Eins, zwei oder drei, das ist hier die Frage: Dass in der letzten Grunddurchgangsrunde der Eishockey-Liga noch um die Spitzenplätze gekämpft wird, ist durchaus außergewöhnlich. Auch Meister Red Bull Salzburg mischt noch mit. Nachdem die Bullen am Mittwoch nach einem Krampf-Sieg (3:2 n.V.) gegen Ljubljana das CHL-Ticket "noch" verpasst haben, ist heute Abend mindestens ein Punkt bei Fehervar nötig, um das erste Saisonziel unter Dach und Fach zu bringen. Sollte der KAC im Heimspiel gegen Pustertal straucheln, wäre sogar noch Platz eins möglich, während bei einer Niederlage und einem gleichzeitigen und sehr wahrscheinlichen Sieg Bozens gegen Innsbruck ein Abrutschen auf Rang drei droht.
Nächste Woche geht es in den Pre-Playoffs für die Teams auf den Plätzen sieben bis zehn um die letzten Viertelfinalplätze, bevor es dann in die Playoffs geht. Glaubt man einigen Experten und Fans in den sozialen Netzwerken, fehlt dem Team in diesem Jahr die Energie der letzten Jahre, um am Ende die Trophäe in die Höhe zu stemmen. Sind die Eis-Bullen noch nicht reif für die Playoffs oder läuft die Saison doch nach Plan?
Salzburg-Kapitän Thomas Raffl fordert mehr Teamgeist
Mit 92 Punkten rangieren die Salzburger derzeit auf Platz zwei und liegen damit voll im Punkteschnitt der letzten drei Meisterjahre, zeigten sich aber in den letzten zehn Spielen konstant unbeständig und kassierten gegen Graz, Villach, Wien und Nachzügler Asiago auch vier zum Teil fragwürdige Niederlagen. Gegen Pustertal und Ljubljana benötigte die David-Crew sogar eine Verlängerung, um am Ende als Sieger vom Eis zu gehen. "Der Grund dafür ist vielleicht, dass jeder Spieler oft zu sehr gewinnen will und zu sehr auf sich selbst schaut. Dann ist man oft einfach nicht mehr miteinander verbunden. Eishockey ist ein Mannschaftssport und wenn man am Ende gewinnen will, muss man einfach als Team auftreten", sagte Bulls-Kapitän Thomas Raffl schon vor einigen Tagen.
Eine Mahnung des Routiniers, die das Team von Headcoach Oliver David schnellstmöglich wachrütteln sollte, glänzten die Bullen in den Meisterjahren 2021 bis 2024 doch stets durch ein starkes Kollektiv und nicht durch herausragende Einzelleistungen. An der Kabinentür hing sogar ein Plakat mit der Aufschrift "Brotherhood".
Vorne hui, hinten pfui: Red Bull Salzburg kassiert zu viele Gegentore
Auch wenn sich die Bullen mit dem Toreschießen oft schwertun, liegen die Salzburger in dieser Statistik voll im Soll. Mit 169 Treffern nach 47 absolvierten Spielen ist in der laufenden Saison nur Tabellenführer Klagenfurt (181) besser. In den letzten drei Meistersaisons erzielten die Salzburger sogar deutlich weniger Tore als in der laufenden Spielzeit. Besorgniserregend ist hingegen die Statistik der Gegentore. Mit 127 mussten die Salzburger so viele Gegentreffer hinnehmen wie kein anderes der Top-6-Teams.
Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 waren es nur 97 Gegentore. Grund dafür könnten die anhaltend vielen Ausfälle der Bullen sein. In kaum einer Partie konnte Headcoach Oliver David auf ein volles Line-Up zurückgreifen. Teilweise fehlten dem Kalifornier bis zu elf Stammkräfte. Schlüsselspieler wie Thomas Raffl oder Peter Schneider, die seit Jahren gemeinsam mit Benjamin Nissner die Toplinie der Bullen bilden, liefen oft angeschlagen auf. Im Jänner schätzte Schneider seine Fitness gegenüber S24 sogar nur bei 60 Prozent ein.
Salzburg in Unterzahl nicht meisterlich
Beim Blick auf die Special Teams stellt man in Salzburg fest: Vorne hui, hinten pfui. Denn mit 25,7 Prozent liegen die Bullen in der Powerplay-Statistik hinter Villach auf Platz zwei. Im Unterzahlspiel belegen die Mozartstädter mit 75,3 Prozent einen wenig meisterlichen zehnten Platz. Nur Freitagsgegner Szekesfehervar, Villach und Schlusslicht Innsbruck sind schlechter als der Titelverteidiger. Ein weiterer Punkt, der im Kampf um die Meisterschaft über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, ist die Torhüterposition. Mit Atte Tolvanen liegt der Bullen-Goalie statistisch gesehen wie im Vorjahr "nur" auf Rang sechs. In der Saison 2022/23 war der Finne, der auch für Österreich spielberechtigt ist, ligaweit die Nummer eins.
Alles andere als Salzburg, Klagenfurt oder Bozen wäre Überraschung
Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Die Eis-Bullen sind auch nach dem Titel-Hattrick der letzten drei Spielzeiten und einer nach außen hin durchwachsenen Saison für die Playoffs gerüstet. Und wer die Eishockeyliga in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, zu welchem Kollektiv die Salzburger in den Playoffs zusammenwachsen können. Der Titel dürfte also auch im Frühjahr nur über Salzburg, Klagenfurt und Bozen führen.
(Quelle: salzburg24)