Statt als Ratgeberin wird Petra Kronberger als Zuschauerin bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) dabei sein. Als langjährige Leiterin der Abteilung "Optimal Sports" hätte die Abfahrts-Weltmeisterin von 1991 den Protagonisten von heute gerne ihre Erfahrungen im Umgang mit einem Heim-Großevent geschildert. Die 55-Jährige hat den Verband mittlerweile aber verlassen. Die Saalbach-WM von einst sieht sie mittlerweile als "Geschenk" – verbunden mit großem Druck.
Erfolgreiche Kronberger bei Saalbach-WM
Noch ehe Kronberger 1992 mit Olympiagold in Slalom und Kombination zu "Petra The Great" wurde und ihre Erfolgskarriere wenig später als 23-Jährige beendete, wurde sie in der Heimat auch Weltmeisterin. 1991 schrieb sie mit Abfahrts-Gold das von der Öffentlichkeit bestellte Erfolgskapitel. Das Ski-Märchen unweit ihrer Pongauer Heimat endete für den möglichen WM-Superstar dann aber abrupt: Bei einem Sturz im Super-G verletzte sie sich am Knie.
Ihre Erinnerungen an die Saalbach-Tage kommen dieser Tage durch Medienanfragen vermehrt wieder hoch. "Wie Blitzlichter kommen Bilder vom Sieg in der Abfahrt, von der Verletzung im Super-G, von der Ungewissheit, ob durch den Krieg im Nahen Osten die WM stattfindet", schilderte Kronberger der APA, "vom tragischen Tod von Gernot Reinstadler in Wengen, drei Tage vor Beginn der WM, von den vielen Zuschauenden, von der Sonnen-WM, vom enormen Druck, der auf mir lastete".
Heim-WM als Fluch und Segen
Eine Heim-WM sei Fluch und Segen zugleich. "Ich empfand es einerseits als Geschenk, an einer Heim-WM teilnehmen zu können, sogar im eigenen Bundesland. Und gleichzeitig nahm der Druck, so fühlte es sich für mich an, exponentiell zu. Es gipfelte im Titel einer Tageszeitung, worin 5x WM-Gold prophezeit wurde, oder vielleicht besser gesagt, gefordert wurde. Es war mir, als hätte ich bereits vor Antritt der WM fast nur verlieren können."
Jeder Mensch gehe unterschiedlich mit Drucksituationen um. "Es gibt Athletinnen und Athleten, die vor Heimpublikum richtig zur Blüte gelangen, in ihre eigene Kraft. Und manche erdrückt es schier. Wichtig ist meiner Ansicht nach, im Vorfeld abzuklären, was die Athletin/der Athlet in einer solchen Situation braucht", meinte Kronberger. Sie führt etwa ein ungestörtes, effizientes Training und eine durchdachte Koordination für Medien- und Öffentlichkeitsauftritte an. Man müsse sich auch trauen, einmal nein zu sagen. Auch mentale Unterstützung und spezielle Bezugs- und Vertrauenspersonen seien wichtig.
Kronbergers Erbe für die Skination
Kronberger selbst fällt nun als mögliche Ansprechpartnerin weg. Sie verließ den ÖSV, nachdem die von ihr aufgebaute Anlauf- und Beratungsstelle "Optimal Sports" im September in die Medizinische Abteilung des ÖSV integriert wurde. Dadurch ging laut Kronberger die Unabhängigkeit, die sie so schätzte, verloren. "Diese Unabhängigkeit, innerhalb des Verbandes und nach außen, war für meine Arbeit sehr wertvoll, denn es ging auch um sensible, persönliche Themen", erklärte sie ihren Abgang nach elf Jahren.
Von der Notwendigkeit einer Anlaufstelle wie "Optimal Sports", in der es um Persönlichkeitsstärkung und Gesundheitsentwicklung, Vermittlung und Konfliktlösung, aber auch etwa Safe Sport (Wahrung der Grenzen) oder duale Karriere ging, ist sie überzeugt. "Sie ist quasi die 'Software', denn es geht um Themen, die weder messbar noch wirklich sichtbar und trotzdem ein wichtiger Faktor für Höchstleistung auf lange Sicht sind."
Wie mit ihrem "Erbe" jetzt im ÖSV umgegangen werde, liege in den Händen der sportlichen und medizinischen Führung des ÖSV. Die Position wurde interimistisch mit der Leiterin der Sportkoordination besetzt. Kronberger hat mittlerweile das Weiterbildungsstudium "Angewandte Beratungswissenschaften" an der Universität Krems begonnen. "Ich freue mich auf die WM und darauf, die Rennen mit einer Außensicht zu verfolgen." Als Champion von 1991 wird sie auch ein Teil der Eröffnungsfeier sein.
(Quelle: apa)