Europacup-Start

Salzburg braucht gegen Porto in Europa League kleines Fußball-Wunder

Veröffentlicht: 24. September 2025 16:25 Uhr
Trauerstimmung auf den Rängen und hängende Köpfe bei den Fußball-Profis von Red Bull Salzburg. Ausgerechnet mitten in der Krise empfangen die Bullen in der Europa League den FC Porto. Damit die Salzburger gegen dieses Schwergewicht bestehen können, braucht es ein kleines Fußball-Wunder. Trainer Letsch zur Unform seines Teams: "Ich müsste lügen, dass es mir rund um die Uhr gut geht."

Im knallharten Fußball-Geschäft zählen im Endeffekt die Ergebnisse und Erfolge. Hinzu kommt, dass ein bis zuletzt verwöhnter Klub wie Red Bull Salzburg auch noch Dominanz und Spektakel bieten will. Davon ist man aktuell meilenweit entfernt. Die Realität ist besorgniserregend.

Auf den lustlosen Auftritt in der Bundesliga (1:3 gegen den WAC) folgte eine desolate Leistung gegen Titelverteidiger Sturm Graz (0:2) ein. Die Bullen sind national derzeit "absolutes Mittelmaß", betonte Routinier Stefan Lainer. Salzburgs Ex-Co-Trainer Alexander Zickler fand am Dienstag bei seiner Analyse im Exklusiv-Podcast mit SALZBURG24 klare Worte: "Man hat hier große Talente gesehen, die jetzt europaweit ihre Spuren hinterlassen. Aktuell ist die Salzburger Mannschaft sehr jung. Es ist viel Potenzial da, aber manchmal fehlt ein wenig Erfahrung, um schwierige Phasen zu meistern. Das ist jetzt die große Herausforderung."

Alexander Zickler rät Thomas Letsch "Finger in Wunde zu legen"

Der Champions-League-Sieger mit Bayern München (2001) rät dem in der Kritik stehenden Trainer Thomas Letsch "den Finger in die Wunde zu legen und Vier-Augen-Gespräche mit den Spielern zu führen." Das sei für seinen Ex-Kollegen in Zicklers Bullen-Zeit als Jugendcoach nichts Neues. Der ehemalige Publikumsliebling und Goalgetter hat zudem einen weiteren möglichen Lösungsansatz parat: "Vielleicht helfen Teamabende, um eine neue Stimmung zu kreieren und eventuell muss man auch Inhalte der Trainings anpassen."

Ob Letsch etwas in seiner Herangehensweise verändert hat, wollte der Coach am Mittwoch bei einem Medientermin auf S24-Anfrage nicht näher erläutern. "Und wenn es so wäre, würde ich das jetzt nicht kommunizieren", hielt sich der Deutsche bedeckt. 

Krise nimmt Salzburgs Trainer nimmt

Dass eine solche Krise auch mit einem Trainer, der nach außen stets sachlich analysiert, etwas macht, ist unumstritten. "Ich müsste lügen, dass es mir rund um die Uhr gut geht. Das macht etwas mit uns allen und fühlt sich Scheiße an", sagte Letsch. Es mache aber keinen Sinn, sich darauf zu fokussieren. "Druck haben wir immer."

Nach Rückschlägen in der Bundesliga droht den Salzburgern in der Europa League ein schwerer Start. Im ersten Spiel der Ligaphase gastiert mit dem FC Porto eine Mannschaft in Wals-Siezenheim (Flachgau), die im Normalfall in der Champions League zu finden ist. Für Letsch ist der 30-fache portugiesische Meister einer der Kandidaten auf den Titel. Der Deutsche hofft am Donnerstag (ab 20.50 Uhr im S24-LIVETICKER), aus der Rolle des Außenseiters zu überraschen.

