Auf Mirjam Puchner waren bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) als Lokalmatadorin alle Augen gerichtet. Dabei musste die Pongauerin aufgrund schwacher Weltcup-Ergebnisse und eines grippalen Infekts lange um ihr WM-Ticket zittern, am Ende reichte es dann doch noch zur Silbermedaille in der Abfahrt. "Irgendwie war das so mein eigenes Drehbuch", wie die 32-Jährige nach ihrem Erfolg den vielen Medienvertreter:innen im Zielhang des Zwölferkogels resümierte. Wer die Salzburgerin bei der WM beobachtete, erlebte eine gefestigte Speed-Athletin, die immer an sich glaubte. Wie sie privat tickt und welche Ziele sie nun verfolgt, hat sie uns am Montag bei einem SALZBURG24-Interview rund um das Schloss Hellbrunn erzählt.
Nach WM-Silber folgt gemütlicher Abend mit Pizza
Auch nach der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm war die Stimmung bei Mirjam Puchner positiv. Nach dem Gewinn der Silbermedaille war die Last, die von ihr abfiel, fast greifbar. Noch am Abend ihres Erfolges fuhr die St. Johannerin mit ihrem Freund Franz nach Hause nach Salzburg. Dort wurde nicht nur viel Schlaf nachgeholt, sondern auch ordentlich gegessen. "Da der Kühlschrank nicht viel hergab, haben wir uns eine Pizza bestellt und es uns gemütlich gemacht. Da konnte ich zum ersten Mal alles sacken lassen", beschreibt Puchner die ersten Stunden abseits des Trubels.

Dabei ist ein Tagesablauf nach dem Motto "schauma amoi, dann sengmas scho" gar nicht ihr Ding. Ein fester Ablauf ist Puchner sowohl im sportlichen als auch im privaten Alltag sehr wichtig. "Ich bin generell ein sehr strukturierter Mensch. Das macht es mir persönlich aber auch oft schwer. Ich bin einfach jemand, der zielstrebig ist und einen genauen Plan hat. Oft wünsche ich mir auch, dass ich in mancher Hinsicht lockerer wäre. Aber das sind auch die Eigenschaften, die mich ausmachen. Aber das hat mir bei der WM sehr geholfen, eine gewisse Lockerheit an den Tag zu legen", so die Silberheldin, die stets 75 Minuten vor Abfahrt zur Strecke aufsteht, über sich selbst.
Natur, Rad und Berge: Mirjam Puchner sucht Entspannung im Freien
Um sich vom Stress des alpinen Ski-Weltcups mit langen Reisen, vielen Medienterminen und sportlichen Höchstleistungen zu erholen, gönnt sich "Miri", wie sie im ÖSV-Team genannt wird, auch immer wieder persönliche Auszeiten. "Ich bin keine, die den Trubel sucht. Auch privat nicht. Deshalb gehe ich gerne in die Natur, fahre Rad oder gehe auf die Berge", verrät Puchner, die keinen bestimmten Ort hat, an dem sie Kraft tankt. "Das ist ganz unterschiedlich. Ob hier in Salzburg oder in St. Johann, wo ich immer wieder gerne hinkomme. Einen besonderen Ort gibt es eigentlich nicht."
"Wirkliche Entspannung" beim Kuchenbacken
Und wenn es nicht gerade die Natur ist, wird im Hause Puchner gebacken und gekocht. Auf ihrem Instagram-Kanal finden sich sogar Story-Highlights rund um die kulinarischen Künste der WM-Silbermedaillengewinnerin. "Für mich ist das wirklich Entspannung. Ich backe sehr gerne und kann dabei richtig abschalten. Auch wenn es zu Hause immer heißt, backen brauche ich nicht, das sei nur Stress. Aber ich bin eben der Typ, der lieber einen Kuchen backt, als auf der Couch zu sitzen", schmunzelt sie und macht deutlich, dass das Thema Ernährung als Profisportlerin ebenso einen hohen Stellenwert hat wie im Privatleben. Aber: "Ich finde es schon wichtig, dass man sich auch mal was gönnt, wenn man einen richtigen Guster hat. Aber wenn wir in einer Rennwoche sind, esse ich natürlich keine Pizza oder sonst etwas, was meinem Körper nicht gut tut."

Silber bei der Heim-WM im Glemmtal, Olympia-Silber bei der Abfahrt in Peking 2022 und acht Podestplätze im Weltcup. Die Bilanz von Mirjam Puchner, die im Jänner 2013 im Weltcup debütierte, kann sich sehen lassen. Welche sportlichen Ziele sie noch verfolgt? "Schwer zu sagen. Nächstes Jahr sind die Olympischen Spiele in Italien. Das ist so nah, das fühlt sich fast wie zu Hause an", schielt die Polizeisportlerin auf das Mega-Event im Nachbarland, für das sie sich unbedingt qualifizieren will.
Während Weltcup-Stress schreibt Puchner Masterarbeit
Auch beruflich will sie noch einiges erreichen. Denn als Sportlerin muss man sich natürlich auch immer Gedanken machen, wie es nach der Karriere weitergeht. "Ich bin bei der Polizei und schreibe gerade meine Masterarbeit. In welche Richtung es danach geht, lasse ich mir offen. Als Sportlerin muss man eine andere Berufserfahrung machen, weil man das andere oder richtige Arbeiten in dem Sinne eigentlich gar nicht kennt. Man muss offen sein, etwas auszuprobieren und sich auch einmal eingestehen, wenn etwas nicht passt. Im Moment bin ich aber relativ breit aufgestellt", hat Puchner noch keinen fixen Plan für die Zeit danach.
Familie? "Kinderwunsch ist natürlich irgendwann da"
Auch das Thema Familie geht der 32-Jährigen schon durch den Kopf, Puchner ist in einer Familie mit mehreren Kindern aufgewachsen. "Deshalb ist der Kinderwunsch natürlich auch bei mir irgendwann da. Aber es ist noch nicht so, dass ich sage, nach der Karriere sofort ein Kind. Das muss sich dann auch ergeben und mit der Karriere zusammenpassen. Irgendwann wird das ein Thema sein, aber noch nicht jetzt."
Während es für Puchner und einige ÖSV-Athletinnen am heutigen Dienstag wieder nach Saalbach zum Training geht, stehen Ende Februar/Anfang März die Weltcup-Speedrennen in Kvitfjell auf dem Programm. "Die Strecke ist echt cool und ich habe dort gute Erfahrungen gemacht. Wir haben heuer drei Rennen und nehmen den guten Schwung aus dem Weltcup mit. Aber jeder fängt bei Null an", glaubt sie trotz der starken Leistung im Glemmtal nicht an einen Selbstläufer.
(Quelle: salzburg24)