"Es ist grundsätzlich zu unterstützen, dass der Schiedsrichter in gewissen Fällen eine Entscheidungshilfe bekommt", erklärte Sedlacek. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. "Der erste Punkt wird sein, klar zu definieren, wann dieses Hilfsmittel eingesetzt wird. Es darf nämlich nicht sein, dass es ständig herangezogen wird, weil der Schiedsrichter irgendwann auch unglaubwürdig wird. Der zweite Punkt wird sein, in wie weit muss ich die Regeln adaptieren, dass alles gedeckt ist", skizzierte der Vorsitzende der ÖFB-Schiedsrichterkommission. In einer SALZBURG24-Umfrage war die Mehrzahl übrigens für eine Einführung des Videobeweises.
Salzburg-Coach Garcia pro Videobeweis
Auch Salzburgs Oscar Garcia ist ein Befürworter. "Es ist gut und wichtig, dass sich der Fußball weiterentwickelt und auf technische Hilfsmittel zurückgreift. Es sollte aber nicht sein, dass das Spiel alle fünf Minuten unterbrochen werden muss", meinte der Spanier. Das ist auch Sturms Franco Foda ein Anliegen. "Ich bin für alles, was den Fußball ehrlicher macht. Wichtig ist nur, dass man nicht zu lange Auszeiten hat und wirklich nur die Situationen korrigiert, wo Fehler klar ersichtlich sind", sagte der Deutsche.
Grödig-Trainer Schöttel: "Gerechter wäre es sicher"
Grödig-Trainer Peter Schöttel nannte die Problematik, dass man selbst beim Studium verschiedener Zeitlupen Aktionen nicht immer aufklären könne. "Gerechter wäre es aber wohl sicher", so der Wiener. Admiras Ernst Baumeister ist auch nicht nur positiv eingestellt: "Es sind auch die strittigen Situationen, die den Fußball so interessant machen." Auch deshalb ist Paul Gludovatz ein Videobeweis-Gegner. "Alle Überlegungen sind dem Fußball und der Spannung unterzuordnen. Der Fußball lebt von Emotion, von Fehlern. Jedes Beiwerk lenkt vom Wesentlichen ab", sagte der Ried-Coach.
Bundesliga-Trainer für Reform
Österreichs Ligatrainer stehen der Einführung positiv gegenüber. "Ich würde mir den Videobeweis wünschen", sprachen Altachs Damir Canadi und Mattersburgs Ivica Vastic unisono. WAC-Trainer Heimo Pfeifenberger konnte sich dem nur anschließen: "Es gibt immer mehr fragwürdige Entscheidungen, deshalb finde ich es nicht schlecht, damit Diskussionen weniger und die Schiedsrichter in Schutz genommen werden."
Eine ganz strikte Begrenzung würde Thorsten Fink gut passen. "Wenn der Verein einmal pro Spiel die Möglichkeit hat, draufzuschauen, finde ich es sehr gut. Es muss ganz klar eine Situation sein, wo man sagt, die will man noch einmal sehen", so der Austria-Trainer. Da konnte auch Zoran Barisic nur zustimmen: "Bei kniffligen Situationen könnte ich es mir gut vorstellen." Der Rapid-Coach gab aber auch zu Bedenken: "Wir müssen aufpassen, dass der Fußball nicht generell digitalisiert wird."
Externe Person zur Überprüfung?
Völlig offen ist, wie die Umsetzung erfolgen soll. Wohl besser wäre es, wenn eine externe Person die TV-Bilder überprüft. "Es muss ja schnell gehen und sollte innerhalb von 10, 12 Sekunden erledigt sein. Man kann ja nicht ewig warten, wir sind ja nicht beim American Football", schilderte Sedlacek seine Sicht. Diese Funktion müsste im besten Fall durch einen Referee besetzt sein. Zum Einsatz könnte man auch Ex-Referees bringen, die das Alterslimit schon überschritten haben.
Aus finanzieller Sicht wäre eine Einführung wohl kein großes Problem. "Wenn es über das vorhandene technische Equipment geht, brauchst du eigentlich nur zwei zusätzliche Leute, einen der die Technik und einer der das Geschehen im Auge hat", sagte Wiens Fußballverbandsboss.
Offizielle Versuche ab nächster Saison
Das IFAB, das im März seine Jahresversammlung abhält, besteht aus vier Vertretern der britischen Verbände und vier Mitgliedern der FIFA. 2012 hatte die Regelbehörde der Einführung der Torlinientechnologie zugestimmt. Zuletzt wurden aber vermehrt Rufe nach einer Video-Unterstützung für Schiedsrichter bei strittigen Situationen laut. Eine solche ist im US-Profisport etwa seit Jahren üblich. Sämtliche Regeländerung bedarf der Zustimmung von sechs IFAB-Mitgliedern.
Erste offizielle Versuche könnte es ab nächster Saison geben. Es ist davon auszugehen, dass es zwei bis drei Saisonen dauern wird, bis klar ist, ob der Videobeweis eine Verbesserung für das Spiel darstellt. Feldversuche soll es u.a. im niederländischen Cup, dem englischen FA-Cup und der US-Major-League-Soccer geben. Der niederländische Verband (KNVB) hat die Technologie schon jetzt inoffiziell getestet. In Österreich wird nicht getestet. "Es macht keinen Sinn, dass wir bei einem Test mitmachen. Wenn es ein Ergebnis gibt, werden wir schauen, dass wir dabei sind", erklärte Sedlacek.
(APA/SALZBURG24)
(Quelle: salzburg24)