Pünktlich um 8.40 Uhr kamen die Reisebusse von Niedernsill (Pinzgau) ins nur elf Kilometer Luftlinie entfernte Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) zum ersten Durchgang des RTL-Weltcup-Riesenslaloms an. Mit an Bord waren rund 150 Fans aus der Heimatgemeinde von ÖSV-Ass Stefan Brennsteiner. "Ganz Niedernsill wird kommen", ließ der Technikspezialist bei der WM-Eröffnung nach der Eröffnung gegenüber SALZBURG24 schmunzelnd wissen.

Wenig zu lachen hatte der 33-Jährige in seiner Paradedisziplin. Nach zehn Sekunden Fahrzeit verlor er nach einem unspektakulären Schwung plötzlich seinen rechten Ski und schied vorzeitig aus. Wutentbrannt schmiss er sein Arbeitsgerät in den Schnee und ließ seinem Ärger freien Lauf.
"Eine meiner bittersten Stunden"
Doch im Ziel wollte der sichtlich enttäuschte Skirennläufer von Frust nichts mehr wissen. Er bewies Klasse, als er die in Schockstarre verfallenen Fans ermunterte, weiter zu feiern, statt mit ihm zu trauern. "Das ist sicher eine meiner bittersten Stunden, auch wenn ich schon bitterere erlebt habe. Der Skisport hat mich viel gelehrt. Wenn man mit einer Verletzung abreist, ist es noch härter. Aber trotzdem ist es brutal schwer, nach vorne zu schauen. Ich werde versuchen dem nicht mehr so viel Gewichtung zu geben wie in den vergangenen Jahren. Ich war in einer Form wie nie zuvor", betonte Brennsteiner im Zielhang.
In Führung nach dem ersten Durchgang liegt Timon Haugan (NOR) vor Loic Meillard (+0,02 Sekunden) und Marco Odermatt (0,24/beide SUI). Bester Österreicher wurde Raphael Haaser (+0,62), dem 38 Hundertstel auf Edelmetall fehlen. Marco Schwarz (+0,87) ist zur Halbzeit Achter.
Pechvogel Brennsteiner mit offener WM-Rechnung
Mit Großereignissen hat der Pinzgauer somit weitere Rechnungen offen. Bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang lag der Salzburger auf Medaillenkurs, erlitt aber kurz vor dem Ziel einen Kreuzbandriss. Vier Jahre später in Peking war Brennsteiner auf dem Weg zu einer sicheren Medaille, stieg sich im Endspurt aber auf die Ski. Bei der letzten WM in Courchevel wurde der Pechvogel im RTL und im Team-Bewerb zwei Mal Vierter.

"Motivation für die nächsten Tage finde ich im Moment nicht wirklich." Warum sich sein Ski plötzlich öffnete, konnte sich der Niedernsiller nicht erklären. "Man sagt, wenn man schlampig auf dem Ski steht, kann so etwas passieren. Aber ich bin auch schon schlampiger draufgestanden und der Ski ist drangeblieben. Mir tut es für die 150 Leute einfach brutal leid, dass ich nur zehn Sekundengefahren bin. Ich glaube nicht, dass irgendwer etwas falsch gemacht hat."
Dass er auch bei einem Karriere-Highlight liefern kann, bewies er im Mixed-Teambewerb bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Bejing (China). "Jetzt fehlt ihm noch der durchschlagende Erfolg", meinte Papa Günther Brennsteiner. Darauf muss der vom Pech verfolgte ÖSV-Profi aber noch warten.
WM-Stimmung in Saalbach-Hinterglemm "einfach genial"
Einer seiner größten Anhänger ist Papa Günther, der ebenso vor Ort war. Der Bürgermeister aus Niedernsill schwärmte kurz nach der Ankunft bereits von der Stimmung am Fuße des Zwölferkogels. "Es ist einfach genial, was hier los ist. Die Nachfrage war so groß, dass ich leider nicht für alle eine Karte besorgen konnte", betonte er Freitagfrüh vor dem Rennstart gegenüber SALZBURG24.
Ob es für Stefan Brennsteiner die letzte Weltmeisterschaft gewesen ist, wusste er selbst nicht zu sagen.
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(Quelle: salzburg24)