Die Stimmung rund um Red Bull Salzburg scheint trüber denn je. Knapp einen Tag vor dem Anpfiff des Cup-Achtelfinals gegen die WSG Tirol (ab 20.20 Uhr im S24-LIVETICKER) wurden lediglich rund 2.000 Karten abgesetzt, womit ein trauriger neuer Minusrekord nur hauchdünn verhindert werden könnte. Diese Zahl liegt damit nur knapp über dem negativen Höhepunkt von 2012, als der Vizemeister gegen den eigenen Nachwuchs antrat.
Bullen-"Stallduell" als Negativ-Marke
Beim 4:1-Erfolg im "Stallduell" gegen die Red Bull Juniors (damals Regionalliga West) kamen lediglich 1.440 Fans nach Wals-Siezenheim (Flachgau). Auch die klingenden Namen wie Alexander Walke, Stefan Hierländer und die Publikumslieblinge Jonathan Soriano sowie Andreas Ulmer änderten nichts an der Trauerkulisse.
In den letzten Jahren war das Stadion in Wals-Siezenheim der Ort für packende Spiele und dramatische Comebacks. Doch diese Saison liest sich wie ein Drehbuch für einen Gruselfilm. Enttäuschende Leistungen, ein Trainerwechsel, der noch nicht die erhoffte Wirkung zeigt, und nun auch noch ein vergrößertes Lazarett haben ihre Spuren hinterlassen – nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen.
Gründe für Salzburgs Zuschauerschwund
Es ist kein Geheimnis, dass die Fans unzufrieden sind. Die sportlichen Leistungen von Karim Konate und Co. bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Drei Siege aus den letzten elf Pflichtspielen trüben die Hoffnungen auf eine Kehrtwende. Schwerwiegende Verletzungen von Schlüsselspielern und keine öffentlichen Antworten auf die Misere haben Unruhe in das Bullen-Lager gebracht.
Gegen den WAC (0:0) verletzten sich drei weitere Stammspieler. Maurits Kjaergaard (Sprunggelenk), Lucas Gourna (Sprunggelenk) sowie Samson Baidoo (Schädelprellung) fallen neben Oscar Gloukh (Oberschenkel), Amar Dedic (Adduktoren), Alexander Schlager (Schleudertrauma), Moussa Yeo (Sprunggelenk) und den Langzeitverletzten Fernando und Takumu Kawamura (Knie) aus.
Der Funke, der normalerweise bei den Fans überspringt, bleibt in dieser Saison aus. Doch genau das wollte Coach Pep Lijnders nach seinem Amtsantritt von Tag eins erzwingen – vergebens.
Großer Fan-Anteil aus Bundesland Salzburg
Ein weiterer Grund für die schwindenden Zuschauerzahlen im ÖFB-Cup dürfte neben dem Stellenwert des Bewerbs auch der unbeliebte Startschuss mit 20.30 Uhr sein. Die Politik der schnellen Transfergewinne und der ständige Austausch von Top-Spielern lässt zudem kaum langanhaltende Identifikation zu. Mit Alexander Schlager (gebürtiger Salzburger) und Samson Baidoo sind nur zwei Österreicher für das ÖFB-Team spielberechtigt.
Der Funke der Vorstellung, in der Champions League mitzuspielen, reicht nicht mehr aus, um die Fans in Scharen ins Stadion zu locken. Der Zuschauerschnitt in den drei Liga-Heimspielen liegt bei 9.780 Fans.
Bedenklich: Auch die beiden Königsklassen-Heimspielen gegen Brest (20.232 Fans /0:4) und Dinamo Zagreb (24.018/0:2) waren bei rund 30.000 verfügbaren Plätzen nicht ausverkauft. Dabei stammen mit 69 Prozent die Dauerkartenbesitzer:innen aus dem Bundesland und hätten keine allzu weite Anreise, wie der Verein gegenüber SALZBURG24 angab. Es folgen Oberösterreich mit 20 Prozent und Niederösterreich mit vier Prozent. Aus Deutschland besitzen zwei Prozent der Stammfans eine Dauerkarte.
Mit dem Cup-Spiel gegen die WSG Tirol steht Salzburg unter enormem Druck. Ein Sieg gegen den Bundesligisten könnte die sportliche Talfahrt kurzzeitig stoppen, doch bezüglich der Zuschauerzahlen bleibt Skepsis. Die Mannschaft muss nicht nur sportlich überzeugen, sondern auch wieder eine Identität und Leidenschaft auf den Platz bringen, die die Fans mitreißen. Andernfalls könnte dieser Negativrekord nicht der letzte bleiben und die Krise der Lijnders-Elf würde sich verschärfen.
(Quelle: salzburg24)