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USA lobbyierten gegen österreichische Lösegeldzahlungen

Das Außenministerium wollte zu etwaigen Gesprächen mit den USA keinen Kommentar abgeben
Veröffentlicht: 15. Mai 2013 19:39 Uhr
Kein Lösegeld für entführte US-Amerikaner zu zahlen gilt seit Jahren als Prinzip der US-amerikanischen Außenpolitik - zumindest zweimal sollen die USA laut dem Nachrichtenmagazin "News" diesen Grundsatz auch gegenüber Österreich durchgesetzt haben.
SALZBURG24 (Stephanie Jiménez)

Zuletzt im Fall des im Jemen entführten Österreichers Dominik N., wo Lösegeldforderungen laut einem Bericht von "News" zumindest teilweise durch eine Versicherung der finnischen Geisel Leila K. abgedeckt gewesen wären, hätten die USA Finnland und Österreich nicht von einer Lösegeldzahlung abgebracht. Auch im Fall des 2006 im Irak entführten Österreichers Bernd Nussbaumer soll die Position der Vereinigten Staaten Verhandlungen erschwert haben.

"Wir lassen uns nicht erpressen"

"News" beruft sich im Fall der Jemen-Entführung auf "ranghohe Beamte", die im Entführungsfall involviert gewesen seien. Das Außenministerium wollte zu etwaigen Gesprächen mit den USA keinen Kommentar abgeben, betonte jedoch erneut, keine Lösegeldforderungen zu erfüllen: "Die Haltung Österreichs deckt sich mit jener der USA. Wir lassen uns nicht erpressen," so Ministeriumssprecher Martin Weiss.

"Erschwerender Umstand" im Fall Nussbaumer

Im Fall von Bert Nussbaumer, dessen Leiche Anfang 2008 gefunden wurde, zitiert das Nachrichtenmagazin aus einem Aktenvermerk zu einem Arbeitsgespräch zwischen Innenministerium und Heeresnachrichtenamt im Juli 2007. Darin ist von dem "erschwerenden Umstand" die Rede, dass Nussbaumer "gemeinsam mit vier US-Bürgern entführt wurde und die USA ja nicht bereit sind auf finanzielle Forderungen einzugehen". Verfasst wurde die Notiz laut "News" von Erich Zwettler, einstigem Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA) und heutigem Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz (LVT).

Wikileaks enthüllt "kontroverielle Gespräche"

Die Enthüllungsplattform "Wikileaks" hatte bereits 2011 Depeschen der US-Botschaft in Wien publiziert, in denen von "höchst kontroversiellen Gesprächen" zwischen den USA und Österreich rund um mögliche Lösegeldforderungen für Nussbaumer berichtet wurde. Das Außenministerium hatte eine "Kontroverse" damals jedoch dementiert und erklärt, es sei nie zu Lösegeldforderungen gekommen.

Alte Spekulationen erhalten neuen Nahrung

Auch alte Spekulationen, wonach sich der Iran bei der Entführung Nussbaumers als Vermittler angeboten hätte, Österreich dies jedoch abgelehnt habe, erhalten durch den "News"-Bericht neue Nahrung. Eine Sachverhaltsdarstellung des mittlerweile pensionierten ehemaligen BKA-Chefs Herwig Haidinger bestätige das Vorliegen eines entsprechenden Angebotes. Der Iran habe demnach im Gegenzug für seine Vermittlungstätigkeit verlangt, dass Österreich vom Iran vorgelegte Beweise zum Wiener Kurdenmord 1989 annehme, schreibt "News". Diese sollten laut Iran belegen, dass die damalige Ermordung von drei iranischen Oppositionellen nicht vom Iran, sondern von "Mudjaheddin" (Gotteskriegern) in Auftrag gegeben worden war.

Bedingung für die Vermittlertätigkeit sei nach Angaben Haidingers weiters gewesen, dass der damalige Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Gert Polli, persönlich in den Iran reise, um dort die neuen Beweise sowie Bert Nussbaumer in Empfang zu nehmen. Dies sei nach einer ganzen Reihe von Gesprächen im Innen-, Justiz- und Außenministerium jedoch abgelehnt worden, so Haidinger. Den Alternativ-Vorschlag einen anderen BVT-Beamten zu entsenden, habe der Iran nicht angenommen. (APA)

(Quelle: salzburg24)

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