Am 6. Februar hatten rund 400 Flüchtlinge versucht, von Marokko aus über den Grenzübergang El Tarajal nach Ceuta zu stürmen. Als die marokkanischen Sicherheitskräfte eingriffen, sprangen zahlreiche Afrikaner ins Wasser, um die spanische Exklave schwimmend zu erreichen. Erst am vergangenen Donnerstag, eine Woche nach dem Vorfall, hatte die spanische Polizei eingeräumt, man habe zur Abschreckung der Flüchtlinge unter anderem auch Gummigeschoße benutzt.
Die Vereinigten Linken, drittstärksten Kraft im Parlament, forderte am Samstag den sofortigen Rücktritt von Fernandez Diaz. "Menschen, die auf der Suche nach Brot waren, haben wegen einer Unzahl von Fehlern ihr Leben verloren", klagte ihr Vorsitzender Cayo Lara. Anstatt den schwimmenden Flüchtlingen zu helfen, habe man sie mit Rauchbomben, Gummigeschoßen und Platzpatronen beschossen.
Der linksgerichtete Richter-Zusammenschluss "Jueces para la Democracia" (Richter für die Demokratie) prangerte "ernste Widersprüche" der Behörden an und forderte eine "wirksame Untersuchung" der Vorfälle. Die Sozialisten (PSOE) verlangten, jemand müsse für die Tragödie und für die "Lügen" Verantwortung tragen. Auch Menschenrechtsorganisationen sehen eine Mitschuld der Guardia Civil und des Ministers.
Fernandez Diaz hatte bei einer Anhörung im Madrider Parlament am Donnerstag versichert, die Beamten hätten nicht auf schwimmende Flüchtlinge gezielt, sondern nur ins Meer geschossen. Er betonte, der Beschuss habe mit dem Tod von Flüchtlingen nichts zu tun gehabt. Gerichtsmedizinische Untersuchungen hätten eindeutig ergeben, dass die Opfer im Meer ertrunken seien. Die Leichen hätten keine Zeichen von Gewaltanwendung aufgewiesen.
Das konnte aber viele nicht überzeugen. Während die staatliche Nachrichtenagentur efe titelte, die Küste von Ceuta habe sich inzwischen in "ein Meer von Flüchtlingsleichen verwandelt", postete der Generalsekretär der Sozialisten im Baskenland, Patxi Lopez, seine scharfe Kritik auf Twitter: "Es gibt keine Lügen, die die Immoralität verbergen können, Menschen zu beschießen, die vor dem Elend fliehen", schrieb er - und fügte dann Richtung Regierung und Guardia Civil an: "Vor wem glauben sie, dass sie uns verteidigen?"
Spanien verfügt an der nordafrikanischen Mittelmeerküste über zwei Exklaven, die beide von Marokko beansprucht werden. Ceuta an der Meerenge von Gibraltar und das 250 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla haben jeweils 84.000 Einwohner. In der Umgebung beider Exklaven leben auf marokkanischem Gebiet Tausende Afrikaner aus Ländern südlich der Sahara in Lagern und warten auf eine Gelegenheit, in die spanischen Städte und damit in die EU zu gelangen.
(Quelle: salzburg24)