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"Wir gehen in dieses Spiel mit der absoluten Überzeugung rein, dass wir was holen können. Dass dazu eine Top-Leistung vonnöten ist, wissen wir alle", meinte Letsch. Mit Porto komme "der härteste Brocken gleich zu Beginn". Die nationalen Negativerlebnisse will Salzburg ausblenden. "Man kann es als Vorteil sehen, dass es in der Europa League weitergeht, in einem neuen Wettbewerb. Da interessiert es nicht, auf welchem Tabellenplatz wir in der Liga sind."

Tormann Alexander Schlager glaubt zu wissen, worauf es derzeit ankommt: "Gerade in dieser Phase ist es wichtig, dass wir unsere Köpfe zusammenstecken. Das tun wir ohnehin. Ich glaube, das Klima in der Mannschaft ist gut – unabhängig von den Ergebnissen. Man muss sich das nicht verkomplizieren. Es geht um die einfachen Dinge, um die Basics. Wenn diese stimmen, wird alles andere wieder von allein folgen."

Personell muss der österreichische Vizemeister neben den verletzten Akteuren wie Karim Konate und Co. auch auf Clement Bischoff (gesperrt) und Jannik Schuster (Erkältung) verzichten. Der Neo-Stürmer kassierte noch in den Diensten von Bröndby eine Rote Karte und muss noch ein Spiel seiner Sperre absitzen, der Verteidiger ist erkrankt. In der Innenverteidigung ist die Kaderdecke aktuell dünn. Daher nahm Rocco Zikovic vom Kooperationsverein FC Liefering am Mittwochstraining (siehe unten) teil und wird auch in den Kader für das Spiel gegen die Portugiesen rutschen.

"Wir können was mitnehmen, das Vertrauen haben wir schon in uns. Aber es benötigt dafür einen perfekten Tag", erklärte Alexander Schlager die Ausgangslage. Der Führungsspieler im Tor wird aller Voraussicht nach gefordert sein. In sechs Runden der heimischen Meisterschaft hat Porto unter dem italienischen Cheftrainer Francesco Farioli 15 Tore geschossen und nur eines erhalten – beim 2:1 im Schlager gegen den Meister Sporting.

FC Porto auf Europa-League-Titel aus

Der im Juli verpflichtete Farioli wird aktuell mit Lob überhäuft, nachdem Porto in der vergangenen Saison nur Platz drei belegt und bei der Klub-WM ebenfalls nicht überzeugt hatte. Die Ansprüche bei den "Drachen" sind hoch. So merkte Präsident Andre Villas-Boas vor dem Europa-League-Auftakt an, dass sich der Klub über Titel definiere. "Das Image, das der FC Porto vermitteln muss, muss das Gegenteil von dem sein, was er letztes Jahr vermittelt hat", betonte der ehemalige Star-Trainer.

Sechsmal traf Porto bisher im Europacup auf österreichische Gegner. Fünf Siege und ein Remis stehen zu Buche. Einzig die Austria rang den Blau-Weißen im November 2013 in der Champions League ein 1:1 ab. Letsch erwartet einen ambitioniert auftretenden, hoch anpressenden Gegner. In Ehrfurcht erstarren wolle seine Elf aber nicht: "Wir müssen mit Respekt ins Spiel gehen, aber nicht mit Angst."

Salzburg-Stadion auch im Europacup leergefegt

Die Arena wird voraussichtlich nur zu einem Drittel gefüllt sein. Im Rückblick auf das Sturm-Heimspiel sah Alexander Schlager nicht als Nachteil und kritisiert die eigenen Fans: "Im Gegenteil. Es ist vielleicht auch ganz angenehm, wenn nicht 8.000 zur Halbzeit pfeifen."

Nach den ersten vier Runden betrug der Zuschauerschnitt in der Bundesliga rund 9.300. Die Red-Bull-Arena war seit Jahren nicht mehr ausverkauft. Am 8. November 2023 kamen in der vierten Champions-League-Runde gegen Inter Mailand zuletzt über 30.000 Fans zu einem Heimspiel des Vizemeisters.

(Quelle: salzburg24)

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