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Weltkriegs-Gedenken der EU-Spitze in Ypern

Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel
Veröffentlicht: 26. Juni 2014 19:50 Uhr
Die EU-Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzler Werner Faymann, haben zum Auftakt ihres Gipfels im belgischen Ypern am Donnerstag der Opfer des Ersten Weltkrieges gedacht. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy erinnerte an die Millionen Opfer des Konflikts und sprach von einer "Spirale der Selbstzerstörung", durch die Europa damals "in den Abgrund" gerissen worden sei.

Die Vertreter der 28 EU-Staaten zogen gemeinsam zu Fuß durch das historische Zentrum der Stadt in Westflandern von der gotischen Tuchhalle zum Menentor, in das die Namen von fast 55.000 vermissten Commonwealth-Soldaten eingraviert sind - darunter auch ein Verwandter des britischen Regierungschefs David Cameron. Dort hielten sie eine Schweigeminute ab und wohnten dem traditionellen Zapfenstreich bei, mit dem an die rund 17 Millionen Toten des Krieges von 1914 bis 1918 erinnert wird.

Van Rompuy und EU-Kommissionschef Jose Manuel Barroso legten an dem Tor einen weißen Blumenkranz nieder. Von der Decke des Tores regneten auf die Staats- und Regierungschefs rote Klatschmohn-Blätter herab, die für die Hunderttausenden Gefallenen in der Region stehen. Der dort eingesetzte kanadische Sanitätsoffizier John McCrae hatte in seinem berühmten Gedicht "Auf Flanderns Feldern" den roten Klatschmohn als Symbol für das Blut der Toten verwendet.

Im Anschluss weihten die Gipfelteilnehmer eine runde Friedensbank aus weißem Stein ein, die an das Treffen in Ypern erinnern soll. "Bei dieser Zeremonie geht es nicht um das Ende des Krieges oder einer Schlacht oder den Sieg", sagte der Flame Van Rompuy mit bewegter Stimme. Es gehe um das schlafwandlerische Taumeln in einen Krieg. "Und vor allem um die Millionen, die getötet wurden, auf allen Seiten, an allen Fronten."

Die Region um die belgische Stadt Ypern im Nordwesten Belgiens steht in besonderer Weise für die Schrecken des Ersten Weltkriegs. In Flandern setzten die Deutschen 1915 zum ersten Mal Giftgas ein. Bei den dortigen Stellungskämpfen starben Hunderttausende britische und deutsche Soldaten. Viele Leichen versanken im Schlamm der Felder von Flandern und wurden niemals identifiziert oder offiziell bestattet.

"Ich glaube, dass uns das noch einmal vor Augen führt, in welch guten Zeiten wir heute leben, dadurch dass es die Europäische Union gibt und dass wir aus der Geschichte gelernt haben", sagte die in einem schwarzen Hosenanzug gekleidete Merkel. Bei ihrer Ankunft in Ypern schüttelte die Kanzlerin nach der Begrüßung die Hände einiger Schaulustiger. Normalerweise sind die in Brüssel stattfindenden EU-Gipfel streng von der Öffentlichkeit abgeschirmt.

Im Anschluss an die Zeremonie zogen sich die Gipfelteilnehmer in die Tuchhalle zurück, die neben einem Museum über den Ersten Weltkrieg auch das Rathaus der Stadt beherbergt. Bei einem Abendessen stand eine als kontrovers erwartete Diskussion über die künftige politische Ausrichtung der EU auf dem Programm. Doch anders als vor hundert Jahren tragen die Europäer heutzutage ihr Konflikte am Verhandlungstisch aus.

(Quelle: salzburg24)

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