Wie beim ersten Triumph des U19-Pendants zur Fußball-Champions-League wartete im Centre sportif de Colovray von Nyon als letzte Hürde Benfica Lissabon. "Die Youth League zu gewinnen, wäre für uns alle großartig, sensationell, einfach nur fantastisch", sagte Trainer Rene Aufhauser vor dem Anpfiff.
Lissabon eine Nummer zu groß
Doch dazu sollte es nicht kommen. Denn die Portugiesen waren mindestens eine Nummer zu groß für die Mozartstädter. Was bleibt, sind wertvolle Erfahrungen, die den jungen Kickern in der Youth League keiner nehmen kann.
Die Lissabonner legten einen Traumstart hin und führten nach einer Viertelstunde bereits mit 2:0. Martim Neto (2.), Henrique Araújo (15., 57. Elfmeter/89.), N’Dour (53.) und Luis Semedo (69.) sorgten für glasklare Verhältnisse und wiesen die Akademie-Kicker aus Liefering in die Schranken.
Bei Kapitän Lukas Wallner und Co flossen nach dem Abpfiff Tränen.
Guttmann-Fluch endet
Bereits zum vierten Mal stand Lissabon im Finale der Youth League. Kein einziges Mal haben die Südländer eine Trophäe mit nach Hause nehmen dürfen. Vielleicht, weil Béla Guttmann dem Klub einen Fluch verpasst hat?
Guttmann hatte Benfica 1962 zum Sieg im Europapokal der Landesmeister geführt. Nachdem er daraufhin überraschend nicht weitermachen durfte, prophezeite er: "Ihr werdet 100 Jahre lang keinen Titel mehr in Europa holen." Und tatsächlich kassierte Benfica seither in elf Endspielen elf Niederlagen – inklusive Youth League. Am 25. April 2022 endete diese unrühmliche Serie.
Starke Youth-League-Saison von Salzburg
Nach zwölf Punkten in der Gruppenphase gegen den FC Sevilla, OSC Lille und VfL Wolfsburg schalteten die Bullen-Fohlen in der K.o.-Phase zuerst in einem Elfmeter-Krimi den MSK Zilina aus und ließen dann furiose Triumphe über die millionenschweren Top-Klubs Paris Saint-Germain (3:1) und Atletico Madrid (5:0) folgen.
Doch im heutigen Endspiel erlebten die Salzburger bei der Anwesenheit der gesamten Führungsetage einen rabenschwarzen Tag. Die Aufhauser-Crew kam nie so richtig in die Gänge, war in der Defensive zu anfällig und fand im Angriff kaum Top-Chancen vor.
Klassischer Fehlstart
Nach 110 Sekunden rettete Goalie Adam Stejskal bei einer Araujo-Chance in extremis. Salzburg brachte danach den Ball nicht aus der Gefahrenzone und Neto traf aus kurzer Distanz mit einem Flachschuss ins lange Eck. Die Mozartstädter antworteten mit einem Versuch von Oumar Diakite, bei dem Benficas Schlussmann Andre Gomes Sieger blieb (3.). Es dominierten aber weiterhin die technisch klar überlegenen Portugiesen, Stejskal entschärfte eine Topchance von Araujo (7.).
Araujo erwischt Sahnetag
In der 15. Minute war der Salzburger Tormann neuerlich geschlagen. Araujo verwertete eine Hereingabe von Neto per Direktschuss - diese beiden Spieler waren schon bei Benficas Youth-League-Finalniederlage 2020 gegen Real Madrid mit von der Partie gewesen.
In der Folge ließ das Tempo nach, Salzburg wurde vor der Pause aber noch zweimal gefährlich. Andre Gomes wehrte einen Schuss von Roko Simic über die Latte (37.) und hielt einen Kopfball von Lukas Wallner (40.).
Salzburger Wunder blieb aus
Bald nach dem Seitenwechsel war es um die Hoffnungen der Salzburger auf eine Wende endgültig geschehen. Zunächst fiel eine von Wallner unglücklich abgefälschte Flanke genau vor die Beine von Cher N'Dour, der zum 3:0 einschoss (53.). Dann ließ sich Salzburg auskontern, Araujo umkurvte Stejskal und stellte auf 4:0 (57.). Zwölf Minuten später erhöhte Joker Semedo noch auf 5:0, für den Endstand sorgte Araujo aus einem Elfmeter (89.).
Salzburg-Trainer Aufhauser zeigte sich nach der Abfuhr enttäuscht. "Kurz und schmerzlos, wir waren nicht so scharf wie am vergangenen Freitag (Anm.: gegen Atletico), und der Gegner war um eine Stufe stärker, der Spielverlauf war dementsprechend. Nach gefühlt zwei, drei Schüssen waren wir mit 0:2 hinten, danach hat Benfica die Qualität ausspielen können."
Jung-Bullen betreiben Top-Werbung
Auch wenn sie im Finale eine ordentliche 0:5-Packung einstecken mussten, verstecken brauchen sich die Youngsters des österreichischen Serienmeisters nicht. Ein Finaleinzug und folgerichtig der Vize-Titel auf höchstem internationalem Niveau kann sich sehen lassen. Mehr Werbung in eigener Sache wäre nur mit dem Triumph drinnen gewesen.
Mit den gesammelten Erfahrungen und der prominenten „Abschussliste“ (siehe oben) erarbeitete sich die Talenteschmiede über die Landesgrenzen einen ausgezeichneten Ruf.
Salzburger DNA in Talenteschmiede
Zudem gelang es dem Klub auch einheimische Talente auf die große Bühne zu bringen. Unter anderem zeigten mit Kapitän Lukas Wallner (St. Johann), Dijon Kameri (Stadt Salzburg), Lukas Ibertsberger (Neumarkt am Wallersee) und Luka Reischl (Schwarzach im Pongau) vier Spieler aus dem Bundesland Salzburg ihre Qualitäten.
Auf der Trainerbank saß mit Fabio Ingolitsch (Bischofshofen) außerdem der jüngste Coach mit Besitz der UEFA-Pro-Lizenz.
Der eingeschlagene Weg verspricht also eine rosige Zukunft.
LIVETICKER zum Nachlesen
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)