Einst belächelt, weil er über Nacht vom Zweitliga-Spieler zum Trainer wurde, ist Jürgen Klopp heute einer der gefragtesten Fußballstrategen der Welt. Der sympathische Schwabe, der für seine leidenschaftlichen Reden und seine charismatische Art bekannt ist, hat eine atemberaubende Karriere hingelegt – und dabei historische Momente geschaffen, die Fußballfans auf der ganzen Welt in Ekstase versetzt haben.
Enormer Medienrummel um Jürgen Klopp
Am Dienstag sprach er zum ersten Mal als Fußball-Chef von Red Bull über seinen neuen Job. Der Medienrummel war enorm: 150 geladene Journalist:innen aus ganz Europa sind bei der ersten Klopp-Pressekonferenz im Hangar-7 zu Gast.
Klopp: "Will nicht nur ein Passagier sein"
"Ich habe mir gedacht, es ist eine Pressekonferenz, und nicht, dass die Leute applaudieren, wenn ich reinkomme", waren die ersten Worte, die Klopp ins Mikrofon sagte. Der Deutsche forderte Fußball mit Wiedererkennungswert. "Das wollte Dietrich Mateschitz immer schon so. Ich habe stets aggressives Gegenpressing gefordert und werde dies weiterhin tun."
Klopps Tätigkeit bei den Bullen ist strategischer Natur, eine Rolle im Tagesgeschäft eines Klubs ist nicht vorgesehen. "Ich will nicht nur ein Promi sein. Ich möchte dem Ganzen einen Mehrwert geben und ich habe in den vergangenen Wochen gesehen, dass ich das kann", erklärte der frühere Liverpool-Erfolgscoach. Mit den "Reds holte Klopp 2019 die Champions League und 2020 den ersten Meistertitel nach 30 Jahren. Zuvor hatte er auch Borussia Dortmund zu zwei Meisterschaften (2011 und 2012) geführt.
Nach sieben Monaten Pause zu Red Bull
Nach fast neun Jahren in Liverpool hatte sich Klopp zuletzt ein halbes Jahr Auszeit vom Fußball genommen. Dass er zu Jahresbeginn seine neue Funktion übernehmen würde, hatte Red Bull im Oktober bekanntgegeben. Damals gab es vor allem in Deutschland Kritik daran, dass sich der Kultcoach dem in vielen Fanlagern ungeliebten Getränkekonzern anschließt. "Wenn man nicht mehr coachen will, ist das möglicherweise der beste Job in der Fußball-Welt", entgegnete Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, der mit Klopp auf der Bühne saß.
"Üblicherweise mache ich das, was ich tue, mit voller Überzeugung", erklärte Klopp. "Ich weiß nicht, wo ich in drei, vier oder fünf Jahren sein werde. Niemand kann das von sich sagen. Aber ich werde nicht Trainer eines Red-Bull-Teams sein, das ist ein klares Commitment." Klopps Tätigkeit bei den Bullen ist strategischer Natur, eine Rolle im Tagesgeschäft eines Clubs ist nicht vorgesehen. Er werde auch nicht interimistisch als Trainer einspringen, versicherte der 57-Jährige.
Red Bulls Geschäftsführer Oliver Mintzlaff hatte bereits im Herbst eine kolportierte Ausstiegsklausel in Klopps Vertrag als Fußball-Chef des Konzerns für den Fall, dass er DFB-Teamchef werden könne, dementiert. Auf Nachfrage betonte Klopp in Salzburg, dass es auch keine mündliche Vereinbarung gebe. "Ich habe ihn nicht gefragt, er hat daher auch nicht nein gesagt."
Lob für DFB-Teamchef Nagelsmann
Überhaupt holte Klopp im Hangar-7 zu einer Ode an den aktuellen deutschen Nationaltrainer Julian Nagelsmann aus. "Ich denke, wir haben bereits den besten Mann für den Job. Ich liebe die Arbeit von Julian", sagte der einstige Meistermacher von Borussia Dortmund und Liverpool. Lange habe es in Deutschland keinen Teamchef mit so großer Wirkung gegeben.
"Er hat es in zwei, drei Spielen gedreht", erinnerte Klopp an die schwierige Phase, in der sich das DFB-Team im Herbst 2023 bei Nagelsmanns Amtsübernahme befunden hatte. Jetzt sei man plötzlich wieder Turnierfavorit. "Ich hoffe, er macht es noch lange, er ist erfolgreich und er genießt es." Selbst wenn Nagelsmann noch viele Jahre Nationaltrainer sei, könne er danach noch lange im Fußball arbeiten. Der frühere Bayern-München-Coach ist erst 37 und damit 20 Jahre jünger als Klopp.
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(Quelle: salzburg24)