Für Austria Salzburg heißt es nach einem guten Spiel trotz 2:0-Führung gegen den FC Liefering jetzt Wunden lecken. Der violette Zweitliga-Aufsteiger musste sich am Sonntag im prestigeträchtigen Stadt-Derby gegen den Bullen-Klub knapp geschlagen geben. Sportdirektor Roland Kirchler verrät uns die Gründe und spricht über einen "nicht mehr ganz so fairen Kampf".
Austria Salzburg "vielleicht zu leicht mit 2:0 geführt"
„Es ging um das Salzburger Derby und man hat in der ganzen Woche schon gemerkt, wie sehr das Thema in den Köpfen der Spieler präsent war. Niemand wollte verlieren, jeder wollte als Sieger vom Platz gehen. Wir haben Liefering zu Beginn mit zwei, drei stark herausgespielten Aktionen eiskalt erwischt und sind vielleicht fast ein wenig zu leicht mit 2:0 in Führung gegangen“, resümierte Austria Salzburgs Sportdirektor Roland Kirchler gegenüber SALZBURG24 (siehe Video unten).
Danach gab das Team von Trainer Christian Schaider das Zentrum ein wenig aus der Hand und die Jung-Bullen wurden immer gefährlicher – vor allem bei Standardsituationen in der ersten Halbzeit. Einer dieser Freistöße führte kurz vor der Pause zum Gegentor, nachdem Johannes Moser (22.) den Anschlusstreffer bejubeln konnte. Direkt nach dem Seitenwechsel war Phillip Verhounig (46.) beim 2:2-Ausgleich per Kopf zur Stelle. Ab diesem Moment war die Partie wieder völlig offen und hätte in beide Richtungen kippen können. „Am Ende glaube ich, dass ein Unentschieden mehr als gerecht gewesen wäre. Natürlich mussten wir auch dem hohen Aufwand Tribut zollen, die Kräfte haben im Laufe des Spiels nachgelassen“, so Kirchler.
Jung-Bullen nützen im Derby körperliche Vorteile aus
Die Jung-Bullen nutzten im Laufe des Spiels ihre körperlichen Vorteile aus und wurden gegen die immer müder werdenden Austrianer stärker. „Liefering hat einfach den Vorteil, dass sie Spieler haben, die seit Jahren professionell trainieren – oft sechs- oder siebenmal pro Woche. Wir haben unser Training inzwischen auch umgestellt, sodass manche Spieler zweimal am Vormittag trainieren können, sofern es ihre Jobs erlauben. Aber was den Trainings- und Fitnessstand betrifft, sind es zwei unterschiedliche Welten. In der zweiten Halbzeit hat man gemerkt, dass unsere Power nachließ, während Liefering das Niveau weiter halten konnte. Da war es am Ende nicht mehr ganz ein fairer Kampf. Jetzt müssen wir Wunden lecken“, betonte der violette Sportchef.
Der FC Liefering und Austria Salzburg (violett) trafen im brisanten Salzburger Zweitliga-Derby in Wals-Siezenheim aufeinander.
Lieferings Tormann Christian Zawieschitzky fügte hinzu: „Wer in der zweiten Liga spielt, weiß, dass es da körperlich zur Sache geht und eine gewisse Härte normal ist.“ Trotz spielerischer Unterlegenheit im Endspurt hatte Austrias Neuzugang Christian Gebauer noch zwei gute Chancen. „Eine davon hätte ich machen müssen. Knackpunkt war, dass wir gleich nach der Pause das 2:2 kassierten. Am Ende hat man gemerkt, dass Liefering einfach spritziger war. Wir haben alles gegeben und die Unterstützung der Fans war überragend – es war ein richtig cooles Derby, das sicher allen Zuschauern Spaß gemacht hat“, meinte Gebauer.
Roland Kirchler tritt auf violette Euphoriebremse
Trotz der dritten Saisonniederlage in sechs Spielen zeigt die Leistungskurve der Maxglaner nach oben. „Wir als Verein und als Mannschaft entwickeln uns von Spiel zu Spiel weiter, wir lernen ständig dazu. Natürlich haben wir personell noch nicht die Breite, um Ausfälle problemlos zu kompensieren. Da liegt noch Arbeit vor uns. Aber insgesamt haben wir über den Sommer eine solide Basis geschaffen. Unser Saisonziel bleibt, die Klasse zu halten und uns in der Liga zu etablieren. Auch wenn man von außen zuletzt teilweise das Gefühl hatte, ganz vorne mitspielen zu können“, sagte Kirchler und trat damit auf die Euphoriebremse.
Der nächste große Prüfstein wartet am Samstag, wenn der ungeschlagene Tabellenführer aus St. Pölten zu Gast bei den Violetten ist. Erst nachdem gegen die vermeintlich „kleineren” Klubs wie Hertha Wels, Stripfing oder auch Sturm Graz II in Salzburg gespielt wurde, wird sich zeigen, wohin die Reise der Violetten bei der emotionalen Rückkehr in den Profi-Fußball führen wird.