Schon vor dem Spiel, das ganz im Zeichen des Terror-Anschlags von Wien stand, war nichts so wie gewohnt. Leere Straßen aufgrund der Ausgangssperre, gähnende Leere auf den Tribünen boten am Dienstagabend in der Red-Bull-Arena eine ganz spezielle Stimmung.
Vor der Partie gab eine Schweigeminute. Beide Teams liefen zudem mit Trauerflor vor leerer Kulisse auf. Aufgrund der neuerlich verschärften Corona-Maßnahmen fand das Schlagerspiel in der 30.000 Zuschauer fassenden Arena komplett ohne Fans statt.
"Pray for Vienna" als starkes Signal
Die Salzburger Fans setzten mit der Botschaft „Pray for Vienna“ vor dem Anpfiff bereits ein ganz starkes Zeichen. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit übertrug sich nahtlos auf die beiden Mannschaften auf dem Feld.

Spezielle Stimmung in Red-Bull-Arena
Die Bullen verzichteten aufgrund der schrecklichen Ereignisse in Österreichs Hauptstadt auf laute Musik, Events rund um das Duell wurden abgesagt und auch die gewohnten Ansprachen über die Lautsprecher blieben ebenso aus.
Berisha mit Salzburgs Führung
Vielmehr wollten die Protagonisten auf dem Feld Taten sprechen lassen – und das taten sie auch. Bereits nach 210 Sekunden traf der deutsche U21-Nationalspieler Mergim Berisha (4.) zur Bullen-Führung. Nachdem ihm der Treffer gegen Lok Moskau aberkannt und als Eigentor gewertet wurde, trug sich der Angreifer, der neben Sekou Koita stürmte, zum ersten Mal in der Königsklasse in die Schützenliste ein.
Beide Teams mit offenem Visier
In einer völlig verrückten Anfangsphase, in der es ständig hin und her ging, setzten beide Teams auf Power-Fußball. Dabei wurde fast gänzlich auf die Defensiv-Arbeit verzichtet. Es entwickelte sich ein Duell unter dem Motto „Hop oder Drop“.

Die Bayern rannten wie verrückt an und boten den Salzburgern viele Räume hinter der Verteidigung, die Koita und Co zu selten zu nutzen wussten.
Lewandowski gleicht für die Bayern aus
Nachdem dem Titelverteidiger zunächst ein Elfmeter in der elften Minute vom Video Assistent Referee (VAR) aberkannt wurde, glichen die Münchner nach dem zweiten Pfiff im Strafraum aus: Robert Lewandowski traf in Minute 21 zum 1:1-Ausgleich.
Eigentor bringt Salzburg in Rückstand
Das Tempo litt gar nicht darunter. Im Gegenteil: Die Bayern zogen das Tempo an und kamen immer wieder durch Serge Gnabry, der gegen Andreas Ulmer oft leichtes Spiel hatte, zu guten Chancen.
Über deren rechte Seite kam es dann auch in Minute 44 zur 2:1-Führung der Bajuwaren: Lewandowski spielte aus abseitsverdächtiger Position auf Thomas Müller, der mit einem strammen Schuss genau Rasmus Kristensens Kopf traf. Vom Salzburger geht der Ball unglücklich zum 1:2-Pausenstand ins Tor.
Joker Okugawa trifft mit zweitem Ballkontakt
Nach dem Seitenwechsel gab es fast wieder einen Blitzstart der Bullen. Wie schon gegen Lok Moskau kam Salzburg mit viel Elan aus den Kabinen. Ulmer bediente Enock Mwepu mit einem Traumpass – der Flügelspieler schoss ins linke lange Eck und scheiterte nur an Neuers Traumreflex.
Ramalho eroberte gegen Lewandowski den Ball und spielte den soeben eingewechselten Masaya Okugawa. Der Joker erzielte mit seinem zweiten Ballkontakt das 2:2 für die Bullen. Da blieb auch Neuer nur das Nachsehen.
2:6! Bayern machen kurzen Prozess
Eine beherzte Vorstellung hat für die Bullen im Debakel geendet. Joshua Kimmich traf nach einer Ecke Innenverteidiger Jerome Boateng, der gegen Kristensen das Duell gewann und zum 3:2 einnickte.
Camara verlor nach einer Anweisung von Trainer Marsch im Zentrum den Ball. Danach ging es ganz schnell: Joker Leroy Sane (83.) hämmerte die Kugel mit einem satten Linksschuss ins Kreuzeck zum 4:2 ein.
"6:2 ist keine Repräsentation dieses Spiels. Wir waren 75 Minuten richtig gut. Dann kommt ein Standardtor und noch drei mehr. Es war wie ein Dammbruch. Wenn ein Loch ist, dann kommt viel daher. Es ist ein schlechtes Gefühl, aber für 75 Minuten haben wir Schlag auf Schlag (auf Augenhöhe, Anm.) mit der besten Mannschaft der Welt gespielt. Das Ergebnis ist eine Enttäuschung, aber leistungsmäßig haben die Jungs an ihrer Grenze gespielt", erklärte Salzburg-Trainer Jesse Marsch.
Salzburg schlittert in ein Debakel
Danach trafen die Könige Europas durch weitere Treffer von Lewandowski (88.) und Rekordeinkauf Lucas Hernandez (92.) innerhalb von elf Minuten vier Mal zum 6:2-Endstand. Mit insgesamt elf Gegentoren in drei Partien wurde der Sargnagel der Salzburger sehr deutlich zu sehen. Die Crew von Trainer Jesse Marsch ist in der Defensive schlichtweg zu anfällig.
Salzburg Tabellenletzter in Gruppe A
Salzburg liegt in Gruppe A nach drei Partien mit einem Punkt am Tabellenende. Die Bayern stehen mit dem Punktemaximum schon vor dem Aufstieg ins Achtelfinale. Der Zweite, Atletico Madrid, ist nach einem 1:1 bei Lok Moskau (zwei Punkte) allerdings nur drei Punkte von den Salzburgern entfernt. Ihr nächstes Spiel steigt in drei Wochen am 25. November – erneut gegen die Bayern – in München.
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(Quelle: salzburg24)