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Weiterer Massenprozess gegen Muslimbrüder vertagt

Mohammed Badie sitzt auch auf der Anklagebank
Veröffentlicht: 25. März 2014 18:28 Uhr
In der oberägyptischen Stadt Minia ist am Dienstag ein weiterer Massenprozess gegen Islamisten auf den 28. April vertagt worden. Erst dann sollen die Urteile im Fall von 683 Angeklagten gesprochen werden, denen die Staatsanwaltschaft die Teilnahme an tödlichen Unruhen im August 2013 vorwirft, wie ägyptische Medien berichteten.

Mit seinem Urteil vom Montag hatte Richter Said Yussef Sabri bereits international für Empörung gesorgt - 529 Angeklagte wurden wegen gewaltsamer Proteste im Sommer zum Tode verurteilt. Nun soll Sabri nach einer Anhörung von nur wenigen Stunden Ende April erneut über das Schicksal Hunderter Anhänger von Mursi entscheiden, der im Juli vom Militär entmachtet worden war. Unter den Angeklagten ist auch Kopf der verbotenen Muslimbruderschaft, Mohammed Badie, der aus Sicherheitsgründen nicht ins Gericht gebracht wurde.

Die Anwälte der Verteidigung boykottierten die Anhörung vom Dienstag. Ägyptischen Medienberichten zufolge ist der Richter für harte Urteile bekannt - so schickte er etwa einen Mann, der in einem Geschäft Frauenkleider gestohlen hatte, 30 Jahre ins Gefängnis.

Angeklagt sind in den beiden beispiellosen Massenprozessen insgesamt 1.200 Menschen, gegen Hunderte auf der Flucht wird in Abwesenheit verhandelt. Sie alle sollen sich wegen gewaltsamer Ausschreitungen in Minia am 14. August des vergangenen Jahres verantworten, bei denen unter anderem zwei Polizisten getötet worden waren. Ihnen werden Mord, versuchter Mord und Zerstörung staatlichen Eigentums vorgeworfen. Die Proteste waren entflammt, nachdem am Morgen desselben Tages zwei Protestlager der Muslimbrüder in Kairo von Sicherheitskräften gewaltsam aufgelöst worden waren. Dabei wurden hunderte Menschen getötet.

Rechtsexperten erwarten, dass die drakonischen Urteile vom Montag vom Kassationsgericht abgemildert oder aufgehoben werden. Menschenrechtsgruppen, die UNO, die EU und die USA hatten die Entscheidungen scharf verurteilt und vor allem faire Prozesse verlangt.

Das UNO-Menschenrechtskommissariat (UNHCR) sprach von einem "Prozess voller Verfahrensfehler". Die erstaunlich hohe Zahl von Todesurteilen sei in der jüngsten Geschichte einmalig, erklärte UNHCR-Sprecher Rupert Colville. Was jedem einzelnen Angeklagten vorgeworfen werde, bleibe unklar, weil die Anklagepunkte nicht verlesen worden seien. Ein Vertreter der Organisation Human Rights Watch sprach in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" von einem "Rückfall in alte Mubarak-Zeiten". Menschen würden zum Tode verurteilt, nur weil sie eine andere politische Meinung hätten.

Seit dem Sturz Mursis gehen die ägyptischen Sicherheitsdienste mit großer Härte gegen die Muslimbruderschaft vor. Im Dezember wurde sie als Terrororganisation eingestuft und verboten. Praktisch die gesamte Führungsriege wurde inhaftiert. Auch Mursi muss sich in mehreren Prozessen verantworten. Die Todesurteile vom Montag waren nun der vorläufige Höhepunkt des juristischen Feldzuges gegen die Islamisten.

(Quelle: salzburg24)

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