Im Fußball-Geschäft ist der 30. Juni ein magisches Datum. Viele Spieler schrecken vor diesem Tag zurück, während ihn manche Vereine herbeisehnen. Standardmäßig laufen dieser Tage nämlich viele Verträge aus. Für betroffene Spieler heißt es dann: "Wohin geht meine Reise? Wo werde ich in Zukunft meine Zelte aufschlagen?" Der 34-jährige Salzburger Ex-Profi Berger ist seit Juni 2015 ein vertragsloser Profifußballer und auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.
Hans-Peter Berger will an Glanzzeiten anschließen
Die Glanzzeiten des ehrgeizigen Keepers mit zwei Einberufungen ins Nationalteam, EM-Qualifikationspiel gegen Deutschland, ein Meistertitel mit der Admira und ein Portugal-Abenteuer bei SC Leixões sind zwar vorbei, doch der Schlussmann, welcher sich momentan bei USK Anif fithält, will es noch einmal wissen. "Ich bin fit, hochmotiviert und hungrig auf eine neue Herausforderung. Jedoch drängt die Zeit, der Markt schließt Ende Jänner," so Berger im SALZBURG24-Interview.
Die Gefahr in Vergessenheit zu geraten
Innerhalb Österreichs fließt bei Wechseln selten eine Transfersumme. Es gibt maximal Ausbildungsentschädigungen oder man ist ablösefrei. Der Transfermarkt ist praktisch abgeschafft. Wie schafft man es nach einer Zeit der Abstinenz nicht in Vergessenheit zu geraten? "Die Gefahr ist sehr groß vergessen zu werden. Das Fenster für Torhüter öffnet sich bei 20 Profivereine nicht allzu oft, mal sehen ob sich in den kommenden Tagen noch etwas ergibt. Mein Vorteil ist, dass ich jederzeit einsteigen kann," macht sich Berger noch Hoffnungen auf einen Vertrag.
Arbeit in Akademien führt zu Lohndumping
Die gute sportliche Ausbildung in den Akademien führt zu einer Art Lohndumping. Die Jungen wollen rein, quasi um jeden Preis spielen. Seit Jahren gelten die Schlagworte "sparen" und "reduzieren". Die Gehälter steigen in Österreich nur selten. Jeder Kader besteht aus rund 25 Kickern, ergibt bei 20 Profiklubs 500 Arbeitsplätze. Laut Vereinigung der Fußballer (VdF) haben 175 Kicker keinen Job und auf dem Arbeitsmarkt sind ältere Menschen schwer vermittelbar. Im Fußball ist man ja mittlerweile mit 26 alt. Ist es heute schwieriger, Spieler zu vermitteln, die jenseits der 26 sind? "Ohne Berater ist man am Markt sowieso verloren. Das Problem ist jedoch, dass sie nur da sind wenn es läuft, ansonsten nicht. Die Akademien machen ihre Arbeit gut, das macht es für arrivierte Spieler noch schwieriger. Dennoch produziert die Jugendregelung in den Profiligen immer mehr Arbeitslose," so Berger weiter.
Nur drei Prozent haben ausgesorgt
Kann man in Österreich nur vom Fußball leben? Im Durchschnitt liegt das Bruttogehalt in der Ersten Liga bei ungefähr 2000€ pro Monat, in der Bundesliga bei 5000€. "Leben kann man schon davon, jedoch nur eine gewisse Zeit", erklärte Berger. Nur drei Prozent der österreichischen Fußballer haben nach ihrer Karriere ausgesorgt. Was würdest du jungen Spielern raten, die gerade im Profigeschäft angelangt sind? Wie kann man vorbeugen nach der aktiven Karriere nicht ohne Job dazustehen? "Im Fußball kann es sehr schnell gehen, darum ist es sinnvoll neben einer schulischen Ausbildung, eine seriöse Nebenbeschäftigung zu finden und ein zweites Standbein aufzubauen", berichtete der Keeper weiter, der seit einiger Zeit eine Torwartschule für Kinder leitet.
Berger: "Zu wenig auf das Leben danach vorbereitet"
Es wird bekrittelt, dass das AMS - abgesehen von der finanziellen Unterstützung - sehr wenig für die Fußballer tut. Fühlt man sich da alleine gelassen, beziehungsweise was für eine Unterstützung wäre wünschenswert? "Man wird zu wenig auf das Leben danach vorbereitet und ist oft auf sich alleine gestellt. Die Fußballer-Gewerkschaft (VdF) widmet sich dieses heikle Thema schon länger. Eine intensivere Zusammenarbeit dieser zwei Parteien wäre sicher hilfreich", so Berger zum Abschluss. Bleibt abzuwarten ob sich bis zur Deadline des Transferfensters noch etwas bei dem ehemaligen Profi-Keeper tun wird.
(SALZBURG24/Andonov)
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(Quelle: salzburg24)