Siebenmal trafen die beiden Teams aufeinander, siebenmal siegten die Engländerinnen. Auf englischem Boden gab es für die ÖFB-Auswahl in vier Anläufen noch kein Tor. "Am Tag X musst du performen können, da hilft dir keine Statistik. Wir schauen nicht in die Vergangenheit, sind im Hier und Jetzt, das ist wichtig", sagte ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger. Dass man auch große Teams ärgern könne, habe man in der Vergangenheit öfters bewiesen.
ÖFB-Frauen eröffnen EM gegen England
Damit das auch zum Gruppe-A-Auftakt gelingt, wird viel von der Niederösterreicherin abhängen. "Ich versuche der Mannschaft den Rückhalt zu bieten, den sie verdient", so Zinsberger. Wichtig seien aber alle Akteure. "Es wird nicht nur auf die Abwehr ankommen. Wenn die Stürmerin richtig anpresst, die Mittelfeldkette gut agiert, hat die Abwehrreihe weniger zu tun und ich erst recht", betonte die Arsenal-Keeperin.
Ein anderer Faktor wird die Stimmung sein. "Natürlich sind die Rahmenbedingungen größer, besonderer, vielleicht einzigartig. Aber bei ihnen stehen auch nur elf Leute auf dem Platz. Es wird natürlich ein Stück weit lauter sein, aber vielleicht kann uns das auch einen Push geben. Wir wissen, dass wir vielleicht nie wieder vor 75.000 Zuschauern spielen", sagte Stürmerin Nicole Billa. Vor so einer Kulisse anzutreten ist für alle ÖFB-Kickerinnen eine Premiere.
ÖFB-Frauen von Fans "bisschen angestachelt"
"England wird von den Zuschauern getragen werden. Ich sehe das aber eigentlich ganz gut, mag es, wenn man ein bisschen angestachelt wird", meinte Carina Wenninger. Die zur AS Roma wechselnde Abwehrspielerin sah es auch aus sportlicher Sicht als gut an, gegen den Favoriten zu starten. "Ganz Europa schaut auf das Spiel. Je länger das Ergebnis für uns passt, umso mehr muss England was machen. Das ist grundsätzlich keine schlechte Ausgangslage", sagte Wenninger. "Wir können nur gewinnen."
Da sie nach überstandener Erkrankung seit Samstag wieder im Teamtraining ist, ist mit ihr in der Startformation zu rechnen. Fraglicher ist, ob die einmal mehr von Knieproblemen geplagte Viktoria Schnaderbeck neben ihr zum Zug kommt oder auch im Hinblick auf die - wie allseits betonte wurde "für den Aufstieg entscheidenderen" - Partien gegen Nordirland (11. Juli) und Norwegen (15. Juli) geschont wird. Eine schwierige Entscheidung für Fuhrmann.
Österreicherinnen zuletzt im Halbfinale
Sie betonte, dass jeglicher Druck bei den unter Sarina Wiegman unbesiegten Engländerinnen liege. "Sie sind klarer Favorit, wir haben deshalb aber nicht die Hosen voll", so Fuhrmann. Das Abschneiden von 2017, als Österreich bei der Premiere Halbfinalist war, spielt laut ihrer Sicht keine Rolle. "Griechenland ist auch Europameister geworden bei den Männern 2004, aber keiner hätte 2008 von ihnen erwartet, dass sie es wieder werden. Es ist das Schöne, dass der Fußball solche Märchen schreibt, es ist aber nicht reproduzierbar."
Das Standing des österreichischen Teams, bei dem drei Salzburgerinnen im Kader sind, hat sich in jedem Fall zum Guten verändert. "Damals haben wir gesagt, jeder Punkt ist historisch. Mittlerweile spielen wir nicht nur um die Goldene Ananas. Wir haben hohe Ansprüche und wollen das Maximale rausholen", so Schnaderbeck. Dafür ist ein perfekter Matchplan nötig. Beim 0:1 im Herbst in der WM-Quali hat dieser gut gepasst, auch wenn der Heimsieg von den "Lionesses" verdient war.
"Laufen, rackern und sich den Arsch aufreißen"
"Es schaut alles sehr leicht aus, was sie machen. Sie spielen einen richtig genialen Fußball, haben eine enorme Balance zwischen Offensive und Defensiv-Verhalten und zudem einen athletischen Vorteil", analysierte Fuhrmann. Schnaderbeck strich das "hohe Tempo" und die "individuelle Qualität" der Flügelspielerinnen besonders hervor. "Wir müssen die seitlichen Angriffe so gut es geht unterbinden, dürfen den Gegnerinnen nicht zu viel Platz geben und wenig Fouls zulassen, weil sie auch in der Luft sehr stark sind."
Zinsberger gab "laufen, rackern und sich den Arsch aufreißen" als Parole aus. Das konnte auch Wenninger nur unterstreichen: "Wir müssen über die Grenzen gehen und sehr gut verteidigen, sonst haben wir keine Chance." Billa sieht in einem "mutigen Auftritt" den Schlüssel für einen gelungenen Auftakt. Sollte ihr dabei Länderspiel-Tor Nummer 44 gelingen, wäre das "was Cooles". Gelassenheit soll auf dem Weg dorthin eine entscheidende Rolle spielen. "Nervosität kenne ich nicht", betonte die Tirolerin.
Wer gewinnt die Frauen-EM?
Auch aufgrund der Sommerpause im Männerbereich bekommt die anstehende Frauen-Fußball-EM in England eine große Bühne. Das wirkt sich auch auf den Wettmarkt aus, der sich ein gutes Geschäft erhofft. "Das Thema wird ein Großes sein, weil natürlich von Anfang bis Ende Juli wenig sportliche Großereignisse stattfinden, da ist die Frauen-EM das sportliche Großevent schlechthin", sagte Jürgen Irsigler, der Präsident des Österreichischen Sportwettenverbandes im APA-Gespräch.
Vor allem die Partien der Österreicherinnen in der Gruppe A gegen Gastgeber England (6. Juli) im ausverkauften Old Trafford Stadium, sowie Nordirland (11. Juli) und Norwegen (15. Juli) werden besonders gefragt sein. "Wir erwarten schon, dass auf die Spiele des österreichischen Nationalteams die höchsten Tageswetteinsätze kommen werden. Diese Erfahrung haben wir schon 2017 gemacht", erinnerte Irsigler, der auch Geschäftsführer der Admiral Sportwetten GmbH ist. Damals seien die Wetteinsätze von Spieltag zu Spieltag gestiegen. "Das erwarten wir auch dieses Mal."
Dass die ÖFB-Auswahl wie 2017 bei der Premiere, wo sensationell erst im Halbfinale gegen Dänemark Endstation war, als Außenseiter ins Rennen geht, spiegelt sich auch in den Wettquoten wider. England (Quote 4,95) gilt hinter Spanien (4,30) als Topfavorit auf den Titel, auch Norwegen (14,00) wird deutlich höher eingeschätzt als die Truppe von Teamchefin Irene Fuhrmann. Die ist bei Admiral von der Ausgangslage die Nummer elf des Turniers, im Falle eines Titelgewinnes würde es das 70-fache des Einsatzes geben. Der Unterschied zu 2017 ist allerdings, dass es mit den Nordirinnen (240,00) einen noch größeren Underdog in der Gruppe gibt.
(Quelle: apa)