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Zweites Pflichtkindergartenjahr doch nicht gratis

Sprachprobleme sollen vor Schule gelöst werden
Veröffentlicht: 12. Februar 2014 17:20 Uhr
Entgegen der Ankündigung der Regierung soll das zweite Pflichtkindergartenjahr für Kinder mit Sprachproblemen künftig doch nicht überall gratis sein. Integrationsminister Kurz betonte aber, dass das Gratis-Jahr weiterhin ein Ziel bleibe. Schon derzeit ist der Kindergarten im Großteil Österreichs kostenfrei, darunter auch Wien, wo es die meisten Kinder mit Sprachförderbedarf gebe.

Ab 2015 soll eine Sprachstandsfeststellung für alle Dreieinhalbjährigen und für Kinder mit Förderbedarf ein zweites Pflichtkindergartenjahr eingeführt werden. Zur Vorbereitung haben die Minister Sophie Karmasin (Familie) und Sebastian Kurz (Integration, beide ÖVP) eine Arbeitsgruppe eingerichtet.

Laut Kurz handelt es sich um eine "nicht allzu große Zahl" an Kindern, die vom zweiten Pflichtkindergartenjahr betroffen sein werden. Laut Statistik Austria haben 2012/13 bereits 94,3 Prozent der Vierjährigen eine solche Einrichtung besucht. Gerade jene, die den Kindergartenbesuch zur Sprachförderung am dringendsten bräuchten, werden laut dem Minister allerdings offenbar nicht erreicht.

Mit Hinweis auf zwei Modellregionen (St.Pölten/Land/NÖ bzw. Oberpinzgau/Salzburg) betonte Kurz, dass ein Gratis-Angebot für Vierjährige mit Förderbedarf nicht unbedingt notwendig sei. Es habe sich gezeigt, dass oft der Hinweis alleine, dass das Kind Förderung brauche, ausreiche, damit die Eltern es anmelden. Dazu komme, dass es Probleme vor allem in den Städten gebe, wo der Kindergarten meist ohnehin kostenlos sei. Sollte es Fälle geben, in denen sich Eltern ein Angebot nicht leisten können, "wird man finanzielle Möglichkeiten finden müssen", so Kurz.

Zusätzlich zur flächendeckenden Sprachstandsfeststellung, die schon jetzt in je nach Bundesland unterschiedlicher Intensität durchgeführt wird, wollen die beiden Ministerien mit Experten an Maßnahmen zur weiteren Sprachförderung arbeiten, kündigte Kurz an. Bund und Länder haben für diesen Bereich für die Jahre 2012 bis 2014 30 Mio. Euro investiert, zumindest diese Summe soll nach seinem Wunsch auch für die kommenden Jahre sichergestellt werden. Dafür ist eine neue 15a-Vereinbarung mit den Ländern nötig, die Verhandlungen sollen nun starten. Kurz äußerte den Wunsch, bei der Verwendung der im Regierungsprogramm für den Ausbau der Kinderbetreuung vorgesehenen 350 Mio. Euro zur Qualitätsverbesserung in Kindergärten einen Schwerpunkt auf sprachliche Entwicklung zu setzen.

Das verpflichtende letzte Kindergartenjahr ist aus Sicht von Karmasin jedenfalls ein Erfolg: Die Betreuungsquote bei den Fünfjährigen sei von 96 auf 97,5 Prozent gestiegen, jene bei Kindern mit Migrationshintergrund von 22 auf 26,6 Prozent. Dazu komme dort, wo das Angebot nicht ohnehin schon kostenlos sei, für Familien eine Ersparnis von rund 140 Euro pro Monat. Die PISA-Studien der vergangenen Jahre hätten zudem gezeigt, dass diejenigen, die davor einen Kindergarten besucht haben, bei den Tests deutlich besser abgeschnitten haben. Über diese Erkenntnisse hinaus ist allerdings keine inhaltliche Evaluierung des Pflichtkindergartenjahrs für Fünfjährige geplant, sagte sie auf Nachfrage. Der Rechnungshof (RH) hatte in einem Bericht kritisiert, dass trotz eines dafür reservierten Budgets von zwölf Mio. Euro keine qualitative Evaluierung stattgefunden habe.

Geht es nach SPÖ-Familiensprecherin Angela Lueger, soll es nicht nur für Vierjährige mit Sprachförderbedarf ein zweites Pflichtkindergartenjahr geben. "Die SPÖ will auch, dass ein zweites verpflichtendes Gratis-Kindergartenjahr eingeführt wird, aber es soll für alle Kinder gelten." Immerhin gehe es in der Bildungseinrichtung Kindergarten nicht nur um den Erwerb von Sprachkompetenzen, sondern auch um die Entwicklung der motorischen, intellektuellen und sozialen Kompetenzen. "Die Ausbildung dieser Fähigkeiten in der Gemeinschaft mit anderen Kindern ist für alle Kinder von großem Vorteil", so Lueger.

Den Grünen geht die Einführung eines Pflichtkindergartenjahrs nur für jene Vierjährigen, bei denen bei der Sprachstandsfeststellung Förderbedarf festgestellt wird, ebenfalls nicht weit genug. Auch sie wollen ein zweites verpflichtendes Jahr für alle Kinder. Die NEOS forderten indes, Kindergärten in Bundeskompetenz zu holen. So könne man sich abzeichnende langwierige Verhandlungen mit Ländern und Gemeinden vermeiden.

(Quelle: salzburg24)

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