Hätte sich Mirjam Puchner als 14-Jährige für Tennis entschieden, wäre ihr nicht vergönnt gewesen, was sie am Samstag in Saalbach-Hinterglemm erlebte. "Das kann man sich fast nur erträumen, dass man bei einer Heim-WM eine Medaille macht, im eigenen Bundesland." Die einzige Salzburgerin im Aufgebot des ÖSV räumte in der Abfahrt als Last-Minute-Qualifikantin ab. Die Vorfreude auf das Rennen sei ihr fast schon "unheimlich" gewesen, Silber "umso mehr" Motivation für Olympia 2026.
Tränen bei Puchner in Krisen-Saison
Nach "so guter Vorbereitung" hatte Puchner bis zur WM eine "richtig schwierige Saison", in der viele Tränen geflossen sind. Es sei für den Kopf sehr zäh geworden und sie habe zum Zweifeln angefangen. Beim Training auf der Reiteralm unmittelbar vor der WM habe sie nicht verstanden, dass sie das Gefühl nicht herbekomme, das sie vor der Saison hatte. Kopfschütteln stellte sich ein. Sie sei daher einfach nur froh gewesen, dass sie bei der WM dabei sein und "durch die Quali darf".
Keine wilden Figuren auf den Wellen
Danach habe sie sich einen Plan gemacht und gesagt, das ziehe sie jetzt durch. Und sie habe das Vertrauen von vielen bekommen, die bei dieser Strecke an sie glaubten. Nach der Ankunft in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) sei es im Riesentorlauftraining am ersten Tag auf anderer, eisiger Piste ganz gut gegangen, auf der WM-Piste überraschte sie sich selbst. "Dass mir die Wellen so taugen. Ich bin sonst eine, die bei Sprüngen und Wellen wildere Figuren reißt. Aber ich habe mich voll wohl gefühlt und mich getraut, zu attackieren." Weniger überraschend als die Medaille sei für sie, dass die Saison davor so verlaufen sei - mehr als ein zehnter Weltcup-Platz in der Abfahrt war nicht drinnen gewesen.
Das Vertrauen wieder gefunden zu haben, auf dieser Strecke am Zwölferkogel nicht zu sehr auf der Linie zu picken, sei das Um und Auf gewesen. "Es war immer für mich das Ziel, hier eine Medaille zu machen. Ich bin vielleicht auch mit weniger Erwartungen hergekommen." Dass sie - nach den guten Trainingsleistungen - die Favoritenrolle anderen zugeschoben habe, sei auch taktisch gewesen. "Vielleicht wollte ich es einfach nicht so ganz wahrhaben oder zu nahe an mich rankommen lassen, dass hier etwas Gutes rauskommen könnte."
Nach der Silbermedaille konnte sich Puchner auch einen Seitenhieb in Richtung ihrer Kritiker nicht verkneifen. "Diejenigen, die im Netz negativ schreiben, sollen selber einmal herunterfahren. Ich muss niemandem etwas beweisen", so die 32-Jährige im Gespräch mit SALZBURG24.
Mit Skischuhen als Elefant in Tennishalle
Vergleichen wolle sie Olympia-Silber von Peking 2022 im Super-G mit der Silbernen nun bei der Heim-WM in der Abfahrt nicht. "Ich finde es einfach schön, dass sich das ergänzt." Im Leben komme vieles zurück, meinte Puchner angesprochen darauf, dass sie sich bei der WM 2017 in St. Moritz so schwer verletzt hatte (Unterschenkelfraktur). Die 32-Jährige erinnerte auch an WM-Rang vier vor zwei Jahren. "Das ist jetzt ein schöneres Ende als damals. Meine Karriere hat wirklich alles beinhaltet, von Höhen bis Tiefen. Es ist ein gutes Drehbuch."
Ein Drehbuch, in dem Ski die Priorität gegenüber Tennis bekam, wenngleich sie freilich immer noch gern spielt und bis vor einem Jahr auch Meisterschaft. "Der Tennistrainer hat im Winter meistens gesagt, ich soll die Skischuhe ausziehen. Ich renne in der Halle, als hätte ich sie noch an, also wie ein Elefant", erinnerte sich Puchner an ihr Teenageralter. "Mit 14 hat es geheißen, wenn du Tennis willst, musst du wo hingehen. Ich bin aber einfach gern daheim." Daher schlug das Pendel in Richtung Skikarriere aus.
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(Quelle: salzburg24)