernsehsender NTV und CNN-Türk berichteten. Der Sohn von Umweltminister Erdogan Bayraktar wurde dagegen nach mehrstündigen Befragungen durch Staatsanwälte und Richter wieder freigelassen.
Auch gegen den Chef der staatlichen Bank Halkbank, Süleyman Aslan, und einen Bauunternehmer wurden den Berichten zufolge Strafverfahren eingeleitet. Der schwerwiegende Verdacht: Der Ring soll illegale Goldgeschäfte der Halkbank mit dem sanktionsbelegten Iran eingefädelt und organisiert haben. Den Verdächtigen werden unter anderem Bestechung hoher Regierungsmitglieder, Betrug und Geldwäsche vorgeworfen.
Erdogan - dessen Partei sich im März wichtigen Kommunalwahlen stellen muss - verurteilte das Vorgehen der Justiz als Schmierenkampagne und reagierte mit der Umbesetzung von Schlüsselposten. Allein am Freitag sollen 17 Mitarbeiter von Polizei und Justiz gefeuert worden sein, berichteten mehrere Medien.
(Quelle: salzburg24)