An einem schlanken Carbon-Gestell mit Flügeln in mehreren tausend Metern Höhe zu segeln oder knapp in Bodennähe dahin zu rasen – das ist die Welt von Thomas Weissenberger. Das Drachenfliegen ist seine Droge und der Weltrekord sein lang gehegter Plan. Seit mehreren Jahren will der erfolgreiche Salzburger Drachenflieger den Streckenflug-Weltrekord in einem Gebiet schaffen, dass dafür eigentlich nicht geeignet ist – in den österreichischen Alpen. Während bestehende Weltrekorde in erster Linie in thermisch günstigen, flachen und heißen Gegenden wie Texas oder Australien aufgestellt werden, müssen in den Alpen eine ganze Reihe von Rahmenbedingungen passen. Für den Rekord hat in diesem Jahr das Wetter nicht mitgespielt, dafür gab es den Titel im internationalen Streckenflug-Contest und die Erfüllung langgehegter Flugträume. „Als netter Nebeneffekt", wie der 43-jährige Salzburger im Gespräch mit Salzburg24.at meinte.
1.644 Kilometer im Drachen
„Als Salzburger ist das keine Selbstverständlichkeit", meinte Weißenberger, der sich den Titel heuer zum zweiten Mal holte. Durch die Berge und das oft launische Wetter sind die Voraussetzungen hier nicht ideal. Mit den drei Rekordversuchen und drei weiteren gewerteten Distanzflügen kam er auf insgesamt 1.644 Kilometer. Mehrere hundert Piloten stehen in der Wertungsliste für diesen Bewerb, etwa zehn Piloten machen sich den Sieg in der Gesamtwertung aus. Mit dem Bayern Markus Ebenfeld und dem Gmundner Günter Tschurnig verdrängte er Piloten auf die Plätze, die die Wertung schon gewonnen haben.
Flugtraum: Vom Hausberg zum Großglockner
Eigentliche Highlights der Saison waren aber andere Flüge. Das Erlebnis steht beim Drachenfliegen eben im Vordergrund. Weißenberger war die erste Person überhaupt, der ein Flug vom Gaisberg bis zum Großglockner gelang. Für die Streckenflug-Wertung spielte der Abenteuer-Flug keine Rolle, aber „vom eigenen Hausberg wegzufliegen ist was ganz Besonderes." Der Großglockner übt eine Anziehungskraft aus, auf diesem Gipfel zu stehen ist einzigartig. „Wenn du über diesen Berg drüberfliegen kannst, das ist schon noch eine Stufe cooler."
„Einfach total geil"
Erzählt der renommierte Drachenflieger über dieses Abenteuer, den langgehegten Traum, kommt er aus dem Schwärmen nicht heraus. Die extremen Unterschiede in der Landschaft, vom urbanen Gelände Salzburgs in die hochalpinen Regionen der Zentralalpen, „das ist einfach total geil." Um über den Glockner zu kommen, musste er alle Register ziehen. In der Thermik des Westhanges ging es auf 3.800 Meter hoch und vorbei am Gipfelkreuz, wo Wanderer vom skurrilen Luftgefährt sichtlich überrascht worden sind. Über das Tennengebirge ging es in 3.400 Metern Höhe in den Endanflug gen Gaisberg, ehe Weißenberger kurz vor Sonnenuntergang wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Auch einen Flug durch halb Österreich hat der Naturliebhaber zu verzeichnen, von Werfenweng ging es nach Wiener Neustadt. Distanzen, die auch im Auto kein Katzensprung sind.
Die Lotterie mit dem Rekord-Wetter
Der Traum vom Weltrekord lebt natürlich weiter. Den in den Alpen zu schaffen, gleicht aber einem Lotteriespiel. Es gibt eine ganze Reihe von Rahmenbedingungen, die stimmen müssen. „Man muss überzeugt sein, dass es möglich ist und dass man selbst in der Lage ist, die Distanz von 358 Kilometern zu überbieten. Du brauchst Top-Material, das musst du dann auch handeln können. Man muss mental bereit sein. Man muss eine Strecke wählen, die effizient ist, auf der man gut Kilometer machen kann. Und dann kommt der wichtigste Punkt: Das Wetter", so Weißenberger. Man braucht einen „Hammertag" mit starker Thermik, hoher Wolkenbasis und wenig Wind. In einem guten Sommer gibt es nur drei solcher Tage. Und wenn diese Voraussetzungen passen, gibt es immer noch die eigene Tagesverfassung, die stimmen muss. Alle fünf Minuten ist eine wichtige Entscheidung zu treffen, dabei muss man seine Emotionen bei den atemberaubenden Eindrücken, die ständig gesammelt werden, immer unter Kontrolle haben. Wenig überraschend, dass der Weltrekord lange Vorbereitung und noch längeres Hinwarten mit sich bringt. Thomas Weißenberger wird weiter auf den Tag warten und Salzburg24.at wird dabei sein.
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(Quelle: salzburg24)