Im Skispringen darf ab kommender Weltcup-Saison nur noch eine begrenzte Anzahl an Anzügen verwendet werden. Maximal können Stefan Kraft, Eva Pinkelnig und Co. in einem Winter zehn Anzüge zum Einsatz bringen. Überwacht wird dies mit an mehreren Teilen der Wettkampfbekleidung angebrachten NFC-Mikrochips.
FIS überwacht Skisprung-Anzüge
Gewisse Parameter wie die Luftdurchlässigkeit und der Schnitt dürfen im Nachhinein nicht mehr verändert werden. Die Reduktion soll einerseits für mehr Nachhaltigkeit sorgen, durch Kostenersparnisse aber auch finanziell benachteiligte Nationen unterstützen.
Kraft, der bereits seit Jahren zur absoluten Weltspitze zählt, lässt sich von der neuen Regelung der FIS nicht aus der Ruhe bringen. "Sicher muss man sich gut überlegen, welchen Anzug schickst du zum Chippen hin. Mit dem musst du dann doch eine Zeit haushalten", erklärte der Schwarzacher (Pongau) im Gespräch mit SALZBURG24. Dennoch zeigt sich der 31-Jährige entspannt: "Auch letztes Jahr habe ich den Anzug vom ersten Saisonsieg bis Bischofshofen (Anm. im Jänner) verwendet. Wenn dir der Anzug taugt, dann taugt er dir."
Neue Regel erfordert Umdenken
Für die Zuschauenden mag die Begrenzung auf zehn Anzüge zunächst wenig spektakulär klingen, doch für die Athleten bedeutet sie eine Umstellung. Während Kraft in den vergangenen Jahren zwischen 15 und 20 Anzüge verwendete, müssen nun mit einer strengeren Selektion die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Dabei spielt die richtige Taktik eine entscheidende Rolle, wie auch Krafts Freund und ÖSV-Teamkollege Michael Hayböck betonte: "Du musst mit zehn Anzügen auskommen. Es wird schon weniger, aber du musst halt beim Testen mehr mitdenken, welcher Anzug gut für wann passt."
Die Regeländerung soll vor allem kleineren Skisprungnationen zugutekommen, die oft nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um eine Vielzahl von Anzügen zu produzieren. Hier sieht Hayböck einen wichtigen Schritt in Richtung Fairness: "Das sollte jenen dienen, die sich nicht so viele Anzüge leisten können. Mit dieser Änderung sind sie nicht mehr so benachteiligt." Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Top-Nationen sich dadurch keinen allzu großen Vorteil schaffen können.
Trotz der Veränderungen bleibt für die österreichischen Skisprung-Stars vieles beim Alten. Kraft und Hayböck setzen auf bewährte Abläufe in der Vorbereitung und Training. Die neue Herausforderung liegt darin, den perfekten Anzug frühzeitig zu identifizieren und zu testen. "Wenn du jetzt im Dezember einen neuen Anzug kriegst und dann denkst, der geht so gut, kannst du ihn für die Tournee aufheben", erklärte Hayböck.
Stefan Kraft: "Haben uns nie Finger verbrannt"
Doch wie genau erkennt ein Springer, ob der Anzug der richtige ist? Kraft, der auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen kann, beschreibt es als eine Mischung aus Gefühl und Präzision: "Es ist einfach das Feeling, wie du im Anzug steckst und was er in der Luft macht. Du spürst das über die Jahre, ob es der Anzug ist, der den Unterschied macht. Aber ich finde es gut, dass der Anzug im Vorhinein so abgenommen wird, dass das Reglement scharf genommen wird. Wir haben uns da nie die Finger verbrannt."
Die neue Anzugregelung bringt also eine zusätzliche strategische Komponente in den Skisprungsport. Für die Athlet:innen bedeutet die Begrenzung nicht nur mehr Planung, sondern auch ein Stück mehr Fairness im Wettbewerb. "Die Regelung sorgt dafür, dass alles passt. Der, der am weitesten springt, soll auch gewinnen", fasste Hayböck zusammen.
Die Fans dürfen also gespannt sein, wie sich diese neue Dynamik in der kommenden Saison auswirken wird – und wer am Ende mit der besten Anzugstrategie von der Schanze fliegt.
(Quelle: salzburg24)