Seither werde der Komplett-Abzug nicht mehr nur für ein Katastrophen-Szenario erwogen, sondern von beiden Regierungen ernsthaft geprüft. Obama und Karzai ringen seit langem erfolglos um ein Truppenstatut, unter dem die USA auch nach dem Abschluss des Kampfeinsatzes Ende 2014 etwa 8.000 Soldaten am Hindukusch lassen wollen. Karzai hatte die Verhandlungen im Juni verärgert ausgesetzt, nachdem die USA offene Friedensverhandlungen mit den radikal-islamischen Taliban angekündigt hatten.
Ohne die Militärmaschinerie der USA, die das Rückgrat des internationalen Afghanistan-Einsatzes ist, müssten auch die übrigen ausländischen Staaten ihre Truppen vom Hindukusch abziehen. In afghanischen Regierungskreisen wurden die Aussagen aus Washington als leere Drohungen interpretiert. "Beide Seiten verstehen, einander unter Druck zu setzen", hieß es am Dienstag in Kabul. "Aber sowohl die USA als auch Afghanistan sind sich völlig darüber im Klaren, dass die Präsenz der ausländischen Truppen - besonders der amerikanischen - auch nach 2014 entscheidend für die Sicherheit hier und in der ganzen Region ist".
Allerdings wollten die USA auch im Irak nach dem Ende des Krieges Truppen stationiert lassen. Die Verhandlungen mit der irakischen Regierung scheiterten damals, die USA zogen als Konsequenz sämtliche Soldaten ab. Die USA haben momentan noch 63.000 Soldaten am Hindukusch stationiert.
Indessen kam es in Kandahar zu einem blutigen Zwischenfall. Erneut feuerte ein Afghane in Uniform auf ausländische Soldaten. Dabei tötete der afghanische Soldat einen slowakischen Ausbilder und verletzte sechs weitere, wie der slowakische Verteidigungsminister Martin Glvac in Bratislava mitteilte. Nach Angaben der internationalen Schutztruppe ISAF wurde der Angreifer festgenommen. In ersten internationalen Medienberichten war irrtümlich von einem Anschlag auf tschechische Soldaten die Rede gewesen.
(Quelle: salzburg24)