Viel mutiger kann man gegen Chelsea kaum spielen. Red Bull Salzburg fordert zwar die Londoner, spürt aber im Konter bei der 5:3 (0:3)-Pleite die ganze Wucht der Londoner. Sogar Milliardär Roman Abramovich ließ sich am Mittwoch den Hammer-Test in der Mozartstadt nicht nehmen.
Den Härtetest gegen den Europa-League-Sieger startete die Elf von Salzburg-Trainer Jesse Marsch sehr beherzt.
Salzburg dominiert Lampard-Elf
Mit Offensiv-Pressing und mutigen Angriffen nahm Salzburg in den ersten 15 Minuten das Heft in die Hand. Dass es schlussendlich ein "Warmschießen“ der Lampard-Elf wurde, lag an den leicht zu überwindbaren Bullen.
APA/KrugfotoRed Bull Salzburg (rot) traf am Mittwoch im Hammer-Test auf Europa-League-Sieger Chelsea London.
Abramovic in Salzburg: Chelsea nahm Test sehr ernst
Mit der Bestbesetzung und der möglichen Starelf gegen Manchester United zum Liga-Start in Elf Tagen nahm Lampard den Probegalopp sichtlich ernst. Das „Werkl“ der Engländer kam erst durch die Führung von Neuzugang Christian Pulisic ins laufen. Der US-Boy schließt den zweiten nennenswerten Vorstoß in Minute 20 erfolgreich ab.
"Es zeigte sein Potential und hört genau zu, wenn wir etwas besprechen", sagte Lampard im Anschluss des Spiels im Presseraum der Bullen, der Vereinsboss und Milliarär Abramovich in Salzburg zum ersten Mal in seiner Traineramtszeit persönlich zum Gespräch traf.
APA/KrugfotoChristian Pulisic (blau) zeigt sich mit einem Doppelpack gegen Red Bull Salzburg in Torlaune.
Chelsea mit kalter Dusche
Für die Bullen sollte es noch bitterer kommen: Salzburg-Neuzugang Kristensen konnte Pulisic drei Minuten später nur mit einem Foul stoppen. Den fälligen Strafstoß verwertet Ross Barkley zum 2:0. Als Kepa einen hohen Ball abfing und Barkley gedankenschnell die gesamte Abwehr mit einem Diagonalball überhob, war die Lehrstunde der Londoner perfekt. Pulisic (28.) lief Dadie Samassekou auf und davon und überhob Stankovic zum 3:0.
Marsch sah Wundertore und Top-Fußball
"Die Qualität ist sehr sehr hoch und wir haben ein paar Wundertore und Top-Fußball gesehen. Ich denke das Spiel war wichtig für uns und wir können viel daraus lernen", erklärte Marsch, dessen Team in der ersten Champions-League-Saison wohl mit zwei Gesichtern auflaufen wird. Während in der Bundesliga hoch gepresst werden kann, wird diese taktische Ausrichtung in der Königsklasse wohl zu Schmerzen führen.
Gusto-Stückerl von Pedro
Die zweite Hälfte startete genau wie der Spielbeginn: Die Salzburger spielten vor 27.643 Zuseher mutig nach vorne und trugen einen Angriff nach dem anderen vor. Die Marsch-Elf verlagerte das Spiel zunehmend auf die Flügel und drängte so auf den Anschlusstreffer. Das Kopfballtor von Onguene (60.) nach einer Junuzovic-Ecke gab den Bullen wieder viel Selbstvertrauen.
Salzburg war in der Defensive generell zu offen: Patrick Farkas verlor auf der rechten Seite den Ball, den Ross Barkley eroberte und ideal auf den Spanier Pedro spielte. Der Londoner Stürmer überhob Zweier-Keeper Philipp Köhn mit der Hacke zum 4:1 und erntete gar von den Salzburg-Fans Applaus. "Die sind so gut, wir sind aber oft ein bisschen zu spät beim Gegner gewesen", wusste der von Sky verkabelte Salzburg-Trainer Marsch während des Spiel den Hebel anzusetzen.
APA/KrugfotoSalzburg-Trainer Jesse Marsch gibt im Testspiel-Kracher gegen Chelsea die Marschrichtung vor.
Minamino-Doppelpack als Wehrmutstropfen
Den zweiten Bullen-Treffer besorgte Takumi Minamino, als er Kepa in Manier eines Schlitzohrs zum 4:2 überlistete. Michy Batshuayi (85.) bezwang nur kurz darauf nach einem Werff-Fehler Köhn zum 5:2. Minamino setzte in der Nachspielzeit im Nachstochern mit dem 5:3-Endstand den Schlusspunkt.
"Die Erfahrung und der Lerneffekt aus diesem Spiel war das wichtigste für die Mannschaft", rundete Marsch einen im Großen und Ganzen gelungenen Hammer-Test ab.