Bei seinem Besuch in der SALZBURG24-Redaktion spricht Champions-League-Sieger Alexander Zickler über seine Highlights bei Bayern München und Red Bull Salzburg. Der 51-Jährige verrät, wie ihn seine Familie und das Leben in Salzburg geprägt haben. Der derzeit vereinslose Ex-Nationalstürmer lehnte Angebote aus dem Ausland und von einer Spielerberateragentur ab, wie er am Dienstag verriet. Zickler suche noch nach der passenden Herausforderung. Den Wechsel von der Trainerbank ins Familienleben genieße der Vollzeit-Papa allerdings in vollen Zügen. "Das Berggehen und auch das Kochen habe ich neu für mich entdeckt", meinte der Ex-Goalgetter.
Zicklers Söhne kicken in Salzburger Fußball-Akademie
Da seine beiden Söhne Moritz und Leon in der Salzburger Fußball-Akademie für die U15 kicken, ist der Draht zu seinem ehemaligen Arbeitgeber nach wie vor vorhanden. Zur Krise von Red Bull Salzburg und zu Cheftrainer Thomas Letsch, mit dem er bereits zusammengearbeitet hat, hat er eine klare Meinung.
Der Fußball-Experte gab zudem viele private Einblicke. Mit Stiefsohn Jakob schrieb der Älteste der Familie eine bewegende Fußballgeschichte, nachdem er – wie sein Vater – bei Dynamo Dresden sein Profidebüt feiern konnte. Außerdem: Ist ein Job als Cheftrainer für Zickler vorstellbar?
Podcast mit Alexander Zickler: Ein Auszug zum Nachlesen
SALZBURG24: Alex, direkt zur wichtigsten Frage: Wie geht es dir gerade?
ALEXANDER ZICKLER: Im Moment geht es mir gut. Natürlich fehlt mir das Tagesgeschäft des aktiven Fußballs ein bisschen – das, was meinen Alltag in den letzten Jahren bestimmt hat. Andererseits war dadurch die Familie oft eher im Hintergrund. Jetzt genieße ich es wirklich, jeden Tag mit meinen Jungs und meiner Frau verbringen zu können. Wir haben einiges nachzuholen, und es macht mir wirklich großen Spaß.
Ein kurzer Rückblick, bevor wir auf die Tagesaktualität kommen: Du hast viele erfolgreiche Jahre beim FC Bayern München verbracht. Woran denkst du besonders gern zurück, und besteht heute noch eine Verbindung zum Rekordmeister?er
Es war eine wirklich coole und auch lange Zeit – insgesamt zwölf Jahre, auch wenn die letzten zwei, drei Jahre eher von Verletzungen geprägt waren. Trotzdem blicke ich auf viele wunderschöne Momente, zahlreiche Titel und großartige Spiele zurück. Für mich war der Schritt von Dynamo Dresden zu Bayern München als junger Spieler eine große Herausforderung, aber so eine Möglichkeit bekommst du nur einmal. Ich durfte dort von den Besten lernen. Aus dem Dreijahresvertrag wurden am Ende zwölf Jahre – ich habe viel mitgenommen, auf und neben dem Platz. Es war für mich eine richtig schöne Zeit. Jeder Titel war etwas ganz Besonderes, eine Belohnung für die viele Arbeit während des Jahres.
Inzwischen sind viele Jahre vergangen, seit du in Salzburg gespielt und auch als Co-Trainer gearbeitet hast. Wie würdest du die Entwicklung des Klubs von damals bis heute zusammenfassen?
Ich habe das natürlich auch immer verfolgt: Der Verein ist enorm gewachsen. In den Anfangsjahren arbeiteten vielleicht zehn, zwölf Leute in der Geschäftsstelle. Jetzt ist der Klub nicht nur national, sondern auch international viel größer, mit mehreren Klubs weltweit. Früher wollte man den Verein grundsätzlich neu aufstellen und viele erfahrene Spieler holen. Später folgte ein Wandel hin zu einer guten Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, und Salzburg blieb weiterhin sehr erfolgreich. Man hat hier große Talente gesehen, die jetzt europaweit ihre Spuren hinterlassen. Aktuell ist die Mannschaft sehr jung. Es ist viel Potenzial da, aber manchmal fehlt ein wenig Erfahrung, um schwierige Phasen zu meistern. Das ist jetzt die große Herausforderung.
Stichwort Erfahrung – welche Erkenntnisse aus deiner Zeit als Co-Trainer in Salzburg begleiten dich heute noch, insbesondere wenn es um das Führen von Teams und Menschen geht?
Nach meiner aktiven Karriere hatte ich erst mal ein Jahr Pause und war als Repräsentant für den Verein tätig. So habe ich den Klub auch abseits des Rasens kennengelernt – wie die Medienarbeit funktioniert und wer dort alles hinter den Kulissen arbeitet. Später habe ich als Nachwuchstrainer angefangen, im Akademiebereich und zusammen mit Thomas Letsch bei Liefering. Ich habe gemerkt, wie sich der Fußball ständig weiterentwickelt, und gleichzeitig konnte ich aus meinen Erfahrungen – auch mit Verletzungen und schwierigen Phasen – viel an die jungen Spieler weitergeben.
Thomas Letsch hat in Salzburg aktuell eine besonders schwierige Phase übernommen, die Erfolge bleiben aus. Wie nimmst du diese Situation wahr?
Heutzutage ist es für Trainer gar nicht mehr so einfach, denn oft bekommen sie gar nicht mehr die Zeit, schwierige Phasen gemeinsam zu überstehen. Ich hoffe sehr, dass Thomas diese Zeit in Salzburg bekommt, denn er ist ein toller Trainer und Mensch. Aber letztlich zählen auch hier die Ergebnisse, das weiß er selbst. Ich hoffe, dass bald wieder ein Erfolgserlebnis kommt und sich die Lage entspannt.
Wie hast du Thomas Letsch als Trainer und Mensch erlebt?
Er ist sehr klar in seiner Kommunikation und erklärt seine Vorstellungen vom Fußball sehr gut. Er bleibt dabei sachlich, aber ist dennoch an der Seitenlinie präsent, gibt Impulse und motiviert seine Spieler. Ich wünsche ihm wirklich, dass er möglichst bald wieder Erfolgserlebnisse feiern kann.
Zum Abschluss: Gibt es ein Talent abseits des Fußballs, das noch nicht so bekannt ist?
Was ich zuletzt für mich entdeckt habe, ist das Kochen. Durch den Alltag mit den Kindern, wenn meine Frau arbeitet, koche ich inzwischen öfter selbst. Meist sind es verschiedene Nudelgerichte, ganz unterschiedliche Soßen und Nudelsorten. Bei der Jause halte ich es meist einfach, aber Kochen ist definitiv etwas, dass ich jetzt mehr mache.
Lieber Alex, danke für deine Zeit.
(Quelle: salzburg24)