Sara Marita Kramer sucht in der nordischen Zwischensaison den Anschluss an die absolute Weltspitze im Frauen-Skispringen. Vor einem Jahr als Gesamtweltcupsiegerin 2021/22 in den Weltcup gestartet, wurde sie im Endklassement als nur drittbeste Österreicherin hinter Gesamtsiegerin Eva Pinkelnig sowie der sechstplatzierten Chiara Kreuzer bloß 15. Nun sieht Kramer die Weichen auf ein Comeback aber gestellt, eine Rückkehr als Siegspringerin sei aber nicht das erste Ziel.
Kramer muss nach Flop-Saison von vorne anfangen
"Im Großen und Ganzen glaube ich, dass ich besser dran bin als letztes Jahr und dass ich wieder einen Schritt gemacht habe", sagte die Salzburgerin im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur und bezeichnete den nach-olympischen Winter als Rückschlag. Freilich sei es nun "ein bisschen schwer, wenn man so gut war. Dann ist es extrem schwer, wieder von vorne anzufangen." Eigentlich müsse sie das aber tun. "Langsam die Schritte gehen und nicht die ganze Zeit im Hinterkopf haben, wie gut ich war."
Die Schritte in der Vorbereitung seien okay gewesen und langsam taste sie sich wieder heran, ließ Kramer ihr Gefühl sprechen. "Ich bin selbst mal schnell unzufrieden, aber ich glaube schon, dass es sehr solide ist für den Moment." Unsicher sei sie noch, ob sie den Erfolg der Anfang Dezember beginnenden Weltcups in Ergebnissen messen solle. "Für mich steht an erster Stelle, dass ich wieder voll motiviert bin und ein bisschen mehr wieder die alte Sara werde."
Salzburger Skispringerin fühlt sich fitter
Noch vermisse die Maria Almerin (Pinzgau) noch ein wenig den Spaß und die Lockerheit in schon einmal vorhanden gewesenen Ausmaß. Ihre Sprünge seien dafür oft noch sehr überlegt. Da zurückzufinden, sei jedenfalls sehr wichtig für sie. "Dass ich sage, okay, mir macht es Spaß, die ganze Sache und ein Lächeln im Gesicht habe." Zurück sei immerhin die Frische vergangener Tage. "Mein Körper fühlt sich einfach wieder fitter an", merkte die seit zwei Wochen 22-Jährige an. "Denn letzte Saison war ich schon müder."
Die 15-fache Siegerin von Weltcupspringen, womit sie einen Erfolg hinter ÖSV-Rekordlerin Daniela Iraschko-Stolz liegt, glaubt darin eine Folge ihrer Erfolgssaison 2021/22 und letztlich des aufgrund einer Covid-Erkrankung verpassten Olympia-Antretens erkannt zu haben. "Nach dem Corona-Fall wollte ich jedem zeigen, okay, ich bin da und habe es schon drauf. Ich wollte es beweisen. Und nach dem Gesamt-Weltcup wollte ich es beweisen und noch einmal den Gesamt-Weltcup holen."
Schon als Kind wollte Kramer "Beste sein"
Sie habe dann im vorvergangenen Sommer immer mehr und mehr gemacht, sei aber nie mit dem Status quo zufrieden gewesen. "Da habe ich mich selber ein bisschen gefressen. Ich habe schon während der Saison Müdigkeit und körperliche Wehwehchen verspürt. Dann kommt der Kopf dazu. Wenn du in der Saison mal im Rad gefangen bist, dann bist drinnen." Letztlich sei es im Nachhinein gesehen eine für sie sehr lehrreiche Saison gewesen. "Trainingstechnisch habe ich gelernt, dass die Regeneration wichtig ist."
Und den Stress der Getriebenen möchte Kramer fortan hintanstellen. "Ich habe einfach als Kind den Traum gehabt, die Beste zu sein. Ich will die Menschen inspirieren. Da mache ich mir viel Druck, darunter habe ich letzte Saison gelitten." Neben der Schanze sei sie entspannt, darauf aber sei es eine ganz andere Sache gewesen. Und das Gefühl eines guten Sprungs mache süchtig danach. "Es ist halt sehr schwierig, wenn man weiß, wie man skigesprungen ist. Ich glaube, dass das im Skispringen ein bisschen fatal ist."
Neuer Damen-Skisprung-Trainer
Als positiv wertet Kramer, dass es mit Bernhard Metzler nun einen neuen ÖSV-Cheftrainer gibt, auch wenn sie mit Harald Rodler "coole Erfolge" gefeiert habe. "Aber im Zuge meiner schlechten Saison war es sehr cool, einen neuen Trainer zu bekommen. Ein Neustart, wo ich sagen kann, jetzt starten wir wieder durch. Neues Konzept und neue Ideen, was mir auch gut tut. Weil das einfach was Neues und man ist wieder motiviert." Metzler sei sehr motiviert und bringe frischen Wind. "So kann man gut durchstarten."
Als Teamleaderin fungiert aktuell Eva Pinkelnig, die neue Sportlerin des Jahres. Kramer gönnt ihr diese Auszeichnung. "Kompliment! Ich glaube, das ist auch für den Skisprung-Sport sehr cool. Das hat es noch nie gegeben."
Die frühere und vor kurzem gesundheitsbedingt zurückgetretene Teamleaderin Iraschko-Stolz wiederum vermisst die Team-Weltmeisterin 2021. "Sie hat mir sehr viel mitgegeben, als meine Karriere steil bergauf gegangen ist. Bei der WM in Oberstdorf war sie eine große Stütze."
Am 2. Dezember in Lillehamer (Norwegen) geht es für Kramer und die ÖSV-Crew im Weltcup los.
(Quelle: apa)