"Wir wollen ein Europa bestehend aus souveränen freien Staaten, die untereinander kooperieren, dort, wo sie auch wirklich wollen", so Vilimsky. Derzeit ergehe sich die EU einerseits in Zentralisierungswut und unterwerfe die Mitgliedsländer einem überbordenden Regulierungszwang. Dort, wo gemeinsame Maßnahmen tatsächlich Sinn machen würden - Stichwort Bankenaufsicht bzw. -ordnung - tue sich dagegen nichts Sinnvolles. Das EU-Parlament möge halbiert werden, da die Mandatare ohnehin "überfordert" seien vom Konstrukt Europäische Union.
Bezüglich einer neuen Rechtsfraktion sind wir "mit vielen europäischen Spitzenproponenten im Gespräch", versicherte Vilimsky. 38 Mandatare hätte man zum derzeitigen Zeitpunkt an Bord. Dass etwa die Dansk Folkeparti aufgrund allzu rechter Sager in Andreas Mölzers Zeitschrift "Zur Zeit" nicht mit der FPÖ kooperieren wolle, wie ihm der Moderator vorhielt, ficht den FPÖ-Spitzenkandidaten nicht an. Galionsfigur der potenziellen FPÖ-Partner ist Marine Le Pen von der Front National, und die "ist jetzt nicht die böse Ultrarechte, die ist am Sprung zur Nummer eins in Frankreich".
Ein konkretes Wahlziel wollte Vilimsky nicht nennen. Parteichef Heinz-Christian Strache hatte in der Vergangenheit den Sprung über die 20-Prozent-Marke angepeilt und auch Platz eins im Bereich des Möglichen gesehen. "Ich will so stark wie möglich werden", sagte Vilimsky dazu, doch "in Wahrheit ist es den Bürgern egal, ob 19, 20 oder 23 Prozent erreicht werden". Sollten die letzten beiden Wahlkampf-Wochen bis zum 25. Mai noch Bewegung bringen, dann "rittern wir mit um Platz eins", meinte er aber.
Zum Thema Ukraine-Krise wies Vilimsky zurück, dass die FPÖ eine prorussische Haltung vertrete. "Russland ist für uns ein wichtiger Partner", aber man verstehe sich in einer "sehr neutralen Position". Er selbst habe sowohl Russland als auch die Vereinigten Staaten bereist und dort Gespräche geführt. Allerdings wünsche er sich auch von Österreich eine solche neutrale Haltung. Derzeit mache sich die EU "quasi zum Helfershelfer US-amerikanischer Interessen".
Wenig beeindruckt von den Aussagen der Grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek und des FPÖ-Listenersten Harald Vilimsky in der ORF-"Pressestunde"zeigte sich die politische Konkurrenz. Die übrigen Parteien nutzten denn auch ihre Reaktionen am Sonntag dazu, die Vorzüge ihrer jeweils eigenen Kandidaten hervorzustreichen.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos bezeichnete die FPÖ auf EU-Ebene als "isoliert", zugleich biederten sich die Blauen "an Parteien des rechten Rands an". Doch die "rechts-rechten Sektierer" europaweit hätten "keine konstruktiven Lösungen" zu bieten. SPÖ-Spitzenkandidat Eugen Freund und das "Europa-Team" der Sozialdemokraten können "die Weichen in der EU neu stellen". Auf Lunaceks Auftritt ging Darabos nicht ein.
ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel bezeichnete Vilimsky als "Politik-Rüpel, der jede Spur von Ahnung in der Politik vermissen lässt". Die Grünen wiederum "verstecken sich hinter Gurken, Tomaten und völlig verfehlten Plakaten", erklärte er. Konzepte für die EU habe er keine gehört. ÖVP-Spitzenkandidat Othmar Karas dagegen stehe "für ein starkes Österreich in einem besseren Europa".
Der Grüne Listenzweite Michel Reimon erlebte Vilimskys Auftritt als "skurril". Der FP-Kandidat habe erneut demonstriert, dass die Freiheitlichen eine "rückwärtsgewandte, europafeindliche, ausgrenzende und rechtspopulistische Politik" vertreten würden.
Europa Anders-Spitzenkandidat Martin Ehrenhauser wandte sich gegen die von der FPÖ "vertretene Rückkehr zum Provinzialismus", während seine Wahlallianz "vorwärtsgewandte" EU-Kritik übe. BZÖ-Obmann Gerald Grosz kritisierte sowohl Lunacek als auch Vilimsky als "Hohenpriester für eine Erweiterung der EU".
(Quelle: salzburg24)